Memmingen - Wer Klaus Holetschek in seinem CSU-Büro in Memmingen besucht, wundert sich über die spartanische Einrichtung und den riesigen Wandkalender aus dem Jahre 2020 im Besprechungszimmer. Als dieser aufgehängt wurde, dachte in Deutschland noch niemand an Corona. Während des Gespräches kann sich der bayerische Gesundheitsminister nicht von seinem Handy trennen. Stets fummelt er auf der Tastatur herum, liest eingehende Nachrichten. Das Mobiltelefon legt er nur zur Seite, wenn er mit beiden Händen bestimmte Zusammenhänge erklärt. Die Corona-Pandemie setzt Holetschek und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Monaten gehörig zu. Bei Mineralwasser erklärt er, dass er sich – wie die meisten Menschen – auf seinen Sommerurlaub freue. „Aber an Freizeit ist momentan einfach nicht zu denken“, sagt der Politiker. Nach eineinhalb Jahren Corona hat sich bei vielen Bürgern erheblicher Unmut aufgestaut. Wer in den sozialen Medien stöbert, stößt auf Texte von Pseudoexperten, Querdenkern, Verweigerern, Egoisten und Urlaub-um jeden-Preismacher, die der Meinung sind, dass die Regierung in der Pandemie versagt hat. Sind Politiker tatsächlich so unfähig, wie sie in vielen Foren dargestellt werden? Gesundheitsminister Klaus Holetschek: Nein, wirklich nicht. Die Pandemie ist weltweit eine große Herausforderung für alle Menschen, nicht nur für Wissenschaftler, Ärzte und Politiker. Es gab kein Drehbuch, keine Blaupause gegen diese Pandemie. Wenn man sieht, was in anderen Ländern passiert, sind wir bisher gut durch diese Krise gekommen. Dass die Krankheit für viele Menschen zermürbend ist und jeder wieder ein Stück Normalität zurückhaben will, ist, so glaube ich, selbstverständlich.
2021-06-22