Leben

Der Erste seiner Art

Alexander Fröhlich ist der erste Pflegedirektor der Günztalklinik Allgäu. In seiner beruflichen Karriere hat er immer mal wieder Neues ausprobiert – und auch mal Laufschuhe verkauft. Das liegt an seiner großen Leidenschaft

Alexander Fröhlich ist der erste Pflegedirektor der Günztalklinik Allgäu. In dem Moment, als er das erste Mal nach Obergünzburg kam, wollte er hier arbeiten. Foto: Georg Schalk

Alexander Fröhlich ist der erste Pflegedirektor der Günztalklinik Allgäu. In dem Moment, als er das erste Mal nach Obergünzburg kam, wollte er hier arbeiten. Foto: Georg Schalk

Mit dem Titel „Direktor“ fremdelt Alexander Fröhlich noch. „Das klingt so wirkmächtig, so entscheidungsgewaltig. Ich lebe eher den kollegialen Stil“, sagt er. Aber ob er will oder nicht: Der 53-Jährige ist Pflegedirektor der Günztalklinik Allgäu. Er ist der Erste, der diese Position innehat. Denn eine eigenständige Pflegedirektion gab es dort bislang nicht. Die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie gehörte zum Bezirkskrankenhauses (BKH) Kaufbeuren. Seit 1. Oktober 2021 ist sie selbstständig. Damit stieg Chefarzt Dr. Achim Grinschgl zum Ärztlichen Direktor auf und Alexander Fröhlich zum Pflegedirektor. Zuvor hatte er sowohl als Stationsals auch als Pflegedienstleitung in der Günztalklinik gearbeitet.Im Alltag ist von dieser Umstrukturierung nichts zu spüren. Die Beschäftigten in der Obergünzburger Akutklinik gehen ihrer Arbeit nach und versuchen, den psychisch erkrankten Menschen zu helfen, die dorthin kommen und in der Regel sechs Wochen bleiben. Das Krankenhaus-Areal, eingebettet in eine sanfte Voralpenlandschaft am Ortsrand der Ostallgäuer Marktgemeinde, hilft ihnen dabei.

Als Alexander Fröhlich das erste Mal hier hoch fuhr, oberhalb des Hagenmoos stand, auf die Klinik und die Allgäuer Bergkette blickte, wusste er: Hier will ich arbeiten! „Das Gebäude hat einen gewissen Charme. Zudem liebe ich die Natur. Ob Joggen, Mountainbiken oder Bergwandern – damit kann ich gut abschalten und mich auf Dinge neu konzentrieren“, beschreibt er das Lebensgefühl, das viele Allgäuer kennen und schätzen. Leidenschaft hat er auch für seinen Beruf entwickelt: die Arbeit in der Pflege. Sie ist quasi seine Berufung. Fröhlich absolvierte seine Ausbildung als Krankenpfleger von 1990 bis 1993 am BKH Kaufbeuren, wobei er schwerpunktmäßig am damals noch angegliederten Standort Kempten eingesetzt war. Am BKH Kaufbeuren hatte er zuvor bereits als Zivi gearbeitet. Diese 20 Monate waren für seinen weiteren beruflichen Weg ausschlaggebend. „Ich habe auf einer Station für chronisch psychisch kranke Frauen erfahren, wie es gelingen kann, das Beste für die Menschen rauszuholen. Das war eine berührende Zeit“, blickt er zurück. Nach zwei Jahren in der Anästhesie am Zentralklinikum Augsburg wechselte er 1995 nach Kempten. Am dortigen BKH arbeitete er bis 2005 als stellvertretender Stationsleiter und als kommissarischer stellvertretender Pflegedirektor. Dann nahm sich Fröhlich eine mehrjährige Auszeit aus der pflegerischen Tätigkeit und versuchte sich als Einzelhändler in einem Fachgeschäft für Laufsport in Kempten.

2009 kehrte er in den Klinikalltag zurück und arbeitete fortan in der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am BKH Kaufbeuren. Sieben Jahre blieb Fröhlich-Vorwerck dann dort, ab 2010 als stellvertretender Stationsleiter. Bis 2016 die Günztalklinik Allgäu in Obergünzburg startete. Der heute 53-Jährige wollte unbedingt diese Chance ergreifen. „Ich bin jemand, der beruflich gerne immer mal wieder etwas Neues, Kreatives macht“, beschreibt er sich selbst. Einen neuen Standort innerhalb der Bezirkskliniken Schwaben mitzugestalten, ihm pflegerisch den Stempel aufzudrücken, „das fühlte sich so spannend an“. Fröhlich wechselte zur neu eröffneten Klinik und hat es bislang nie bereut. „Bei allen Schwierigkeiten, die man manchmal hat, so ist doch die Identifikation unglaublich groß, und das von der ersten Stunde an.“ Der Pflegedirektor spricht in diesem Zusammenhang mehrfach von „meiner Günztalklinik“.

Seine Aufgaben haben sich verändert. Er bildet gemeinsam mit Grinschgl und dem Regionalleiter Süd der Bezirkskliniken, Claus Thoma (Kaufbeuren), die Krankenhausleitung der Obergünzburger Klinik. „Ich bedauere ein wenig, dass man sich in dieser Funktion mit rasanter Geschwindigkeit vom Patienten wegbewegt“, sagt Fröhlich. Einen Wirtschaftsplan zu erstellen, Initiativbewerbung zu sichten oder gesetzliche Vorgaben umzusetzen, das seien spannende Herausforderungen. „Ich möchte die Zukunft hier gerne mitgestalten“, sagt er. Und natürlich für seine 18 Mitarbeitenden stets ein guter Ansprechpartner sein.

Ein begeisterter Läufer

Der verheiratete Familienvater lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern in einer Gemeinde im Oberallgäu, etwa 30 Kilometer von Obergünzburg entfernt. Seine Frau Monika arbeitet seit 2001 als Sozialpädagogin im BKH Kempten. Der 14-jährige Sohn und die elfjährige Tochter gehen noch zur Schule.

Drei- bis fünfmal pro Woche – soweit es die Zeit zulässt – geht Alexander Fröhlich joggen. Manchmal auch auf Strecken rings um Obergünzburg. Acht bis 15 Kilometer kommen jedes Mal zusammen. Ob er heute trotz intensiven Trainings noch einmal einen Marathonlauf so schnell absolvieren könnte, wie es ihm 2006 im österreichischen Salzburg gelang, bezweifelt er. „Damals habe ich die 42 Kilometer in 2: 43 Stunden geschafft. Aber das war vor 15 Jahren…“ (gsa)