Leben

Wenn jede Sekunde zählt!

Herznotfälle können jederzeit und völlig unerwartet eintreten – zu Hause, bei der Arbeit oder beim Sport. Im Notfall können Minuten über Leben oder Tod entscheiden. Schnelle Hilfe dank der wohnortnahen Herz- und Gefäßzentren in Immenstadt, Kempten und Mindelheim.

Dr. Christian Nußbickel ist leitendender Notarzt bei der ARA Flugrettung. Er weiß, worauf es im Notfall ankommt. Foto: privat

Dr. Christian Nußbickel ist leitendender Notarzt bei der ARA Flugrettung. Er weiß, worauf es im Notfall ankommt. Foto: privat

An einem Sommertag gegen frühen Abend geht der Alarm in der Rettungswache des BRK in Oberstdorf. Der Notruf lautet Herzstillstand. Notarzt Dr. Christian Nußbickel und sein Team rücken sofort aus. Am Einsatzort finden Sie einen Mann vor, der in der Dusche leblos umgefallen ist. Die Ehefrau hat den Notruf abgesetzt und kniet nun über ihrem Mann und führt eine Herz-Druckmassage durch. Das Team übernimmt augenblicklich und kann den Mann ins Leben zurückholen. Nachdem er stabilisiert ist, bringt Dr. Nußbickel ihn sofort in die Zentrale Interdisziplinäre Notaufnahme der Klinik Immenstadt mit Herz- und Gefäßzentrum und Herzkatheterlabor.Der Mann hat riesiges Glück. Er überlebt dieses Ereignis ohne bleibende Schäden. Warum?„Weil die Ehefrau genau richtig reagiert hat“, sagt Dr. Nußbickel im Rückblick.Das scheinbar Ungewöhnliche an diesem Fall war, dass der Mann mit gerade mal 40 Jahren jung war. Und er war körperlich fit und kam gerade von einer Alpenüberquerung mit dem Fahrrad zurück. Während der Tour hat er sich mit großer Wahrscheinlichkeit eine Herzmuskelentzündung zugezogen. In der Folge ist das Herz dann aufgrund einer Herzrhythmusstörung einfach stehen geblieben. „Das nennt man einen plötzlichen Herztod“, sagt Dr. Nußbickel.

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Im Schockraum der Zentralen Interdisziplinären Notaufnahme an der Klinik Immenstadt Foto: Kathrin Rohde

Die allermeisten Ereignisse vom plötzlichen Herztod ereignen sich im privaten Umfeld. Und es kann Menschen jeden Alters treffen.

In so einer Situation hängt das Überleben des Betroffenen von der unmittelbaren ersten Hilfe von Passanten, Angehörigen oder Bekannten ab. Jedoch wird in Deutschland in nur 20 % aller Wiederbelebungsfälle von Laien erste Hilfe geleistet und reanimiert; eine Quote, die im übrigen Europa etwa viermal so hoch liegt. Aber gerade diese erste Hilfe entscheidet über Leben und Tod. Denn im Schnitt vergehen 10 – 13 Minuten bis der Rettungswagen und der Notarzt eintreffen. Beginnt die Rettungskette erst dann, ist es meistens schon zu spät.

Bei einem Herzstillstand fließt kein Blut mehr durch das Herz in den Körper – und auch nicht mehr ins Gehirn. Ohne Blutversorgung beginnt jedoch bereits nach 3 Minuten die unwiederbringliche Zerstörung des Gehirns. Pro Minute in der sich Hilfe verzögert, nimmt die Chance einen Herzstillstand zu überleben um 10 % ab. Nach 10 Minuten ohne Wiederbelebungsmaßnahmen sinkt die Chance auf Überleben gegen 0 %. Effektive Laienhilfe kann jedoch die Überlebenschance des Betroffenen deutlich erhöhen.

„Sie können also den Unterschied ausmachen zwischen Leben und Tod“, sagt Dr. Nußbickel.

Herz- und Gefäßzentrum des Klinikverbund Allgäu

Behandlungsschwerpunkte:

• Kardiologie (Behandlung von Herzerkrankungen)
• Angiologie (Behandlung von Gefäßerkrankungen)
• Elektrophysiologie (Behandlung von Herzrhythmusstörungen)
• Hypertensiologie (Bluthochdruckbehandlung)
• Nichtinvasive kardiale Bildgebung (Darstellung des Herzens mit Kernspin- oder hochauflösender Computertomographie)

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Herzkatheterlabor an der Klinik Immenstadt

Nehmen sie unsere Kompetenz in Anspruch! Ausführliche Informationen zum Leistungsspektrum unseres Herz-und Gefäßzentrums finden Sie auf unserer Homepage unter www.hgz-oa.de

Kontakt

Terminvereinbarungen für Untersuchungen und den anschließenden stationären Aufenthalt erfolgen durch Ihren Arzt. Sie erreichen uns

• in Immenstadt unter der Telefonnummer 0 83 23 / 9 10-89 50
• in Kempten unter der Telefonnummer 08 31 / 530-22 17
• in Mindelheim unter der Telefonnummer 0 82 61 / 7 97-76 40

Faktenbox: Die fünf W

• Wo ist das Ereignis?
• Wer ruft an?
• Was ist geschehen?
• Wie viele Betroffene?
• Warten auf Rückfragen!

Keine Sorge, die Einsatzkräfte in den Leitstellen sind geschult und führen Sie durch die Fragen durch. Sie geben Ihnen auch Anweisungen was Sie weiter tun sollen.

Tipps:

• Merken Sie sich die 112 als zentrale Notrufnummer. Diese gilt Europaweit.

• Sind Sie in anderen Ländern unterwegs, informieren Sie sich über die örtlich geltenden Notruf- oder Bergwachtnummern.

• Auch wenn Ihr Handy kein Netz anzeigt, sollten Sie trotzdem versuchen einen Notruf abzusetzen. Teilweise nutzt das Handy dann ein anderes Netz als das Ihres Mobilfunkanbieters.

• Wenn Sie in den Bergen oder in unwegsamen und entlegenen Gegenden unterwegs sind, dann sollten Sie möglichst wissen wo Sie sind. Entsprechende Apps wie z.B. „What three Words“ oder „SOS Alpin“ helfen dabei.