Sicherheit am Arbeitsplatz ist Sache der Chefs
Vorbeugung und regelmäßige Kommunikation schützen vor Unfallrisiken
„Bei uns im Betrieb ist seit Jahren kein Unfall mehr passiert - was soll schon schiefgehen?“ Wenn sich unter Mitarbeitern solch ein Denken verbreitet, ist es bis zur Unachtsamkeit und zum Leichtsinn oft nicht mehr weit. Zwar sind Arbeitsunfälle stark rückläufig, laut Zahlen von Statista von knapp 1,4 Millionen Fällen im Jahr 2000 auf gut 760.000 Unfälle in 2020. Doch das Hantieren mit Maschinen und Werkzeugen birgt jeden Tag ein latentes Risiko. Umso wichtiger ist es, aufmerksam zu bleiben, die persönliche Schutzausrüstung von Helm über Augen- bis Gehörschutz konsequent zu nutzen und auf sich selbst sowie die Kollegen acht zu geben. Entscheidenden Anteil an sicheren Arbeitsbedingungen haben Chefs und Führungskräfte.
Vorbildfunktion
Unternehmen stehen gesetzlich in der Pflicht, Rahmenbedingungen für ein sicheres Arbeiten zu schaffen und unter anderem die Mitarbeiter regelmäßig zu schulen. Mindestens ebenso wichtig ist die Vorbildfunktion der Vorgesetzten, schildert etwa die Arbeitspsychologin Jella Heptner von der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM): „Neben den technischen und organisatorischen Maßnahmen kommt es darauf an, Sicherheit und Gesundheit zum Thema der Unternehmenskultur zu machen.“ Fast wie ein regelmäßiges Training ist es wichtig, die Belegschaft immer wieder für das Thema Arbeitsschutz zu sensibilisieren.
Das betrifft nicht nur akute Unfälle, sondern auch langfristige gesundheitliche Folgen. Berufsbedingte Schwerhörigkeit zum Beispiel entsteht erst über viele Jahre - lässt sich aber vergleichsweise einfach vermeiden, wenn Mitarbeiter jedes Mal beim Bedienen lauter Maschinen zum Gehörschutz greifen. Um Betriebe bei vorbeugenden Maßnahmen zu unterstützen, gibt es etwa unter www.bgetem.de zahlreiche Informationsmaterialien und Anregungen für Inhaber und Führungskräfte. Seminare und eine persönliche Beratung vor Ort runden das Angebot der Berufsgenossenschaft ab.
Psychische Beeinträchtigungen
Zunehmend rückt auch die psychische Gesundheit von Mitarbeitern in den Blickpunkt. Mit regelmäßigen Gefährdungsbeurteilungen können Betriebe mögliche Risiken erkennen, wichtig sei zudem stets das persönliche Gespräch, so Jella Heptner weiter: „Wenn sich eine Person verstärkt zurückzieht, weniger Freude auf der Arbeit zeigt, häufiger aufgebracht reagiert oder weniger leistungsfähig ist, sind das Anhaltspunkte für eine psychische Beeinträchtigung.“ Kollegen und Chefs sollten sich dann nicht scheuen, den Kontakt zu suchen und Hilfe anzubieten. Häufig kann bereits ein Gespräch mit der Vertrauensperson im Betrieb entlastend wirken, zudem sind Hausärzte eine geeignete erste Anlaufstelle. (djd)