Karriere

Zu alt für die Ausbildung?

Das solltest du beachten, wenn du eine Ausbildung Ü 30 startest

Drazen-stock.adobe.com

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„Hätte ich damals schon gewusst“, oder „Heute würde ich mich anders entscheiden“, rutscht es aus dem ein oder anderen hinaus. Nicht selten kommt es vor, dass junge Menschen erst nachdem sie eine Weile in der Berufswelt tätig waren, herausfinden, was sie wirklich interessiert. Ihr innigster und unausgesprochener Wunsch: „Ich will etwas Neues lernen.“

Aber warum eigentlich nicht? Bei Ausbildungen gibt es kein „Mindesthaltbarkeitsdatum“ der Lehrlinge. Egal ob du dich beruflich umorientieren möchtest oder durch plötzliche Familienplanung oder Krankheit in deinem Berufsweg gestoppt wurdest: Um einen Ausbildungsplatz kannst du dich in jedem Alter bewerben. Es mag sein, dass man mit „Ü 30“ eher den Exotenstatus unter den Azubis einnimmt, dennoch verdoppelte sich der Anteil an älteren Azubis in den letzten Jahren. Meist freuen sich Unternehmen über erfahrene Lehrlinge, die genau wissen, was sie wollen. Damit deine mutige Entscheidung am Ende auch belohnt wird, solltest du dir vorher über Folgendes Gedanken machen:

Kann ich mir etwas anrechnen lassen?

Falls du schon eine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hast, kann es sein, dass du dir schulisch einiges anrechnen lassen kannst. Vielleicht schaffst du es damit, deine Ausbildung zu verkürzen. Der Wunsch zum neuen Beruf rückt somit in greifbare Nähe. Dennoch solltest du prüfen, ob es Sinn macht, ein Fach zu wiederholen und aufzufrischen, wenn es für den zukünftigen Job relevant ist.

Wie schaut es finanziell aus?

Das Ausbildungsgehalt ist den letzten Jahren deutlich gestiegen. Dennoch kann man es nicht mit einer Vollzeitstelle in einem Aushilfsjob vergleichen. Du solltest also vorher klären, wie du während deiner beruflichen Umorientierung finanziell aufgestellt bist. Wohnung, Auto und essen müssen schließlich weiterhin finanziert werden. Es gibt verschiedenen Förderungen, die dir dabei unter die Arme greifen können.

> Aufstiegs-BAföG:

Das kurz „AFBG“ erhältst du, wenn du dich auf einen Fortbildungsabschluss vorbereitetst (zum Beispiel: Handwerks- oder Industriemeister, Erzieher/in, Betriebswirt und vieles mehr). Es gibt dabei keine Altersgrenze. Du musst jedoch eine Vorqualifikation aufweisen, die dich zur weiteren Fortbildung berechtigt.

> Berufsausbildungsbeihilfe:

Das kurz BAB wird von der Agentur für Arbeit ausgezahlt. Diesen monatliche Zuschuss erhältst du, wenn du beispielsweise an einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BVB) teilnimmst, bereits ein Kind hast oder aus nachvollziehbaren Gründen nicht mehr bei deinen Eltern wohnen kannst.

> Wohngeld:

Das Wohngeld ist ein staatlicher Zuschuss für deine Miete. Dieser hängt von der Anzahl der Haushaltsmitglieder, der Höhe des Gesamteinkommens und der Miete ab.

> Bildungsgutschein:

Einen Bildungsgutschein erhältst du, wenn eine Weiterbildung notwendig ist, um beispielsweise deine Arbeitslosigkeit zu beenden, diese abzuwenden oder um einen fehlenden Berufsabschluss nachzuholen.

> Bildungskredit:

Durch einen einfachen und zinsgünstigen Kredit kannst du eine gezielte finanzielle Unterstützung für deine Berufsausbildung erlangen. Diesen kannst du flexibel und individuell gestalten.

Passt der neue Job besser zu mir?

Wer beruflich die Gleise wechselt, hat sich das sicher gut überlegt. Dennoch solltest du dir im Klaren sein, ob du damit in die richtige Richtung gehst. Eine schlechte Phase beim bisherigen Job muss nicht das Aus heißen. Vielleicht kannst du Dinge vor Ort verändern oder die Abteilung wechseln, bevor du den Schritt in eine ganz andere Richtung wagst. Sollte deine Entscheidung feststehen, hilft dir ein Vorpraktikum dabei, einen guten Eindruck der neuen Arbeitsstelle zu bekommen. Ein oder zwei Tage Hospitieren zeigen dir nämlich meist nur den schönen Teil der Arbeit - Kollegen bemühen sich. Sobald du zwei Wochen in einem Betrieb bist, lernst du Abläufe und Routinen kennen und kannst herausfinden, ob der Job dich langfristig glücklich machen wird.

Wie stehen meine Chancen?

Nicht jede Branche schreit nach älteren Azubis. Du kannst dich jederzeit bewerben, dennoch hängen die Chancen, dass deine Bewerbung auf positive Resonanz trifft, vom Beruf ab. Bei der Polizei und im öffentlichen Dienst gibt es beispielsweise eine Altersgrenze. Branchen, die unter Fachkräftemangel leiden, freuen sich hingegen über Neulinge. Prüfe daher, wie realistisch ein Neustart in deinem Traumberuf ist. Egal, ob etwas aus deiner Bewerbung in den neuen Beruf etwas wird oder nicht: Mit deiner Vorbildung stehst du auf einem sicheren Pflaster und kannst dir den Weg in die neue Berufswelt in Ruhe ebnen.