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Alle unter einem Dach: Wohnen im Mehrgenerationenhaus

Zusammen und doch getrennt – das Mehrgenerationenhaus bietet Platz für Jung und Alt, trotzdem hat jede Generation ihre Privatsphäre. Längst nicht jede Immobilie ist für diese Wohnform geeignet.

Foto: drubig-photo – stock.adobe.com

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Wer ein gemeinsames Zuhause für Eltern, Großeltern und Kinder schaffen will, muss entsprechend vorausschauend planen. Nur so kann die ganze Familie die Vorzüge des gemeinsamen Lebens genießen. Immer mehr Senioren wünschen sich die Nähe ihrer Angehörigen. Auch für ihre Kinder und Enkel kann es eine große Bereicherung sein, gemeinsam zu leben. Möglich ist das in einem Mehrgenerationenhaus.Füreinander da sein und sich unterstützen, das geht in einem Mehrgenerationenhaus deutlich einfacher: Während die Eltern bei der Arbeit sind, können die Großeltern auf die Kinder aufpassen. Andersherum unterstützt die jüngere Generation die Älteren bei alltäglichen Dingen, die ihnen schwer fallen. Wie eng oder locker das Zusammenleben aussehen soll, bleibt jeder Familie selbst überlassen. Wichtig ist eine Ausgewogenheit von Nähe und Distanz, damit das Abenteuer Mehrgenerationenhaus gelingt. Wer plant, mit den Eltern und/oder Großeltern gemeinsam zu bauen, sollte sich deshalb viel Zeit für eine gründliche Planung nehmen.

Rechtliche Fragen klären  

Zunächst sind diverse rechtliche Fragen zu klären: Wie sehen die Besitzverhältnisse aus? Was ist, wenn sich ein Ehepartner nach einer Scheidung seinen Anteil am Haus ausbezahlen lassen will? Wer soll das Haus erben, wenn die Besitzer (oft die Großeltern) sterben? Alle Einzelheiten sollten sie untereinander und mit einem Rechtsanwalt besprechen. Je mehr Bewohner im Grundbuch stehen, desto problematischer kann es werden, wenn die Konstellation im Haus in die Brüche geht. Sinnvoll ist es, wenn einer alleine den Neu- oder Umbau finanzieren kann und die anderen zur Miete wohnen. Klappt eine solche Finanzierung nicht, sollte über eine Realteilung des Besitzes nachgedacht werden – mit abgetrennten Wohnungen. Diese können bei Auszug einer Partei leichter verkauft werden. In dem Fall sollte der Bebauungsplan mehrere Wohneinheiten pro Haus oder zumindest Einlieger-Wohnungen erlauben.

Konfliktfreies Zusammenleben

Ein Mehrgenerationenhaus muss Lebensraum für Alt und Jung gleichermaßen bieten. Damit das Zusammenleben konfliktfrei funktioniert, braucht es Rückzugsmöglichkeiten und ausreichend Raum für Privatsphäre. Ein kluger Grundriss mit individuellen Rückzugsmöglichkeiten ist die Basis für ein gut funktionierendes Mehrgenerationenhaus. Schließlich soll das Traumhaus Platz für alle Familienmitglieder bieten, aber so organisiert sein, dass jeder sein Refugium hat. Getrennte Wohneinheiten, am besten mit eigenem Zugang, garantieren größtmögliche Unabhängigkeit aller Familienmitglieder. Bei aller Trennung soll das Familienleben aber nicht zu kurz kommen, denn das macht Mehrgenerationenhäuser so besonders. Es werden Gemeinschaftsbereiche festgelegt, an denen sich zwanglos getroffen werden kann – zum Beispiel der Garten und die Terrasse.

Die restlichen Wohnbereiche sollten dagegen klar getrennt sein. Und wenn einer etwas vom anderen will, sollte man nicht einfach hineinplatzen, sondern klopfen oder klingeln. Wo die persönlichen Grenzen liegen, muss im Laufe der Zeit „ausgelotet“ werden. Bevor man sich übereinander ärgert, sollte man das offene Gespräch suchen.

Barrierefreiheit ist ein Muss

Neben diesen Voraussetzungen muss im Mehrgenerationenhaus vor allem Barrierefreiheit gewährleistet sein. Denn was in einem Haus schon in jüngeren Jahren nervt, kann für Senioren zur Alltagsfalle werden: Stufen vor dem Eingang, steile Treppen und ein hoher Einstieg in die Badewanne – solche Hindernisse müssen von Beginn an ausgeräumt werden. Eine rollstuhlgerechte Küche, rutschfeste Bodenfliesen im Bad und ein Wannenlift oder eine begehbare Dusche gehören in jedes Mehrgenerationenhaus. Sie sind wichtige Voraussetzungen, um einem älteren Menschen möglichst lange das eigenständige Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.

Ausreichende Türbreiten und Böden ohne Stolperschwellen erleichtern außerdem auch das gemeinsame Wohnen für junge Familien. Der Kinderwagen kann ohne Probleme mit ins Haus genommen werden und für Kinder reduzieren sich die Gefahrenquellen durch Stolperfallen. Werden die Bedürfnisse jedes Einzelnen berücksichtigt, können alle von den Vorteilen des Mehrgenerationenhauses profitieren. (Verband Privater Bauherren, Aktion pro Eigenheim)