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Immenstadt: Generationswechsel - GEORG WALLER SENIOR ÜBERGIBT DIE MITTAGBAHN SEINEM GLEICHNAMIGEN ENKEL. EINE BERGFAHRT VOLLER GESCHICHTEN

Georg Wallner, Pionier im Seilbahnbau hat viel bewegt: Bis heute ist die fünf Kilometer lange Naturrodelbahn, die zu den längsten Bayerns zählt, ein Anziehungspunkt für Touristen.

Fotos: Isabell Schmid (1), Mittagbahn (6)

Fotos: Isabell Schmid (1), Mittagbahn (6)

Für viele ist die Fahrt zum Mittaggipfel der Weg zum Naturerlebnis, aber für eine Familie ist sie Teil des Lebens. Oben an der Bergstation erzählt Georg Waller Senior die Geschichte seiner Seilbahn, die vor einem halben Jahrhundert begann. Damals legte er den Grundstein für das Erbe, das nun von seinem Enkel Georg Waller Junior weitergetragen wird. Bei einem Treffen mit allen drei Generationen der Waller-Familie wird deutlich, wie tief die Liebe zur Technik und zur Seilbahn verankert ist.

Georg Waller Senior mit Enkel Georg Waller (li.) und Sohn Georg Waller (re.)

Alles begann im Jahr 1948, als die Firma Sport Häusler den ersten Mittaglift baute. Für heutige Verhältnisse undenkbar war die Tatsache, dass sich die Talstation an der Hochried Alpe befand. „Die Skifahrer sind zum Teil mit dem Zug angereist und mussten dann, um zur Talstation zu gelangen, erst einmal über den Fabrikhang 500 Höhenmeter mit Skiern auf dem Rücken aufsteigen“, erzählt Georg Waller Senior. Trotz des Enthusiasmus fürs Skifahren zu jener Zeit, wurde das zu beschwerlich. Und so wurde der Lift 1951 außer Betrieb genommen. Doch Georg Waller Senior, aus dem oberbayerischen Sudelfeldgebiet stammend, erzählt, wie sein Vater damals das Potenzial des Allgäuer Gebiets erkannte. So eine weitläufige und steinlose Hangfläche kannte er aus der eigenen Heimat nicht. Ursprünglich plante er den Lift ab- und im Sudelfeldgebiet wieder aufzubauen. Doch letztendlich ließ er sich vom damaligen Bürgermeister Pfau dazu überreden, an Ort und Stelle die Sesselbahn auszubauen: In zwei Sektionen von der Talstation über eine Mittelstation bis zur heutigen Bergstation. So wurde im Jahr 1952 die Mittagbahn offiziell in Betrieb genommen und damit begann eine neue Ära für sie. Als zuständig erklärt wurde der damals 17-jährige Georg Waller Senior. „Ich wollte das eigentlich nicht. Mein Vater hatte das so bestimmt. Und dann haben wir mit viel Engagement und primitivsten Mitteln die Seilbahn in Betrieb genommen. Die Hanglage erwies sich als äußerst beliebt“, erzählt er. Neben der Hornbahn in Hindelang und dem Iseler am Oberjoch gab es nur noch den Mittag zum Skifahren.

Das Gebiet wurde ausgebaut, doch nicht ohne Herausforderungen. Denn der heutige Weg, der erst 1994 erbaut wurde, existierte damals noch nicht. „In einem Kraftakt haben wir unzählige Ladungen Kies den Berg hinauftransportiert. Zwei Kübel pro Sessel wurden zur Mittelstation befördert und mussten dort zur nächsten Sektion geschleppt werden“, erinnert sich Georg Waller Senior. Der Einsatz zahlte sich aus, als im Jahr 1971 der erste Schlepplift, der Schwandalplift in Betrieb genommen wurde. 1974 folgte der Schattbergschlepplift und gut zehn Jahre später der Mittagalplift. Die Pisten wurden zum Schauplatz zahlreicher Skirennen. Der Europa Cup der Damen wurde dort ausgetragen, der Mittag-Pokal oder der Alpencup. „Da war die Hölle los“, freut sich Georg Waller Senior. Der Mittag wurde zu einem ganzjährigen Anziehungspunkt. Doch die Zeiten änderten sich und mit den 90er-Jahren stagnierte das Wintergeschäft. „Die anderen Gebiete haben große Anstrengungen unternommen, modernisiert und hohe Summen investiert. Wir mussten einsehen, dass das für den Mittag nicht mehr rentabel war. Nach und nach haben wir schweren Herzens die Schlepplifte abgebaut.“ Aber es wurden neue Wege gefunden, um das Geschäft am Laufen zu halten. Durch den Bau des Weges wurde erkannt, wie gut sich der Mittag zum Rodeln eignet.


Bis heute ist die über fünf Kilometer lange Naturrodelbahn, die zu den längsten Bayerns zählt, ein Anziehungspunkt für Touristen aus Nah und Fern. Die Familie Waller bleibt ihrem Konzept des sanften Tourismus treu, während künftig Schritt für Schritt Modernisierungen stattfinden werden. Genaues kann Georg Waller Junior noch nicht verraten, doch: „Eine neue Bergbahn wird es nicht, aber wir wollen neue Angebote schaffen.“ In beratender Funktion steht ihm immer sein Vater, der ebenfalls Georg heißt, zur Seite. Seit dem 1. Januar steht Georg Waller Junior offiziell im Amt. Seine Ausbildung zum Seilbahntechniker absolvierte er bei der Zugspitzbahn. Zusätzlich schloss er einen Betriebsleiterkurs und ein Studium im Bereich Management erfolgreich ab. „Für mich persönlich ist seit der Übernahme viel zu tun, was gut so ist. Ich möchte mich da richtig reinknien und unser Konzept so weiterführen, wie es sich seit Jahrzehnten bewährt hat“, sagt Georg Waller Junior. Gerührt fügt er hinzu: „Mein Opa ist ein Pionier im Seilbahnbau. Er hat sehr viel bewegt, auch für den Tourismus in Immenstadt. Ich bin stolz darauf, sein Lebenswerk weiterführen zu dürfen.“ (is)

Mittagbahn Immenstadt 
Mittagstraße 30
87509 Immenstadt
Tel. 08323 6149
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