Lokales

Wo die Musik wunderbar erklingt

Um der Größe der Stadtkapelle mit nun mehr als 60 MusikerInnen gerecht zu werden, wurde die westliche Wand des Saales entfernt, wobei alle noch erhaltenen Stuckaturen erhalten blieben.

Fotos (7): Kern Architekten

Fotos (7): Kern Architekten

Das Bauwerk

Bei der ehemaligen Aussegnungshalle handelt es sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit seitlich eingeschossigen Anbauten. Die zum Friedhof orientierte, giebelständige Hauptfassade (Osten) ist reich gegliedert und verziert. An den Seitenfassaden (Norden & Süden) sind Gebälk und Fenster akzentuiert, während die Rückseite (Westen) sich nahezu schmucklos präsentiert. Die ehemalige Aussegnungshalle erfuhr den größten Eingriff in die Substanz, da die kassettierte Stuckdecke durch den Einbau einer damals notwendigen Akustikdecke stark in ihrem Bestand dezimiert wurde. Die Raumstrukturen wurden in den 70er Jahren an die Bedürfnisse der Stadtkapelle angepasst, weshalb alle südlichen Kammern vollständig zurückgebaut und die Trennwände entfernt wurden.

Besondere Ingenieur Leistung

Bei der ehemaligen Aussegnungshalle handelt es sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit seitlich eingeschossigen Anbauten. Die zum Friedhof orientierte, giebelständige Hauptfassade (Osten) ist reich gegliedert und verziert. An den Seitenfassaden (Norden & Süden) sind Gebälk und Fenster akzentuiert, während die Rückseite (Westen) sich nahezu schmucklos präsentiert. Die ehemalige Aussegnungshalle erfuhr den größten Eingriff in die Substanz, da die kassettierte Stuckdecke durch den Einbau einer damals notwendigen Akustikdecke stark in ihrem Bestand dezimiert wurde. Die Raumstrukturen wurden in den 70er Jahren an die Bedürfnisse der Stadtkapelle angepasst, weshalb alle südlichen Kammern vollständig zurückgebaut und die Trennwände entfernt wurden.

Um dem Größenbedarf der Stadtkapelle mit nun mehr als 60 MusikerInnen gerecht zu werden, wurde die westliche Wand des Saals entfernt, wobei sämtliche noch erhaltenen Stuckaturen bewahrt wurden. Hierbei wurden, für die Lastabtragung der darüberliegenden Wand und des Dachtragwerks, zwei ca. 9,0 m lange Träger IPE 500 eingebaut und mit dem bestehenden südlichen HEB 500 kraftbündig an zwei neue Stahlstützen angebunden, welche auf Mikrobohrpfählen gründen. Der pilgerschrittweise Einbau wurde in enger Abstimmung zwischen Tragwerkplaner, Handwerker und Architekt unter der Vorgabe des höchstmöglichen Substanzerhalts umgesetzt. Das Dachtragwerk der Aussegnungshalle zeigt einen bauzeitlichen Dachstuhl, wobei Mauerlatte, Sparren- und Zerrbalkenköpfe erhebliche Fäulnisschäden aufwiesen. Der Dachstuhl wurde umfassend denkmalgerecht saniert, d.h. querschnittsgleiche Reparatur der Fäulnisstellen, Ersatz der Mauerlatte durch dreiteilige Schwelle in den beschädigten Bereichen, teilweiser Austausch von Sparren, Überprüfung und Festigung der Knotenpunkte. Die neue Dämmebene verläuft in der Deckenbalkenlage, wodurch einerseits der bauzeitliche Dachstuhl sichtbar gelassen werden, als auch aufwendige Dämmarbeiten am Dach vermieden werden konnten. 

Die Stuckdecke wurde vollständig gereinigt, denkmalgerecht restauriert und in einem hellen Ton, welcher der Erstfassung entspricht, gefasst, beschädigte Stuckkonsolen wurden ergänzt, bzw. stark geschädigte Bereiche nach historischem Vorbild neu erstellt. Die an den Wänden verlaufenden Lisenen wurden nach historischem Vorbild ergänzt. In Abstimmung mit BlfD, Bauherrschaft und Architekt konnten alle restauratorischen Arbeiten im Innen- und Außenbereich »in-situ« ertüchtigt werden. 

Aufgrund der Raumhöhe von 5,40 m im ehemaligen Aufbahrungsraum und der Nutzung als Probelokal wurde ein Akustikplaner hinzugezogen, welcher seine Berechnung auf den Entwurf des Architekten und den Vorgaben des BlfD zu Grunde legte. 

Die baulichen Maßnahmen inkl. Denkmalpflegerischen Konzept

Die Öffnung aller drei Rundbogenelemente der Ostfassade und der vorgelagerten Treppenanlage ermöglicht das Musizieren im neu gestalteten Hof, sodass der Probesaal einen direkten Außenbezug zum Friedhof, welcher nun eher als Parkanlage genutzt wird, erhält. Alle weiteren Tür- und Fensterelemente, welche in den 1970er Jahren eingebaut wurden, wurden durch neue denkmalgerechte Holzrahmenelemente mit echtem Holz Wetterschenkel ausgetauscht. 

Die Klinkerfassade und die Kunststeinelemente aus Romanzement wurden gereinigt und denkmalgerecht restauriert. Letztere wurden bei starker Beschädigung mittels Abformungen neu gegossen, bei mäßiger Beschädigung gesichert und instandgesetzt.

Die Gestaltung des Tympanons an der Ostfassade und die Fensterumrahmungen wurden in einem changierenden Grünton, welcher sich nach der großflächigen Reinigung auf der Oberfläche zeigte, gefasst. Eine neue Rampenanlage auf der Westseite, ermöglicht nun den barrierefreien Zugang in das Gebäude.

Im Obergeschoss befindet sich ein großzügiger Lagerraum für die Unterbringung historischer Instrumente und Dokumente. 

Der nun geöffnete, große Probesaal erscheint in einem Wechselspiel zwischen schwarz und weiß; neu und alt. Helle, unterschiedlich tief abgependelte, runde Akustiksegel und -leuchten ermöglichen weiterhin den Blick auf die Kassettendecke und ihrer prächtigen Stuckatur. Im Kontrast dazu steht die tiefer gelegene, schwarze Akustikdecke, die eine Einheit mit dem in schwarz gehaltenem Akustikregal bildet. Dieses hat verschieden geneigte, unterschiedlich akustisch wirksame Flächen. Die akustisch wirksamen Vorhänge im niedrigen Bereich sind ebenfalls schwarz gehalten, um den Blick auf den hellen, hohen Raum zu lenken. So gelang es, beständige Elemente hervorzuheben, während neue, für die Nutzung relevante und dem Baudenkmal hinzugefügte Elemente, eher zurückhaltend wirken.

Baubeschreibung

Die ehemalige Aussegnungshalle des Alten Friedhofs in Memmingen befindet sich in zentraler Lage unmittelbar in der Nähe des Hauptbahnhofs. Sie wurde 1875 in Folge einer schrittweisen Erweiterung des Friedhofs erbaut. Noch Jahre nach der Eröffnung des neuen Waldfriedhofs 1920, diente die Halle ihrem ursprünglichen Zweck, ehe sie 1959 durch die Aussegnungshalle ersetzt wurde. Seit den 1970er Jahren dient sie der Stadtkapelle als Übungsraum. In dieser Zeit wurden im Zuge eines Umbaus viele originale Elemente des Baudenkmals in Mitleidenschaft gezogen und das Erscheinungsbild, insbesondere im Innenraum, stark verändert. Mangelnder Bauunterhalt führte zu Feuchteschäden und vermehrter Salzbelastung an den reich verzierten Decken. Die Aufgabe der jetzigen Sanierung bestand darin, diese wieder herauszuarbeiten und mit der Nutzung als Probelokal zu vereinen.