Karriere

Kreative Blockade?

Fünf Scheren, die das Entwickeln guter Ideen verhindern

Foto: denisismagilov-stock.adobe.com

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Wahrscheinlich kennen Sie das Gefühl: Sie sind auf der Suche nach neuen Ideen, aber Ihnen will auf die Schnelle einfach nichts einfallen! Wenn ihr Kopf leer ist, dann verhindert vielleicht eine Blockade Ihren kreativen Denkprozess. In der Literatur ist in diesem Zusammenhang von insgesamt fünf verschiedenen Kreativitätsscheren die Rede, die auf unterschiedliche Art und Weise das Denken beeinflussen und demnach gute Ideen verhindern.

Gewohnheitsschere

Sie haben eine neue Idee. Doch statt zu jubeln, spüren Sie Skepsis – auch bei sich selbst. Und Ihre Kollegen sagen: „So haben wir das noch nie gemacht.“ Der Grund dafür ist, unser Gehirn zieht bekannte Lösungen unbekannten vor. Denn das geht schneller, als stets Neues zu entwerfen. Mit diesem Mechanismus schafft es unser Kopf, die meisten Alltagsprobleme effektiv zu lösen. Damit die Gewohnheitsschere ausgeschaltet werden kann, muss eine neue Lösung als Pflichtaufgabe angesehen werden. Überlegen Sie sich Beispiele für Ideen, die zunächst absurd erschienen, bevor sie Realität wurden. Eigentlich fast alle bahnbrechenden menschlichen Erfindungen! Zum Beispiel die Erfindung der Elektrizität oder des Flugzeugs. So gestatten Sie Ihrem Gehirn, die Gewohnheitsschere auszuschalten.

Kreative Blockade?-2
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Machbarkeitsschere

„Geht nicht!“ Sobald Sie eine Idee haben, fallen Ihnen tausend Gründe ein, warum sie nicht umsetzbar ist. Unser Gehirn ist auf Gefahrenabwehr programmiert. Unsere Urahnen erachteten alles, was sie nicht kannten, zunächst als gefährlich – aus Vorsicht. Das haben wir verinnerlicht. Deshalb warnt Sie Ihr Kopf immer erst vor den Gefahren und Mühen einer neuen Lösung. Bevor also neue Ideen Realität werden, müssen Hindernisse überwunden werden. Fragen Sie sich deshalb bezogen auf jeden Einwand, wie mögliche Hürden gestemmt werden können. Setzen Sie Ihre Idee in Bezug zu großen Ideen, die Realität wurden. Sagen Sie zum Beispiel: „Die Menschheit ist zum Mond geflogen. Warum sollte dann Ihre Idee nicht realisierbar sein?“

Wissensschere

Wenn unser Gehirn keine Lösung weiß, suggeriert es uns oft: Es gibt keine. Das ist zwar meist Unsinn, aber gut für unser Selbstwertgefühl. Glauben Sie nicht alles, was Ihnen spontan einfällt. Gehen Sie ab heute davon aus, dass es für alles eine Lösung gibt. Sie wissen nur noch nicht, welche. Formulieren Sie konkrete Suchfragen und kontaktieren Sie Experten aus anderen Bereichen. Sie werden erstaunt sein, für wie viel es eine Lösung gibt – wenn man ums Eck denkt.

Widerspruchsschere

Wir wollen nach außen als logisch denkende und handelnde Menschen erscheinen. Was irrational wirken könnte, ist uns ungeheuer: Gestern noch dagegen, heute dafür – da fühlen wir uns als Wendehälse. Doch die Dinge ändern sich nun mal schnell, das haben die Monate seit Ausbruch der Corona-Pandemie überdeutlich gezeigt. Die Widerspruchsschere hat schon manch klugen Geist in einen Betonkopf verwandelt. Denken Sie in Alternativen und legen sich nicht zu früh auf eine Option fest. Das ist beim kreativen Denken ein Qualitätsmerkmal! Denn wer weiß in Zeiten der raschen Veränderung wirklich, welche Strategien und Ideen am Ende funktionieren? Deshalb ist es sinnvoll, einen Plan B zu haben. Erklären Sie das Ihren Kollegen. Dann erscheinen Sie als jemand der alle Eventualitäten und möglichen Szenarien berücksichtigt.

Regelschere

Von früher Kindheit an hören wir: „Das darfst Du nicht.“ „Das macht man nicht.“ Deshalb passen wir uns meist schnell an die Regeln in unserem Umfeld an – oft zu perfekt! Denn wer auf keinen Fall anecken möchte, beschneidet seine Kreativität, weil er zum Beispiel sofort denkt: Was sagen die anderen, wenn ...? Stellen Sie sich daher zwei einfache Fragen: „Warum sollte das nicht erlaubt sein?“ Und: „Was könnte im schlimmsten Fall passieren?“. Niemanden fragen und erst mal machen, denn die meisten Regeln können Sie mühelos beiseiteschieben.

Schlussfolgerung

Wie so vieles, was sich die Natur ausgedacht hat, haben auch die Scheren in unserem Kopf einen Sinn. Sie geben uns Sicherheit und Halt. Doch manchmal stehen sie uns im Weg – zum Beispiel, wenn unsere Kreativität auf Hochtouren arbeiten soll. Dann sollten wir sie de-aktivieren. (Jens-Uwe Meyer)