Tanz ins Herz von Manhattan
Vor drei Jahren begann für Isabella Sauer das aufregende Abenteuer Amerika – um es genauer zu sagen, New York City. 2018 erhielt die nun 22-jährige Unterallgäuerin eine Zusage für eine der renommiertesten Universitäten für Tanz, Gesang und Theater im Big Apple. Ab diesem Zeitpunkt veränderte sich ihr Leben.
Ein Meer leuchtender Werbeschilder in der wohl berühmtesten Stadt der Welt. Die ganz großen Shows feiern hier Premiere und ein Musical reiht sich an das nächste. Hier werden Stars geboren, Kultur und Hits geschaffen – das ist der Broadway, die Herzkammer der Musicalszene auf der ganzen Welt. Was hier Erfolge feiert, wird weltweit zum Hit. Eine junge Frau versucht, an einer der renommiertesten Schulen für Tanz, Gesang und Theater ihren ganz großen Traum zu verwirklichen. Wie sieht Isabella Sauers Alltag aus? Und wie geht es der Unterallgäuerin in der Stadt, die niemals schläft?
Alles auf Anfang. 2018 nimmt Isabella Sauer an der internationalen Audition in Berlin teil. Die „American Musical and Dramatic Academy“ kurz AMDA in Manhattan wählt auf diese Weise Schüler und Schülerinnen für ihre begehrten Studienplätze aus. Isabellas langes und hartes Training zahlt sich aus. Sie setzt sich durch und erhält sogar ein Stipendium. Das alles ist nun drei Jahre her. Inzwischen hat Isabella sich in New York eingelebt und an den strengen Alltag in der AMDA gewöhnt.
Wie sieht ihr Leben im Big Apple aus? Zwischen fünf und sechs Uhr beginnt ihr Tag. Nach dem Frühstück und einigen Erledigungen macht Isabella sich gegen sieben auf den Weg zur Uni. Sie wohnt ungefähr zehn Blöcke von der AMDA weg, im Herzen von Manhatten. Gegen acht Uhr startet der Unterricht. Davor wärmt sie sich stimmlich auf oder dehnt sich. Ohne richtige Mittagspause, nur selten mit einigen Freistunden, trainiert sie bis 16 oder 18 Uhr abends. Dabei wird die meiste Zeit für praktische Übungen und Proben aufgewendet.
Nur ein bis zwei Stunden beansprucht der theoretische Unterricht. Nach den Stunden arbeitet sie meistens in der Bibliothek, um etwas Geld zu verdienen. Danach zurück ins Studio für Gesangs- und Monologsproben. Zwischen 22 und 23 Uhr ist sie zuhause. Erholung gibt es bei diesem vollen Terminplan eigentlich nur an den Wochenenden. Doch selbst an diesen trainiert und probt die Unterallgäuerin bis zu zehn Stunden zusätzlich.
Zweifel waren Teil ihrer Reise. Die Umstellung vom Dorf- zum Großstadtleben war zu Beginn nicht leicht. „New York ist eine sehr schnelllebige Stadt“, erzählt sie, „ich denke, die schwerste Zeit war definitiv der erste Monat hier. Ich kannte niemanden, alles war in einer anderen Sprache und ich bin täglich mehrmals aus meiner Komfortzone getreten.“ Ans Aufgeben dachte sie dennoch nie.
Viel Zeit, Arbeit, Überwindung und Schweiß, aber sie hat ihr großes Ziel vor Augen. Isabella möchte auf der Bühne stehen und die Menschen mit ihrer Kunst begeistern – wie ihr Vorbild Caissie Levy. Die Broadway Darstellerin studierte ebenfalls an der AMDA. In ihrer Rolle als Elsa im Musical-Hit „Frozen“ durfte Isabella ihrem Vorbild bereits auf die Finger schauen. Ein Lehrer verglich die beiden Künstlerinnen sogar miteinander. „Seitdem ist natürlich der Ehrgeiz in mir geweckt, genauso hart an mir zu arbeiten, um auch einmal so weit zu kommen,“ erklärt die Unterallgäuerin.
Neben der Arbeit findet Isabella natürlich auch Zeit, die grandiose Stadt zu genießen. Ihr Lieblingsort ist der Central Park, der nicht weit von ihrem Zuhause liegt. Abseits von Lärm und Trubel der Metropole kann sie kurz innehalten, durchatmen und entspannen. Nachts spaziert sie gerne über die weltberühmte Brooklyn Bridge mit einer traumhaften Aussicht auf die Skyline von Manhattan. „Wenn ich dort bin, kann ich es nicht fassen, dass ich wirklich in New York lebe und bin unglaublich dankbar.“ Hier kann sie ihren Traum leben. Spannende Menschen mit den verschiedensten Hintergründen und die Freiheiten der Großstadt machen New York zu ihrem Zuhause. Hier kann sie nicht nur sein, wer sie wirklich ist, sondern auch wer sie sein möchte. Die Menschen sind offen und genießen die Vielfalt ihrer Stadt. Verlässt sie New York City, vermisst sie die Stadt. Zu Fuß von A nach B zu kommen oder zu jeder Uhrzeit einkaufen zu können. Selbst das schnelle, ereignisreiche Leben, das sie am Anfang noch etwas eingeschüchtert hat, möchte sie nicht mehr missen. Sie ist zu einer echten New Yorkerin geworden.
Hinter sich lassen kann sie das idyllische, heimische, kleine Unterallgäu jedoch nicht. Die günstigeren Preise beim Einkaufen, das Autofahren, die Berge und Wälder, das gute Allgäuer Essen – all das vermisst sie. Am meisten aber fehlen ihr ihre Freunde und ihre Familie, die ihr aus 6 400 Kilometer Entfernung die Daumen drücken, sie unterstützen und ihren Weg begleiten.
Isabella wird dennoch einige Zeit in den Staaten bleiben. Nach ihrer Zeit an der AMDA möchte sie einen Job im Bereich ihres Studiums finden. Dadurch erhofft sie sich, ein längerfristiges Visum zu bekommen. An der New School möchte sie in weiteren vier Semestern ihren Bachelor of Arts abschließen. Danach will sie am Broadway, auf Kreuzfahrtschiffen oder auf Touren durch die USA den Traum von der Bühne leben. Und wer weiß, vielleicht findet man Isabella irgendwann auf den bunten Schildern am Broadway. Hals und Beinbruch! Anja Thielen, Max Hohenegger