Mobilität

Die Schnäppchen-Formel

Wie man ein gutes Leasingangebot erkennt

Foto: Dan Race – stock.adobe.com

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Aktuell versuchen viele Autohersteller, den Pkw-Markt mit attraktiven Leasingangeboten in Schwung zu bringen. Gute Angebote sind mit ein wenig Rechenarbeit leicht zu erkennen.       

Profis nutzen zur Bewertung von Leasing-Angeboten den sogenannten Leasing-Faktor, der zeigt, wie viel Auto man für wie viel Geld bekommt. Die Berechnung nutzt eine einfache Grundformel: Die Monatsrate wird dabei durch den Bruttolistenpreis des Fahrzeugs geteilt, das Ergebnis multipliziert man anschließend mit 100. Heraus kommt ein Wert, der größer, kleiner oder gleich 1 ist. Ist letzteres der Fall, gibt es für die Leasinggebühren den genauen Gegenwert an Auto. Für jeden gezahlten Euro erhält man Auto im Wert von 1 Euro. Liegt der Faktor jedoch beispielsweis bei 0,5, bekommt man für jeden Euro Gebühr rechnerisch 2 Euro Auto. Je niedriger der Faktor liegt, desto günstiger ist also das Angebot. Umgekehrt gilt: Steigt der Wert über 1, erhält man weniger Auto für sein Geld.

Faktor unter 0,7 = Top-Rate

Ein Beispiel: Liegt für einen 20 000 Euro teuren Kleinwagen die Monatsrate bei 200 Euro, beträgt der Leasingfaktor exakt 1. Bei einer Rate von 100 Euro sinkt er auf 0,5. So fällt der Vergleich von Angeboten unterschiedlicher Händler für vergleichbare Fahrzeuge leicht. Der Leasingfaktor kann aber noch mehr als bei der Wahl zwischen zwei Angeboten zu helfen: Er taugt auch für erste Aussagen zu einem einzelnen Angebot. Denn er erlaubt die Einteilung in eher gute und eher schlechte Konditionen. Generell lässt sich sagen, dass jeder Faktor unter 1 ein zumindest ordentliches Angebot ist. Liegt er unter 0,8 handelt es sich um einen sehr guten Deal. Ein Faktor unter 0,7 deutet auf eine Top-Rate hin.

In der Praxis sind aber noch einige Fallstricke zu beachten. So wird beim Leasing häufig eine Sonderzahlung verlangt, die dann ebenfalls in die Rechenformel eingebaut werden muss. Weil sie nur einmalig anfällt, wird sie durch die Laufzeit des Vertrags geteilt und das Ergebnis dann zur Monatsrate hinzugerechnet. Anschließend teilt man wie gehabt durch den Listenpreis und multipliziert das Ergebnis mit 100. Wer das für zu kompliziert hält, findet im Internet zahlreiche Online-Rechner, die die Arbeit übernehmen. Egal ob im Kopf oder in der Maschine: Am Ende steht erneut ein Leasingfaktor, der eine Einschätzung des Angebots erlaubt.

Allerdings lässt sich nicht jeder Aspekt des Angebots in der Formel ausdrücken. So unterscheiden sich Leasingverträge unter anderem auch bei der zugrundeliegenden Kilometerlaufleistung, im Umfang der Wartungs- und Service-Regelungen und nicht zuletzt darin, an welche Kundengruppe sie sich wenden. Gewerbliche Leasingnehmer etwa erhalten in der Regel günstigere Konditionen als Privatkunden. Und auch abhängig von Marke und Modell unterscheiden sich die Angebote stark. So dürfte es bei Premiumherstellern generell schwieriger sein, den Leasingfaktor weit unter 1 zu drücken als bei Volumenanbietern. Und auch bei besonders gefragten Pkw-Typen sollten Kunden nicht den gleichen Faktor erwarten wie bei Nischenmodellen.

Ein alleiniges Entscheidungskriterium ist der Leasingfaktor also nicht. Aber er hilft beim Abwägen vergleichbarer Angebote und bei einer ersten Einschätzung, ob sich das Leasing für ein bestimmtes Modell lohnen könnte. In der Regel bietet es sich aber auch an, die Kosten für einen Barkauf oder eine Finanzierung in den Vergleich einzubeziehen. Denn die Vorteile des Leasings liegen generell eher nicht auf der rein finanziellen Seite, sondern eher bei der Flexibilität. Leasingnehmer können ihr Fahrzeug ohne großen Aufwand nach Ablauf der Vertragslaufzeit wechseln und müssen sich nicht um den Verkauf des Altautos kümmern.

Kilometer- oder Restwert-Leasing?

Allerdings ist nicht jede Leasing-Form für Privatkunden zu empfehlen. In der Regel sollte man das sogenannte Kilometer-Leasing wählen, bei dem der Leasinggeber das Restwertrisiko trägt. Die Raten beim oft alternativ angebotenen, sogenannten Restwert-Leasing sind zwar niedriger, dafür droht nach Ablauf des Vertrags der Kostenhammer. Denn wenn der Restwert des Fahrzeugs niedriger ausfällt als beim Abschluss prognostiziert, muss der Kunde die Differenz aus eigener Tasche ausgleichen. Und wie schnell auch konservative Wertverlust-Modellrechnungen innerhalb weniger Jahre Makulatur werden können, hat nach dem Abgas-Skandal der Preisverfall bei Diesel-Pkw gezeigt. KÜS