Leben

St. Andreas in Roßhaupten

Geschichten rund um die Pfarrkirche

Im Jahr 1059 erhielt der Augsburger Fürstbischof Heinrich II. den „Wildbann“ (Jagdrecht) über einen großen Teil des heutigen Allgäus. Spätestens seit 1206 ist schließlich bischöflicher Besitz in „Roshoubet“ nachgewiesen. Einen eigenen „Leutenpriester“ erhielt der Ort 1262. Viel Interessantes kann man dann in einem „Urbar“, einer Herrschaftsbeschreibung, aus dem Jahr 1316 lesen. Zur Wahrung seiner Interessen ernannte der Fürstbischof einen Probst, der seinen Verwaltungssitz in Füssen hatte. In den jeweiligen Orten saß ein „Maier“, der die Angelegenheiten vor Ort im Auftrag des Probstes regelte. In diesem Urbar aus dem Jahr 1316 wird nun erstmals ein „Maier“ in Roßhaupten erwähnt, der 11 „Huben“ (= Äcker) zu bewirtschaften hatte. Sein Verwaltungssitz war der heutige Gasthof Bauernwirt, der bereits damals eine „Taferne“ war. Dort findet man eine Gedenktafel mit der Aufschrift: „Nr. 63 – Bauernwirt. / 1316 – 1805 Maierhof u. Brauerei / des Fürstlichen Hochstiftes / Augsburg“. Zum Gut gehörte auch eine Mühle (die heutige Mangmühle).1398 wird berichtet, dass zum Maierhof auch eine Schmiede und das Dorfbad gehörten. Die Maier hatten viele Rechte. Die 23 Leibeigenen aus dem Jahr 1316 mussten „Frondienste“ leisten und jährlich etwa 5 Pfund bezahlen. Daneben gab es auch Naturalabgaben: „ein Kloben Flachs“, zwei Metzen Bohnen, ein „Kumpostfaß“ (Sauerkraut) und vier Metzen geschnittenes Kraut. Zu Beginn des „Hornung“ (Februar) wurde in Roßhaupten das jährliche Gericht gehalten, das zwei Wochen dauerte. Der Probst aus Füssen kam mit drei eigenen Schöffen. Der „Maier“ musste diese und drei weitere Schöffen aus Roßhaupten während dieser Zeit verköstigen. Geurteilt wurde über Totschlag, Ehestreitigkeiten und Notzucht. Auch bei allgemeinen Streitigkeiten wurde ein Schiedsspruch getroffen. Waren es 1316 erst 23 Familien, die vom „Maier“ verwaltet wurden, so stieg ihre Zahl bis 1532 auf 120 Familien. 1628 waren es 197 Familien, ehe sich die Zahl durch die Pest und den Dreißigjährigen Krieg auf etwa ein Zehntel reduzierte. Der erste namentlich bekannte Maier war Hans Heinzler (1445 bis st 1485), der letzte Franz Riß (1787 bis 1803). Letzterer führte die Geschäfte noch bis 1805. Seither traten Bürgermeister an die Stelle der „Maier“.        

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Wann im Ort ein erstes Gotteshaus errichtet wurde, kann nicht genau gesagt werden. In den Quellen lesen wir, dass Roßhaupten 1449 zur Pfarrei erhoben wurde. Diese mittelalterliche Pfarrkirche ist auf einer Darstellung der Magnusvita auf einem Bild eines unbekannten Allgäuer Meisters zu sehen (um 1570 entstanden), das sich heute in der Gemäldegalerie auf dem Hohen Schloss in Füssen befindet. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1618 brannte dieses Gotteshaus jedoch vollkommen nieder. Der Krieg, die Pest und fehlendes Geld dürften die Ursachen gewesen sein, weshalb sich der Neubau der Kirche bis 1630 verzögerte. Die heutige Ausstattung der Kirche stammt zum größten Teil aus der Barockzeit. Johann Heel aus Pfronten malte 1727 die Fresken. Sie zeigen die Kreuzigung des hl. Andreas (im Chor), die Rosenkranzverleihung an die Heiligen Dominikus und Katharina von Siena, die Krönung Mariens und Mariä Verkündigung (alle im Langhaus). In den Kehlen malte Heel die Zwölf Apostel, im Chor die vier abendländischen Kirchenväter. Den Hochaltar schmückt heute ein Altarblatt mit einer Darstellung des hl. Andreas (um 1880). Umrahmt wird dieses Bild von den beiden Figuren der Heiligen Florian (links) und Johannes Nepomuk (rechts) von Anton Sturm. Klaus Wankmiller