Leben

Neu im Therapieangebot: Wandern mit Eseln

Die Günztalklinik Allgäu in Obergünzburg bietet ihren Patienten nun auch eine tiergestützte Therapie an, um zu endschleunigen und neue Kraft für die Seele zu tanken

Wandern mit Eseln durch die ruhige Natur und grüne Landschaft: Die tiergestützte Therapie, die die Günztalklinik Allgäu in Obergünzburg ihren Patientinnen und Patienten anbietet, kommt gut an. Bild: Georg Schalk

Wandern mit Eseln durch die ruhige Natur und grüne Landschaft: Die tiergestützte Therapie, die die Günztalklinik Allgäu in Obergünzburg ihren Patientinnen und Patienten anbietet, kommt gut an. Bild: Georg Schalk

Kunst-, Musik-, Ergo-, Körper- und Tanztherapie, Massagen, Achtsamkeitstraining, Meditation, Gymnastik, Nordic Walking, Mountainbiken, Ausdauertraining: Das Therapieangebot der Günztalklinik Allgäu ist groß und attraktiv. Nun hat die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Obergünzburg (Kreis Ostallgäu) auch eine tiergestützte Therapie in ihr Angebot aufgenommen. Regelmäßig wandern Patientinnen und Patienten mit Eseln oder Alpakas durch die hügelige Landschaft des Voralpenlandes, um zu endschleunigen und neue Kraft für die Seele zu tanken. Die Klinik hat damit gute Erfahrungen gemacht, versichert Chefarzt Dr. Achim Grinschgl.„Tiere sind authentisch. Sie nehmen zu den Menschen immer eine Beziehung auf und haben ein Gespür für besondere Blockaden“, weiß Dr. Grinschgl. Er bringt regelmäßig seinen eigenen Hund Gino in die Klinik mit, ein ausgebildeter Therapiehund. Wenn Patienten den Cockerspanier-Pudel-Mischling sehen, dann gehen sie aktiv auf das Tier zu und sprechen es an, selbst wenn sie eigentlich verschlossen oder gar traumatisiert sind: „Du bist aber ein netter Kerl!“ – „Ach ist der goldig!“ Der Chefarzt freut sich darüber: „Das ist der erste Türöffner für die Seele.“Wie gut Menschen auf Tiere ansprechen, haben Mitarbeitende der Klinik auch im vergangenen Jahr erlebt. Als ein Schäfer mit seinen fast 1000 Schafen eine Woche auf den Wiesen vor der Klinik weidete, waren die Patienten Feuer und Flamme. Sie beobachteten ganz fasziniert, wie die Herde langsam vorbeizog; manche spazierten hin und nahmen Kontakt zu Schäfer und Schafen auf. „Nicht zuletzt deshalb wollten wir unbedingt etwas in Richtung tiergestützte Therapie etablieren“, berichtet Dr. Grinschgl.So wurde im Frühjahr eine Kooperation mit dem nahe gelegenen Eselhof Allinger geschlossen. Ergotherapeut Stefan Ringys spaziert seitdem regelmäßig mit Patientinnen und Patienten der Günztalklinik nach Eschers (Gemeinde Untrasried) hinauf, wo mehr als 60 Esel und ein Dutzend Alpakas auf einen gemeinsamen Spaziergang warten. „Das ist immer ein besonderes Erlebnis für unsere Patienten. Sie gehen in den Stall, machen begeistert Fellpflege, führen die Tiere durch Wald und Flur und bauen so eine emotionale Beziehung zu ihnen auf. Das beruhigt die Patienten“, erzählt der Chefarzt. Manche Tiere seien in ihrem Wesen verschlossen und damit für eine solche Therapie nicht geeignet – diese nicht. „Esel zum Beispiel sind eher freundliche Wesen, wirken auf uns wenig bedrohlich und haben Eigenschaften, die uns nicht überfordern“, so der 56-Jährige. Deshalb möchte die Klinik das Angebot unbedingt aufrechterhalten, am liebsten ausbauen.Der Eselhof Allinger empfängt sie jedenfalls immer gerne und mit offenen Türen. Man kennt die Günztalklinik, sie hat sich im Allgäu längst einen Namen gemacht. 85 Prozent der Patientinnen und Patienten kommen aus Orten der näheren Umgebung, also aus dem Ost-, Ober- und Unterallgäu. Die Fachklinik für Psychosomatik und Psychotherapie hat sich als Einrichtung für Menschen in der Region etabliert. Das Haus mit Rezeption, Patientenlounge und Wellness-Oase hat Hotelcharakter. Dort sollen Menschen mit seelischen Erkrankungen wieder fit gemacht werden für den Alltag.Sechs Jahre gibt es die Einrichtung bereits. Sie gehört zu den Bezirkskliniken Schwaben und ist seit einem Jahr eigenständig. Zuvor gehörte sie organisatorisch zum Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren. Die 50 Betten sind das ganze Jahr über voll belegt, die Resonanz der Patientinnen und Patienten sowie der Zuweiser ist positiv. „Aufgrund der guten Auslastung und des hohen Bedarfs dürfen wir unsere Bettenzahl um zehn erhöhen. Ein entsprechender Antrag wurde vom bayerischen Gesundministerium stattgegeben, die Kapazitätserweiterung in den Krankenhausbettenplan aufgenommen“, teilt Dr. Grinschgl mit. Sechs Wochen bleiben die Patientinnen und Patienten durchschnittlich hier. Sie können sich frei bewegen und sind selbst für sich verantwortlich. „Soweit wir das beurteilen können, verlassen sie mit hoher Zufriedenheit unsere Klinik“, sagt der Mediziner. Will heißen: Die psychosomatischpsychotherapeutische Komplexbehandlung schlägt bei den meisten an; sie hilft ihnen weiter.Wer wird hier behandelt? Es sind Frauen und Männer mit Stressfolgeerkrankungen, Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen sowie anderen psychosomatischen Störungen. „Wir helfen in anhaltenden Lebenskrisen, wenn man zum Beispiel nicht über den Tod eines Angehörigen hinwegkommt oder einen die Trennung vom Lebenspartner aus der Bahn geworfen hat“, erläutert der Chefarzt. Auch Patientinnen und Patienten, die unter Prüfungsangst leiden, solche mit Zwangsstörungen sowie leichteren Formen von Essstörungen werden hier behandelt. Es gibt Gruppen nur für Männer mit strukturellen Defiziten und eine für junge Erwachsene in krisenhaften Lebenssituationen. Ihnen allen bietet die Günztalklinik Allgäu ein Therapiekonzept an, das nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet ist und bewährte Therapiemethoden integriert. Ein erfahrenes, motiviertes Team aus Ärzten, Psychotherapeuten, Psychologen, Pflegekräften und Kreativtherapeuten setzt dieses um.Die Männertherapie, die die Klinik zum Beispiel für Geistliche, Lehrer und Ärzte anbietet, bezeichnet Dr. Grinschgl als „herausragende Besonderheit“. „Sie läuft sehr erfolgreich. Die Zahl der Männer unter unseren Patienten ist höher als in anderen Kliniken“, so der Chefarzt. Das Durchschnittsalter aller Patienten beträgt um die 42 Jahre.Teil der psychosomatisch-psychotherapeutischen Komplexbehandlung ist eine intensive, tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Grinschgl: „Wir legen großen Wert auf eine individuelle Therapie auf Augenhöhe und verstehen uns als Partner unserer Patienten.“ Das Leitmotto der Klinik heißt „ganzheitlich und naturnah“.Dort oben über dem Günztal hat man einen wunderschönen Blick auf die Landschaft und die Bergkette der Allgäuer Alpen. Im Haus gibt es einen Wellnessbereich, einen modernen Fitnessraum mit Crosstrainern, Rudergeräten, Ergometer und Laufband. Zusätzlich stehen Kicker, Tischtennisplatte und Billardtisch zur Verfügung. Therapeutisch werden Mountainbikes und Schneeschuhe in Gruppen genutzt. In der Günztalklinik gibt es auch eine Lehrküche und eine eigene Kapelle zur Andacht und als Rückzugsraum. All dies soll den Patienten ermöglichen, inmitten der Natur Kraft zu sammeln und gesund zu werden.Die Günztalklinik Allgäu ist innerhalb der Marktgemeinde Obergünzburg und den Nachbarorten bestens eingebunden, das war sie vom ersten Tag an. „Es gibt eine gute Vernetzung mit den Einweisern. Wir arbeiten mit den örtlichen Praxen kontinuierlich und gerne zusammen, es hat sich ein verlässliches System etabliert“, so der Chefarzt. Im Haus stehen bis zu 60 Krankenhausbetten in modernen Zweibettzimmern zur Verfügung. 14 Zimmer sind als Einzelzimmer mit gehobener Ausstattung für Wahlleistungspatienten oder Selbstzahler ausgelegt. Die psychosomatische Klinik steht sowohl gesetzlich Versicherten (auch mit privater Zusatzversorgung) als auch Privatversicherten und Selbstzahlern offen. Patienten werden nach Wartezeit aufgenommen, sofern der behandelnde Haus- oder Facharzt eine Krankenhausbehandlung für notwendig erachtet. 

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Nähere Informationen

unter Telefon 08372/92370 oder im Internet unter www.guenztalklinik-allgaeu.de