Christkind vs. Weihnachtsmann - Hauptsache Geschenke
Als ich noch ein Kind war, habe ich voller Vorfreude kurz vor Weihnachten meinen Wunschzettel geschrieben. Er fing an mit „Liebes Christkind ...“. In anderen Bundesländern gehen diese Briefchen jedoch an den Weihnachtsmann. Aber welche Unterschiede trennen die beiden?Der geografische Kontrast zwischen den beiden Geschenkebringern ist wohl der deutlichste. Während im Süden und Westen von Deutschland das Christkind die Geschenke unter den Tannenbaum legt, ist es im Osten und Norden der Weihnachtsmann. Und obwohl beide für die Freude der Menschen am heiligen Abend zuständig sind, kann man sie nicht vergleichen.
Die Geschichte des Weihnachtsmannes
Um den Ursprung des Mannes im roten Mantel zu finden, müssen wir weit in der Zeit zurück reisen. Genauer gesagt: In das Jahr 270 nach Christus. Das war das Geburtsjahr des Nikolaus von Myra. Im vierten Jahrhundert machte sich der Bischof zur Aufgabe, armen Menschen zu helfen. Diese Geste sollte nach seinem Tod zur Tradition werden.
Im 19. Jahrhundert konnten sich viele Menschen nicht mehr mit der Kirche identifizieren. Auf die Geschenke des Bischofs wollten sie dennoch nicht verzichten. Deswegen nahmen sie diesem alles, was ihn als Geistlichen erkennbar machte. Stattdessen sollte er von nun an einen roten Mantel und eine gleichfarbige Zipfelmütze tragen. Der Weihnachtsmann war geboren. In Gedichten und erfundenen Geschichten bekam der liebevolle, alte Mann neue Dinge zugeschrieben – Rentiere, den Nordpol als sein Zuhause und helfende Weihnachtselfen. Um das Jahr 1930 wurde er auch in einem blauen oder goldenen Mantel dargestellt. Kurz darauf wurde die Werbung eines bekannten Cola-Herstellers weltberühmt und zeigt den Weihnachtsmann als weißbärtigen Liebling der Kinder.
Die Geschichte des Christkindes
Einen Heiligen als Vermittler zwischen Gott und Mensch zu sehen, kam für evangelische Christen nicht in Frage. Deshalb lehnten sie die Verehrung des Nikolauses ab. Stattdessen sollte Martin Luther diese Aufgabe übernehmen. Er ersetzte den Heiligen Nikolaus durch sich selbst, den Heiligen Christ. Über viele Jahre hat sich der Begriff des Christkindes etabliert. Dieses brachte in der Nacht auf den 25. Dezember die Geschenke. Im Laufe der Zeit akzeptierten die Katholiken diesen Brauch.
Im letzten Jahrhundert wendete sich die Tradition. Während die Katholiken sich immer mehr mit dem Gedanken des Christkindes anfreundeten, übernahm der Weihnachtsmann das Geschenkebringen bei den Evangelischen. Der Mythos, dass die Amerikaner den Weihnachtsmann erfunden haben, ist somit widerlegt. Dort kommt der Santa Claus durch die Kamine, der sich aus dem niederländischen Sinterklaas entwickelte.