Projekt "Kuh pro Klima": Waltenhofener Teil des Experiments
Mehr Milch durch schonendere Beweidung: Der Martinszeller Landwirt Tobias Ruppaner treibt seine Kühe dreimal täglich weiter
Weniger Bodenerosion, mehr Artenvielfalt und höhere Erträge - das alles versprechen sich die Teilnehmer des Projekts "Kuh pro Klima". Seit März vergangenen Jahres sind acht Oberallgäuer Landwirte Teil davon. Sie besuchten unter anderem Workshops zu Themen wie Kompostierung, Weidemanagement und Artenvielfalt. Das gemeinnützige Projekt wird über EU- und Spendengelder finanziert.
Die Ansätze von "Kuh pro Klima" erklärt Franziska Hanko, Ökologin und wissenschaftliche Projektleiterin: "Wir wollen durch die Beweidung die Bodenfruchtbarkeit verbessern, die Wasserhaltefähigkeit des Bodens steigern und zur Artenvielfalt beitragen." So sollen zum Beispiel Pflanzen regenerationsfähiger werden, wenn Kühe sie nur teilweise abfressen - dadurch, so Hanko, können sie besser gedeihen. Dafür müssen Kühe regelmäßig zum nächsten Stück Weideland getrieben werden, bevor sie den Bewuchs komplett abgefressen haben.
Bereits seit 2012 bringt die Bäuerin und Projektleiterin von "Kuh pro Klima", Christine Bajohr, keine Gülle mehr aus. Zu Beginn hat das zu Ertragseinbußen geführt, inzwischen konnten sie und ihre Familie dank ihres Weidemanagements ihren Ertrag auf ihren guten Flächen jedoch um ein Drittel im Vergleich zu Güllezeiten steigern. "Inzwischen ist bei uns das Hauptziel, den Regen festhalten zu können", sagt Bajohr. Dadurch erhofft sie sich, extreme Wetterlagen wie die Trockenheit dieses Frühjahr besser überstehen zu können.
Tobias Ruppaner ist einer der acht teilnehmenden Bio-Landwirte. Auf seinem Betrieb bei Martinszell (Gemeinde Waltenhofen) produziert er hauptsächlich Heumilch. "Wenn die Kühe am Ende des Projekts mehr Milch geben, weil sie ein vielfältigeres Nahrungsangebot haben, wäre das für mich ein Erfolg", sagt Ruppaner. Das möchte er mit mehr Artenvielfalt bei den Weidepflanzen erreichen. Deshalb lässt er bereits seit 2019 seine Kühe nicht mehr eine große Fläche abgrasen, sondern treibt sie dreimal täglich in eine neue, kleinere Weideparzelle, damit auf keiner Fläche der Bewuchs komplett abgegrast wird. Dabei profitieren Landwirt und Klima: Ruppaners Pflanzen wachsen besser, wenn sie nicht ganz abgegrast sind, und der Verbiss helfe dabei, den Kohlenstoff im Boden zu binden.
Das Projekt finden Sie im Internet unter www.kuhproklima.de