Vier Pfoten für ein Hallelujah
In Waltenhofen ist eine der größten Rettungshundestaffeln in Bayern stationiert
Los, los, los! Komm schon, ich will spielen! Mein Frauchen hält mich an der Leine fest, obwohl dieser Mann da mein Spielzeug geklaut hat und weggerannt ist. "Hey! Gib mein Spielzeug zurück", rufe ich. Ich ziehe an der Leine, doch mein Frauchen lässt nicht locker. Doch. Endlich. Sie lässt los. Ich renne los zu dem Mann, der mein Spielzeug hat. Bei ihm angekommen, schnappe ich schnell danach und zerre so fest ich kann. Das macht ganz schön Spaß. Endlich lässt der Mann locker. War ja klar, dass ich stärker bin. Triumphierend renne ich mit meinem Spielzeug im Maul zurück zu meinem Frauchen und zeige ihr, was ich erbeutet habe.
Drei Nachwuchsretter
Ich bin Coffyn, 13 Wochen alt und Teil der Rettungshundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes Oberallgäu. Ich und meine Freunde Balu und Pablo werden gerade in Waltenhofen ausgebildet. Wenn wir groß sind, dürfen wir mit auf Einsätze und Menschen in Wäldern und sowie unwegsamen Gelände oder unter Trümmerhäufen suchen.
Der Labradorwelpe Pablo gehört zu Soffie Küchle, sie ist Ausbilderin bei der Rettungshundestaffel. Ihr Labrador-Eurasier-Mischling Pepe ist bereits in der Trümmer- und der Flächensuche im Einsatz. Schäferhund Balu gehört zu Einsatz- und Ausbildungshelfer Mark Hoffman. Coffyn ist der Hund von Patricia Gessenharter von der Bereitschaft Sonthofen. In der Grundausbildung müssen die Welpen "als allererstes lernen, wie toll Menschen sind", sagt Christoph Tiebel, Kreisfachdiensteiter Rettungshunde im Oberallgäu und Landesfachdienstleiter in Bayern. Denn die Hunde sehen später bei den Einsätzen nicht die Ernsthaftigkeit der Situation.
Wir suchen tolle Menschen
Aus Hundesicht suchen sie nicht nach hilflosen Personen, sondern nach "ganz tollen Menschen, die immer ein ganz tolles Spielzeug haben und immer ganz tolle Sachen mit ihnen machen". Deshalb sieht auch das Welpentraining am Anfang eher nach Spiel und nicht nach Übung für den Ernstfall aus.
Zwei bis drei Jahre Ausbildung
Nach der Grundausbildung gibt es für die Welpen später verschiedene Einsatzgebiete. Wohin es Pablo, Balu und Coffyn nach der Ausbildung verschlägt, ist noch offen. Die meisten Hunde kommen in die Flächensuche, sagt Christoph Tiebel vom Bayerischen Roten Kreuz. Bis die Hunde mit auf richtige Rettungsmissionen dürfen, dauert es noch eine Weile. Die Ausbildung zum Rettungshund geht zwei bis drei Jahre, sagt Christoph Tiebel.
Während die Hundeschulen geschlossen sind, darf das Welpentraining der Rettungshundestaffel des Bayerischen Roten Kreuzes stattfinden. Dafür haben die Ehrenamtlichen eine Ausnahmegenehmigung bekommen. Sie dürfen unter Einhaltung strenger Corona-Regeln trainieren – nur draußen, in Kleingruppen und mindestens mit einer FFP2-Maske oder vergleichbarem Schutz.
Die Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes in Waltenhofen übernimmt mit ihren 30 Einsatzkräften und der Hundestaffel ein vielseitiges Aufgabenfeld. Die Rettungshundearbeit hat mit 20 Einsatzkräften das größte Einsatzgebiet in Schwaben und dadurch 40 bis 50 Einsätze pro Jahr. Die fünf menschlichen Betreuer vor Ort unterstützen die Gemeinde kurzfristig bei kleineren Betreuungslagen, wie Getränke oder kurze Verpflegung bei Unfällen oder Betreuung von nichtverletzten Personen.