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Für ein Leben in Bewegung

Das Erbe Sebastian Kneipps wird in Bad Grönenbach mit Leben gefüllt

Am 17. Mai 1821 wurde Sebastian Kneipp in Stephansried, einem zur Pfarrei Ottobeuren gehörenden kleinen Weiler, in ärmliche Verhältnisse hineingeboren. Sein Vater, Franz Xaver Kneipp, heiratete 1818 die Witwe Maria Rosina Schalber, die aus erster Ehe schon drei Kinder hatte.

Aus zweiter Ehe stammen Viktoria, Sebastian und Theresia Kneipp. Sebastian wurde schon einen Tag nach der Geburt in seiner Pfarrkirche Ottobeuren getauft.

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In seiner Selbstbiographie schreibt Kneipp:

„Das Licht der Welt erblickte ich am 17. Mai 1821. Der Vater war ein einfacher Landweber. Die Mutter war sehr scharf; der Vater hatte ein so herrliches Talent, dass er mich als Theologen in der Welt- und Kirchengeschichte durch die gestellten Fragen in die größten Verlegenheiten brachte… Wer nicht arm geboren und nicht arm erzogen ist, wird nie recht erfassen das Schicksal, das den Armen trifft… Mit elf Jahren musste ich täglich fünf Ellen Leinwand weben, wozu ich von morgens früh bis abends brauchte… In mir war kein Drang für die Weberei, sondern das Verlangen, „geistlich“ zu werden… Mit 13 Jahren suchte ich Priester auf und jeder hat über mich das Urteil gesprochen: „Nicht studieren“…

Der innere Drang zu studieren wurde immer größer, sollte Kneipp aber noch eine ganze Weile verwehrt bleiben. Stattdessen ereilten die Familie zwei schlimme Schicksalschläge:

„Wie ich im 20. Jahre war, starb plötzlich meine Mutter an Blutsturz… An meinem 21. Geburtstag, wie ich an meinem Webstuhle arbeite, kommt tief unten am Berg Feuer aus, und wenn der Ort vierzehn Häuser zählte, standen in einer Stunde dreizehn in Flammen. Ich war allein mit einer Schwester zu Hause, entfernte wohl aus dem Hause, was mir möglich war, hatte aber nur eine einzige Viertelstunde Zeit dazu. Wie das Feuer das ganze Haus verzehrte, so wurde auch meine ganze Einrichtung ein Opfer desselben; ebenso die 70 Gulden.“

Doch Sebastian Kneipp gab nicht auf und arbeitete hart für seinen Lebenstraum – und erreichte ihn: Am 24. August 1852 feierte der Neupriester seine Primiz in seiner Heimatkirche Ottobeuren.

Im Jahr 2021: großes Jubiläum „200. Geburtstag Sebastian Kneipp“.

Kneipps engster Mitarbeiter, Dr. med. Alfred Baumgarten, berichtet über dieses Ereignis in einer Kneippbiographie bereits aus dem Jahre 1898, ein Jahr nach Kneipps Tod:

„Am Ziele seiner Wünsche angelangt, konnte er am Bartholmäitage, am 24. August des Jahres 1852, seine Primiz in der Pfarrkirche zu Ottobeuren feiern. Gewaltig war der Zulauf… Er, der „borschtige Bua“, der vielverspottete „Baschtl“, der von Pontius zu Pilatus gelaufen war, der sich von allen Menschen hat hänseln, verspotten und verhöhnen lassen müssen wegen seiner „thörichten Einbildung“, war schließlich doch an das Ziel seiner Wünsche gelangt… Welchen Eindruck musste es auf das Herz Sebastian Kneipps machen, da er unter den Seinigen zum ersten Mal am Altare im Dienste des Herren walten und seinem Vater die Hl. Kommunion reichen konnte… In dieser Kirche also feierte der hochwürdige Herr Sebastian Kneipp als neugeweihter Priester seine Primiz; und als der einstige Webergeselle an den Altar trat, ein Bild der Bescheidenheit und Schüchternheit, da glaubte wahrlich keiner, dass sein Name einstens die Welt bewegen werde und dass er einst berufen sein werde, in ganz besonderer Weise der leidenden Menschheit Heil und Segen zu bringen…“

Kneipp blieb mit Ottobeuren zeitlebens eng verbunden. Jährlich kam er mit Gästen aus Wörishofen an seinem Primiztag nach Ottobeuren und Stephansried, um diesen aus seinem ungewöhnlichen Leben zu erzählen und Gott zu danken, dass er trotz aller Schicksalsschläge seinen Lebensweg so gefügt hat. Am 5. März 1897 war Monsignore Kneipp bei der Beerdigung des damaligen Pfarrers P. Godefrid Behr OSB zum letzten Mal in Ottobeuren. Sebastian Kneipp starb am 17. Juni 1897 in Wörishofen mit der Bitte: „Und wenn einst meine Wasserfreunde erfahren, dass ich in die Ewigkeit gewandert, dann wollen sie mir den Liebesdienst erweisen und in einem kräftigen Vaterunser einen kühlenden Strahl mir nachsenden, allwo der Arzt der Ärzte die arme Seele in der Feuerkur zum ewigen Leben heilt und läutert.“

Von der Schicksalswende – Kneipps Lebensstation in Bad Grönenbach – erfahren Sie auf Seite 12 der Bad Grönenbacher Seiten.

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Pfarrer Sebastian Kneipp in Ottobeuren

Wohl das meiste aus vergangenen Tagen „verbuchen“ wir auch als das: Vergangen. Doch so manches Vergangene reicht auch bis in unsere Gegenwart. Hat Einfluss auf unser heutiges Leben. So wie die Gesundheitslehre von Sebastian Kneipp. Im 19. Jahrhundert legte er mit seinen fünf Säulen eine ganzheitliche und vor allem zeitlose Basis für die Gesundherhaltung von Körper, Geist und Seele. Seinen Anfang nahm dieses bedeutende Erbe, das in der ganzen Welt Bekanntheit und Berühmtheit erlangte, hier in Ottobeuren. Damals und heute. Denn ... 
        

Mit dem Kneipp-Denkmal in Stephansried und dem Kneipp-Aktiv-Park hat Ottobeuren seinem berühmten Sohn zwei Denkmale gesetzt – letzteres als lebendige, erlebbare Variante. Die Kieswege und eine Sandsteinmauer symbolisieren in ihren fließenden Bewegungen die Lebenskraft des Wassers. Der Meditationsgarten, eine Insel der Stille, die zur inneren Einkehr einlädt, ist am Eingang mit einem Quellstein geschmückt. Im klassischen Tretbecken, beim Armbad und auf einer Tretwiese spendet die Hydrotherapie wohltuende Kräfte. Eine „Himmelstreppe“ führt zu Ruheplätzen, die die fünf Säulen der Kneipp’schen Gesundheitslehre thematisieren – Wasser, Bewegung, Ernährung, Kräuter und Lebensordnung.