Lokales

Von Ochs und Esel, Hirten und einem ganz besonderen Paar

Ein zentrales Element zur Weihnachtszeit ist die Krippe und die ist vielfältiger, als man denkt

Foto: ©nando1985 - stock.adobe.com

Foto: ©nando1985 - stock.adobe.com

Ob winzig klein oder lebensgroß, ob aus Stein, Kunststoff oder Holz, ob als minimalistische Lichtinstallation oder als ein klassisch buntes Treiben – Weihnachtskrippen gibt es in allen erdenklichen Größen, Farben und Versionen. Im Kern geht es immer um Josef, Maria und natürlich um das neu geborene Jesuskind.    

Wann genau das erste Mal Figuren die weihnachtlichen Szenen um Christi Geburt dargestellt haben, lässt sich heute nicht mehr genau sagen. Lange Zeit galt kein geringerer als Franz von Assisi als Erfinder der Krippendarstellung. Das gilt heute als weitestgehend widerlegt. Aber wahrscheinlich ist, dass in dessen Geburtsland Italien die ersten plastischen Darstellungen der Ereignisse in und um Bethlehem im 14. oder 15. Jahrhundert entstanden sind. Die älteste heute bekannte Krippe findet man in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom. Ganz klassisch römisch sind die Figuren hier aus Marmor gefertigt worden. Von Italien aus verbreitete sich der Krippenbrauch über den Jesuitenorden und über stark vernetzte Fürstenhäuser. Heute kann man Krippen weltweit finden. Und überall wo sie aufkamen, wurden sie stark von kulturellen, historischen und anderen Strömungen beeinflusst. So sind wohl die meisten historischen Krippen ein besserer Spiegel für die Zeit, in der sie entstanden, als für die eigentlichen biblischen Geschehnisse. Oder glauben Sie etwa, dass vor über 2000 Jahren in Galiläa ein blondes Kind auf die Welt gekommen ist?
    

Das Landescouleur in den Krippen sieht man in Spanien und Italien recht deutlich. Historisch ist Spanien eine der größten Krippennationen weltweit. Gefördert wurde die Krippenmanufaktur häufig durch das spanische Königshaus sowie andere lokale Adelsfamilien. Verschiedenste Herstellungsarten und Stile entwickelten sich hier über die Jahrhunderte. Immer wieder findet man Einflüsse der lokalen Tracht, ansässiger Berufs­ und Standesgruppen und anderer lokaler Besonderheiten. In Italien findet man Krippen, in denen es geradezu von verschiedensten Figuren „wimmelt“ – besonders in Neapel. Hier sind manche Krippen so sehr bevölkert, dass man richtig suchen muss, um die „Hauptdarsteller“ zu finden. Sogar Pizzabäcker, Trunkenbolde und Metzger kann man hier manchmal entdecken.
  

Die wohl bekannteste Eigenheit der spanischen Krippe kommt aus Katalonien und heißt Caganer. Der Caganer, in Deutsch recht profan als „Scheißer“ zu übersetzen, hat inzwischen in ganz Spanien Einzug gehalten und findet sich weltweit immer häufiger in den Krippen. Die meist männliche Darstellung des Caganer zeigt die Figur recht deutlich beim Toilettengang. Was hierzulande meist als etwas geschmacklos gelten dürfte, ist in der Heimat der Figur ein Symbol für Gesundheit und Glück für das nahende neue Jahr. Bei uns gibt es ebenfalls recht prominente Krippenfiguren, die so in der Bibel nicht erwähnt werden. Zwar gibt es Andeutungen auf die tierische Anwesenheit von Ochs und Esel an Christi Geburt. Explizit wurden sie jedoch nicht genannt.
    

Von Ochs und Esel, Hirten und einem ganz besonderen Paar-2
Eine traditionelle Krippe aus Neapel. Foto: Armando Iozzi - stock.adobe.com

Nicht nur die Figuren sind spannend. Die Szenerie um Maria, Josef und das kleine Jesuskind sind ebenfalls unglaublich abwechslungsreich. Während afrikanische Krippen sich an afrikanische Dörfer anlehnen oder in süddeutschen Krippen häufig süddeutsche Bauernhöfe nach historischer Bauweise Platz finden, gibt es Szenerien, die ganze Lebensabschnitte von Jesus und dem heiligen Paar darstellen. So zeigen Dioramen gleichzeitig die Geburt und den Tod des Jesus von Nazareth. Unterschieden werden je nach Szene zum Beispiel zwischen Höhlen­, Tempel­, Ruinen­ und Stallkrippen neben vielen weiteren.

Einen wahren Palast bekommt das Heilige Paar in Krakau. Die Krakauer Krippenkunst ist weltweit bekannt und geht auf im Winter arbeitslose Maurer zurück. Diese haben sich während der kalten Jahreszeit als Zuverdienst dem Krippenbau gewidmet. Die Krippen wurden über die Jahre immer bunter und ausgefallener und bald erinnerte nichts mehr an den einfachen Stall, in dem der Begründer des Christentums auf die Welt gekommen sein soll. Heute werden die schrillen Paläste aus Aluminum in einem eigenen Wettbewerb bewertet und prämiert.

Die größte Krippe der Welt findet man in der südspanischen Stadt Alicante. Josef kommt auf stattliche 18,5 Meter. Seine Frau Maria misst 10,5 Meter und das Jesuskind ist mit drei Metern das wohl größte Neugeborene der Welt. Zehn Künstler waren an der Gestaltung dieses Monuments tätig. An der kleinsten Krippe haben keine Künstler gearbeitet, sondern modernste Technik. Sie wurde mit dem 3D-­Drucker des Polytechnikums Vilnius in Litauen gedruckt und dem Papst übergeben. Diese Miniaturversion passt in ein Nadelöhr.

Man muss aber gar nicht die Welt bereisen, um spannende Krippen zu bestaunen. Denn Deutschland hat eine reiche und vielseitige Krippengeschichte und viele historisch spannende Artefakte zu bieten. Zum Beispiel findet man im schwäbischen Krippenmuseum in Mindelheim das wahrscheinlich älteste Jesuskind der Welt. Ein wahrer Schatz der Krippengeschichte. Wer das handwerkliche Geschick mitbringt und selbst Krippen bauen möchte, kann das in Kempten lernen. In einer echten Krippenbauschule wird die Tradition am Leben erhalten.

Ob klein und einfach oder bunt und ausgefallen – wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Aufbauen Ihrer eigenen Krippe.