Neue Berufsperspektive für junge Osteuropäer
Klinikum Memmingen rekrutiert gut ausgebildete Pflegekräfte aus dem Ausland
Dreifacher Sieg, auf Englisch „Triple win“, nennt sich ein Arbeitsvermittlungsprojekt, das jungen osteuropäischen Pflegekräften eine berufliche Perspektive in Deutschland ermöglicht. Dreifacher Sieg, weil dadurch gleichzeitig der Pflegenotstand hierzulande gelindert und die Arbeitsmärkte in den Herkunftsländern entlastet werden. Denn die Pflegekräfte kommen aus Ländern, in denen ein Überschuss an Pflegefachkräften besteht.Seit drei Jahren beteiligt sich das Klinikum Memmingen an diesem fairen und nachhaltigen Auslandsprojekt und konnte dadurch bereits 23 gut ausgebildete Pflegekräfte aus Serbien und Bosnien-Herzegowina rekrutieren, die in einem sorgfältigen Auswahlverfahren nach Deutschland vermittelt wurden.„Es ist von Anfang an alles gut gelaufen“, erzählt die 23-jährige Jenic Jovana aus Serbien, die vor eineinhalb Jahren nach Memmingen kam. Ihr Kollege, der 31-jährige Sasa Stupar aus Bosnien, nickt zustimmend.
„Hier ist alles besser organisiert als in meiner Heimat.“
Jenic Jovana aus Serbien
„Heimweh hatte ich anfangs natürlich schon“, schildert die junge Frau, „aber mir gefällt das Arbeiten hier im Klinikum Memmingen, weil alles besser organisiert ist als in meiner Heimat.“
Über Schulkameraden der serbischen Krankenpflegeschule hatte sie von dem Triple-Win-Projekt erfahren: „Dann habe ich mich ziemlich schnell entschlossen, nach Deutschland zu gehen, weil ich in meiner Heimat leider keine Perspektive gesehen habe.“ Denn viele Pflegekräfte in Osteuropa fänden keine Anstellung in den Krankenhäusern.
„Die Pflegekräfte werden umfassend geschult.“
Claudia Jaekel Projektleiterin
Der 31-jährige Sasa Stuper aus Bosnien hatte schon länger den Wunsch, in Deutschland zu arbeiten. Über Triple Win war es für ihn dann relativ einfach, diesen Traum zu verwirklichen. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt er unter seiner FFP2-Maske. „Material, Geräte – hier haben wir alles, was wir brauchen.“
In seiner Heimat habe immer etwas gefehlt, schildert Stupar, der bereits acht Jahre in einem Krankenhaus in Bosnien gearbeitet hatte. „Deutsche Kliniken haben einen hohen Standard.“
„Material, Geräte – hier haben wir alles, was wir brauchen.“
Sasa Stupar aus Bosnien-Herzegowina
Direktflug in die Heimat
Der 31-jährige Bosnier hofft, dass auch seine Frau bald ein Visum bekommt und ihm nach Deutschland folgen kann.
„Leider haben wir uns im vergangenen Jahr nur zweimal gesehen.“ Grund dafür waren unter anderem die erschwerten Reisebedingungen während der Corona-Pandemie. Denn normalerweise profitieren die Triple-Win-Teilnehmer vom Allgäu Airport Memmingen, wo es einen „Direktflug in die Heimat“ gibt, wie beide bestätigen.
Jenic Jovanas langjähriger Freund konnte bereits vor drei Monaten zu ihr nach Memmingen ziehen: „Jetzt fällt es mir natürlich deutlich leichter, so weit von meiner Familie weg zu sein“, sagt die 23-Jährige und man erkennt deutlich das Lächeln unter ihrer Mund-Nasen-Maske.
Projektleiterin Claudia Jaekel vom Klinikum Memmingen betreut die beiden Pflegekräfte seit ihrem Start in Memmingen und auch schon davor – wie auch die anderen 23 Triple-Win-Teilnehmer. „Ich helfe vor allem in der Anfangszeit bei Behördengängen, der Wohnungssuche und dem Zurechtfinden im Klinikum.“ Sie holt die neuen Pflegekräfte bei ihrer Ankunft sogar persönlich am Allgäu Airport ab.
Der Vermittlung der neuen Mitarbeiter aus Osteuropa gingen umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen voraus: „Die Pflegekräfte werden umfassend im Herkunftsland geschult und absolvierten ihn ihrer Heimat bereits mehrere Deutschkurse“, schildert Jaekel. Auch nach ihrer Ankunft in der neuen Heimat besuchen sie weitere Kurse an der Berufsfachschule für Pflege des Klinikums sowie der Volkshochschule.
„Denn wir möchten den motivierten neuen Mitarbeitern natürlich den bestmöglichen Start und eine gute Begleitung für ihr neues Leben in Deutschland ermöglichen“, sagt Claudia Jaekel, Fachwirtin im Gesundheitswesen.
Projekt Triple Win
• Ein Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit
• Ziel: Nachhaltige Gewinnung von Pflegekräften aus dem Ausland
• Von der Rekrutierung bis zur Einreise der Pflegekräfte wird alles organisiert und koordiniert