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Zeitreise mit toller Aussicht

  

Fotos: Verena Stitzinger

Fotos: Verena Stitzinger

Eine Wanderung zur Burgruine und im Wald bei Hopfen bietet neben der Bewegung und dem wunderbaren Panorama viele spannende Einblicke und Entdeckungen.

An der Küchentür meiner Schwiegermutter hängt ein rundes Schild: Im roten Rahmen haben die Enkelkinder ein schwarzes Schwert gemalt und durchgestrichen. „Kämpfen verboten heißt das“, erklärt Maja. Was es damit auf sich hat? Ihre Cousins spielen mit Begeisterung Ritter – das bedeutet dann meist ausgedehnte Schwertkämpfe. Nichts für Omas Küche und Nerven!

Und genau deshalb fahren wir nach Hopfen am See und wandern zur Burgruine. Ein schöner Ausflug, der allen Generationen der Familie gefällt. „Wo ist die Ritterburg denn?“, fragen die Kinder schon am Parkplatz am See. Einige Spaziergänger, die an der Uferpromenade flanieren, hören uns und drehen sich belustigt um. „Da oben“, erklärt Markus und geht voraus in den Wald und den Hügel hinauf. Der Weg ist steil, doch die Motivation ist groß. Bald schon haben wir die Burg erreicht.

Die Kinder nutzen die Mauerreste und Wege im Burginneren zum Spielen, für die Erwachsenen gibt es interessante Schautafeln zu lesen. Das Alter und die Erbauer der einstigen Burg sind nicht klar belegt. Es ist möglich, dass es sich in Hopfen um die Burganlage handelt, in die sich im Jahr 1078 der Augsburger Bischof Wigold im Streit mit König Siegfried II. zurückzog. Schriftlich zweifelsfrei erwähnt werden Bewohner einer Hopfener Burg erst rund 100 Jahre später als welfische Dienstmannen, unter anderem ein Herr Udalricus da Hopphe. Mit dem Niedergang der Welfen geriet die Anlage an das Hochstift Augsburg. Es wird angenommen, dass das Bauwerk immer mehr an Bedeutung und Substanz verlor, weil der Amtssitz 1322 an das neu erbaute Hohe Schloss in Füssen verlegt wurde. Es wurde eine Brandschicht aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) gefunden, die wohl den endgültigen Niedergang belegt. Im Jahr 1700 wurde die Ruine dann abgebrochen und 1 000 Fuhren Material für den Umbau des Klosters St. Mang nach Füssen transportiert. Wir sind beeindruckt. Erst jetzt haben wir Augen für den wunderschönen Ausblick hier oben auf die Bergkette.

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Aber wir wollen auch weiter. Die gute Laune der Kinder muss schließlich genutzt werden. Tatsächlich sind alle bereit für eine Wanderung. Zurück im Wald laufen wir gen Norden. Die hohen Fichten werfen viel Schatten. Doch zwischendurch entdecken wir schon erste Boten des Frühlings: „Huflattich“, ruft Maja und ist stolz, dass sie die gelben Blüten im Kiesbankett des Forstwegs wiedererkannt hat. Oma hat die Pflanze schon als Tee getrunken. Wir schnuppern daran und finden, dass der Huflattich würzig duftet. „Aber Achtung“, warnt Markus. Denn wir sind nicht die einzigen, die interessiert sind – einige Bienen tummeln sich auf den Blumen. „Bestimmt freuen sie sich, dass es endlich wieder Blüten gibt nach dem Winter“, sagt Maja und überlässt den emsigen Insekten „ihr Restaurant“, wie sie meint.

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Auf den Mauerresten der Burgruine herumzuklettern macht riesigen Spaß!
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Jaroslav Machacek / stock.adobe.com

Wir finden schnell andere Abwechslung: „Ein Tannenzapfen“, ruft sie. Stimmt – nicht. Es ist natürlich ein Fichtenzapfen, denn die Zapfen der Tannen zerfallen oben auf den Ästen, am Boden liegen nur jene der Fichten. Aber wer nennt die schon so?

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Wir wandern aus dem Wald hinaus auf freie Felder, genießen die wärmenden Sonnenstrahlen und den Ausblick auf die markanten Gipfel des Aggensteins und des Breitenbergs. Am Waldrand entdecken wir wieder Frühlingsblumen: Diesmal sind es die lilafarbenen Leberblümchen. Ihre grünen Blätter haben tatsächlich drei leberförmige Lappen. Noch einmal tauchen wir ab in den schattigen Wald, kurz darauf erreichen wir einen Bauernhof. Eine Katze und ein freundliches Pferd haben uns gesehen und kommen sofort auf uns zu. Beide sind auf der Suche nach Streicheleinheiten. Was für eine nette Begegnung!

Voller neuer Eindrücke schlendern wir hinüber zur Fachklinik Enzensberg und auf der Straße hinab zum See. Die Ritter? Ach oje, an die haben wir schon lange nicht mehr gedacht – so spannend war es im Wald und auf den Wiesen. Verena Stitzinger/Stephanie Hengeler-Zapp
  

Wanderung zur Burg Hopfen und im Hopfer Wald

Dauer: circa 3 Stunden

Länge: circa 7 Kilometer Strecke, 210 Höhenmeter bergauf

Ausgangspunkt: Hopfen, Uferpromenade

Einkehrmöglichkeiten: verschiedene Cafés und Restaurants in Hopfen

Charakteristik: einfache Wanderung mit interessanter Burg und wunderschönem Panorama

Route: Zunächst entlang der Uferpromenade, am Ortsende Hopfen, vor dem kleinen Campingplatz, rechts abbiegen in den Hopferwald. Am „Haus Weber“ vorbei bergauf, Wanderschilder weisen Richtung Parkplatz Hopferwald, Alpe Beichelstein, Burgruine Hopfen und Rhododendron. An der nächsten Kreuzung den steileren Weg hinauf zur Burgruine Hopfen. Nach Besichtigung der Ruine auf gleichem Weg zurück zu dieser Kreuzung und dann rechts, vorbei an dem großen Gerätestadel und der kleinen Rehfütterung (geradeaus). Am nächsten Abzweig links. Auf der Lichtung mit den kleinen Weihern rechts (Beschilderung Richtung Pestfriedhof). Im Wald immer der Beschilderung Fachklinik Enzensberg folgen bis zum Ortseingang von Hopfen, dann die Enzensbergstraße und die Bergstraße hinab zum Ufer.

Karte: Kompass „Füssen Ausserfern“
Blatt 4, Maßstab 1:50.000