Lokales

Weit über die Grenzen bekannt – Das historisch einzigartige Memmingen

Besondere Würdigung: Kramerzunft wird vom Bayerischen Landtag als „Ort der Demokratie“ ausgezeichnet

„Mir wollet frei sein“ – unter diesem Motto kämpften die Bauern im Jahr 1525 um ihre Rechte. Auch wenn der Aufstand blutig niedergeschlagen wurde, lebt die Erinnerung fort – in Memmingen mit einem Ausstellungsraum am Weinmarkt, dem Namenszusatz „Stadt der Freiheitsrechte“, einem vom Stadtrat heuer verabschiedeten „Memminger Manifest“ und der Würdigung durch den Bayerischen Landtag als „Ort der Demokratie“. Foto: Matthias Becker 

„Mir wollet frei sein“ – unter diesem Motto kämpften die Bauern im Jahr 1525 um ihre Rechte. Auch wenn der Aufstand blutig niedergeschlagen wurde, lebt die Erinnerung fort – in Memmingen mit einem Ausstellungsraum am Weinmarkt, dem Namenszusatz „Stadt der Freiheitsrechte“, einem vom Stadtrat heuer verabschiedeten „Memminger Manifest“ und der Würdigung durch den Bayerischen Landtag als „Ort der Demokratie“. Foto: Matthias Becker 

Liebe Leserinnen und Leser, verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger! Ein Jahr geht zu Ende, das uns stets in Erinnerung bleiben wird. Niemand hätte gedacht, dass der Ausbruch einer neuen und damit unerforschten Krankheit das Leben, wie wir es gewohnt waren, weltweit derart durcheinanderwirbeln könnte. Aber derzeit sind wir noch fest in der Hand der Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor Corona und zum Schutz einer Überlastung unseres Gesundheitssystems. Es ist eine besondere Herausforderung, aber eine, die wir mit gemeinsamer Anstrengung schaffen werden. Da bin ich mir ganz sicher.      

Obwohl die Pandemie alle Veranstaltungen und Zusammenkünfte überschattet hat, haben wir doch zusätzlich zu den vielfältigen Herausforderungen, die bewältigt werden mussten, viele Impulse gesetzt und Weichen gestellt für die Zukunft hier in unserer schönen Stadt. Einiges davon möchte ich hier in besonderer Weise ins Gedächtnis rufen.

Ein wichtiger Termin im vergangenen Jahr waren die Kommunalwahlen im März. Hier wurde der Stadtrat für die nächsten sechs Jahre gewählt. 17 Mitglieder sind ausgeschieden, für die nun neue Frauen und Männer nachgerückt sind. Die 17 ausgeschiedenen Räte und Rätinnen wurden von uns feierlich in der Stadthalle verabschiedet. Zu diesem Termin wurde auch die Ehrenbürgerwürde an den langjährig engagierten Herbert Müller verliehen. Der ehemalige Landtagsabgeordnete und Stadtrat hat sich seit vielen Jahrzehnten in besonderer Weise in den Dienst der Stadt gestellt. Er hat neben vielen anderen Verdiensten den Memminger Freiheitspreis mit initiiert und ist langjähriger Vorsitzender des Kuratoriums Memminger Freiheitspreises 1525.
     

Dem Antrag MdL Klaus Holetschek folgend, hat der Stadtrat für Memmingen den Namenszusatz „Stadt der Freiheitsrechte“ beschlossen. In einer Stadtratssitzung im Sommer dieses Jahres haben die Rätinnen und Räte zudem das „Memminger Manifest“ verabschiedet. Darin verpflichten sich die im Stadtrat vertretenen demokratischen Parteien und Fraktionen, zusammen mit allen Bürgerinnen und Bürgern für die in den Zwölf Artikeln und in der bayerischen Verfassung formulierten Freiheitsrechte engagiert und überzeugt einzutreten sowie die damaligen Anliegen der Bauern, ihren Kampf um die Freiheit, in unsere moderne, pluralistische Gesellschaft zu übertragen.

Weit über die Grenzen bekannt – Das historisch einzigartige Memmingen-2
Manfred Schilder - Oberbürgermeister - Stadt Memmingen

Gemeinsam mit dem Kuratorium „Zwölf Bauernartikel“ wird die Stadt Memmingen im Gedenken an die Ereignisse des Jahres 1525 ein nachhaltiges Aktionsprogramm bis zum feierlichen Gedenken an das 500-jährige Bestehen initiieren. Ein erster Schritt hierzu war es, einen Info-Punkt und Ausstellungsraum am Weinmarkt, direkt gegenüber der Kramerzunft, zu eröffnen. Hier werden die „12 Artikel“ modern vermittelt und die Preisträger des Memminger Freiheitspreises vorgestellt. Ein weiterer Schritt war die Auszeichnung der Kramerzunft als „Ort der Demokratie“ durch den Bayerischen Landtag. Das Präsidium des Bayerischen Landtags stellt mit dieser Auszeichnung Orte in Bayern in besonderer Weise heraus, die der demokratischen Entwicklung des Freistaates herausragende Impulse verliehen haben. Ich freue mich außerordentlich, dass wir mit dieser besonderen Würdigung die einzigartige historische Rolle unserer Stadt noch besser über ihre Grenzen hinaustragen können. Und vielleicht noch stolzer sein dürfen, dass in Memmingen Geschichte geschrieben wurde und dies noch stärker im Stadtbild erscheinen kann.

Dass uns die Historie wichtig ist und wir darauf achten, wie wir mit den Denkmälern in unserer Stadt umgehen, sieht man auch an den folgenden Punkten. Zum Beispiel ist die Sanierung des Bismarckturms abgeschlossen. Als Aussichtsturm kann er derzeit nicht dienen, aber die Geschichte des Turms ist auf Info-Tafeln erklärt.

Auch ein Bauabschnitt der Stadtmauer ist fertig saniert, ein weiterer wird bis Ende des Jahres ebenfalls beendet sein. Zwischen Ulmer Tor und Luginsland sowie an der Kohlschanze wurden lockere Ziegel ausgetauscht, Balken erneuert und Fundamente ausgebessert und alles getan, damit diese Wehranlagen weiterhin in gutem Zustand bleiben und bei Stadtführungen den Interessierten die mittelalterliche Geschichte praktisch vor Augen geführt werden kann.   
   

Weit über die Grenzen bekannt – Das historisch einzigartige Memmingen-3
Die Stadt Memmingen eröffnet im März in der Stadionhalle ein „Drive-In“ zum Testen von Corona-Infektionen. Foto: Thomas Weigert  
Weit über die Grenzen bekannt – Das historisch einzigartige Memmingen-4
Die Historie spielt in Memmingen eine große Rolle. Entsprechend wurde die Sanierung des Bismarcktums abgeschlossen – die der Stadtmauer läuft jedoch noch mehrere Jahre. Heuer wurde das Stück zwischen Ulmer Tor und Luginsland sowie an der Kohlschanze fertig. Foto: Martina Diemand  

Ein historisches Denkmal, dass nun eine neue Aufgabe erhalten hat, ist der Zehntstadel in Steinheim, der im Juli feierlich eröffnet werden konnte. Nach einer Sanierungszeit von knapp zwei Jahren erstrahlt er in neuer Pracht und ist als Dorfgemeinschaftshaus ein wichtiges Puzzlestück im umfangreichen Maßnahmenkatalog, das im Zuge der nun abgeschlossenen Vorbereitenden Untersuchung (VU) Steinheim die Entwicklung des Stadtteils voranbringen wird. Zusätzlich dazu wird es hier mit der neuen grünen Mitte oder dem Sanierungsmanagement in den nächsten Jahren einige bauliche Veränderungen geben. In Steinheim ist die Beteiligung der Bürgerschaft gut angenommen worden, das wünsche ich mir auch bei den weiteren Schritten im Rosenviertel. Hier konnte eine Themenwerkstatt in der Stadthalle und eine weitere online stattfinden. Die Ergebnisse werden in die Planung miteinfließen und es geht Schritt für Schritt voran zu einem lebendigen und attraktiven Viertel.