Natur, Stollen und Quellwasser
Rundwanderung ins Wertachtal über Maria Rain
Die Gipfel sind voll von Einheimischen, Urlaubern und Tagesausflüglern. Wir wollen weg vom Rummel, Parkplatzsuche und Menschenmassen. Im Allgäu findet man viele Wanderungen, sodass man immer ein Plätzchen findet, an dem man fast alleine ist. Zwar geht es nicht in die Höhe, dafür immer wieder an einem Wildfluss entlang.Eine schöne Tour ist die abwechslungsreiche Rundwanderung ins Wertachtal über Maria Rain. Es ist ein sonniger Samstagmorgen, als wir uns auf den Weg machen, um nicht nur Natur zu genießen, sondern auch Kultur und Geschichte erleben. Parken kann man bei der Tourist-Info Nesselwang. Von dort geht es zum Alpspitz-Bade-Center, weiter am Sportplatz vorbei und dann auf dem Fußweg Richtung Ortsteil Hammerschmiede. Ein Wandgemälde verrät, dass sich hier bis 1820 eine Hammerschmiede befand, die dann bis 1890 zu einer Kistenmacherei wurde. Bis 1923 wurde hier Reißzeug hergestellt – also Zeichengeräte wie Zirkel oder Lineal. Der Weg führt nun weiter ins Wertachtal. Die Wertach begleitet die Wanderer. Der Regen der vergangenen Tage hat den Wildfluss anschwellen lassen und lässt ihn in einem breiten Strom das Tal erobern. Die verschiedensten Blumen zieren seine Ufer und die Wege sind noch menschenleer. Ab und zu kommt uns mal ein sportlicher Mountainbiker entgegen, ansonsten kann man die Ruhe in der romantischen Landschaft genießen. An einer Brücke überqueren wir den Fluss und folgen dem Weg bis zum ehemaligen Kohle-Bergwerk-Stollen.
Hinter einem Gitter sieht man noch eine Lore und Schienenstränge, die in den Berg hineinführen. Der Nesselwanger Peter Heel hat diesen Teil des Stollens als Schaustollen in den Jahren 1994 bis 1998 teilrekonstruiert. Das Gebiet um Nesselwang und Oy-Mittelberg verfügt über mehrere dünne Pechkohlevorkommen, die auf Reste von alten Sumpfwäldern zurückzuführen sind. Eines davon befindet sich hier im Wertachtal zwischen Nesselwang und Maria Rain. Der Besitzer der Bärenbrauerei, Johann Röck, entschloss sich 1919, ein betriebseigenes Braunkohlebergwerk am linken und rechten Wertachufer zu errichten. In den Jahren 1920 bis 1923 förderten im Untertagebau bis zu zehn Kumpel 820 Tonnen Braunkohle, die vor allem von der Bärenbrauerei zur Befeuerung des Sudhauses genutzt wurden. Da sich die eigene Kohleförderung wegen geringer Mengen und niedriger Qualität als nicht rentabel erwies, wurde die Arbeit schon nach drei Jahren Ende 1923 wieder eingestellt.
Der Weg führt uns weiter zum Hochufer der Wertach, wo wir auf einen Landwirtschaftsweg stoßen. Diesem folgen wir nach Maria Rain mit der Wallfahrtskirche – einer der schönsten Dorfkirchen im Allgäu. Erstmals wird Maria Rain, der älteste Marien-Wallfahrtsort im Allgäu, im Jahr 1068 nach Christus erwähnt. Der Legende nach war im Stamm einer Ulme ein Bild der Muttergottes zu sehen. Ganz in der Nähe – unterhalb der heutigen Kirche – sprudelt eine Quelle. Noch heute nehmen Wallfahrer das Wasser mit nach Hause, da ihm eine „wundertätige Wirkung“ nachgesagt wird. In der Kirche erzählen zwei Wandfresken in schlichten Bildern und Sätzen die Geschichte der Kirche Heilig Kreuz und vom Ursprung der Wallfahrt. Der Hochaltar zeigt bemerkenswerte Kunstwerke aus mehreren Stilepochen.
An der Kirche führt rechts leicht bergauf ein Sträßchen zum Almcafé Schnakenhöhe, das zur Einkehr einlädt. Von hier haben wir einen herrlichen Panoramablick auf die Ammergauer und Allgäuer Alpen. Hinter der Wirtschaft folgen wir einem kleinen Landwirtschaftsweg, der nach links bergab führt und nicht beschildert ist. Bei einer kleinen Baumgruppe nehmen wir den Trampelpfad nach rechts und erreichen bald wieder einen Landwirtschaftsweg, der nach links weiter bergab führt. An der Straße bei dem Örtchen Rainen angekommen, finden wir eine gute Beschilderung und nehmen den Weg wieder zurück ins Wertachtal. Auf einem abgeschiedenen idyllischer Pfad geht es an der Wertach zurück zu einer Holzbrücke, mit der wir wieder die Wertach überqueren und folgen nun dem bekannten Weg in Richtung Hammerschmiede. Zur Abwechslung geht es nun über die Teerstaße und wir erreichen bald das Ortszentrum von Nesselwang.
Parken: Nesselwang – Tourist-Information oder Alpspitz-Bade-Center
Strecke: 8,4 Kilometer
Dauer: 2:45 Stunden
Aufstieg: 232 Höhenmeter
Abstieg: 232 Höhenmeter