Leben

Wiederentdeckt: Else Hertzer

Ausstellung im Museum der Stadt Füssen

Else Hertzer, 1910. Foto: A. Wertheim, Berlin

Else Hertzer, 1910. Foto: A. Wertheim, Berlin

1922 bereiste die aus Wittenberg an der Elbe stammende expressionistische Künstlerin Else Hertzer das Füssener Land und schuf eine Anzahl von Aquarellen, die jetzt zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Fünf davon hat das Museum der Stadt Füssen erworben.Else Hertzer war 70 Jahre lang künstlerisch aktiv. 1918 stellte sie zum ersten Mal bei der Berliner Secession aus. Mit 93 Jahren schuf Else Hertzer kurz vor ihrem Tod in Berlin-Tiergarten ihr letztes Bild, ein unvollendetes Selbstporträt.        

Ihr Talent und ihr Interesse, sich künstlerisch auszudrücken, kam bereits in ihrer Kindheit zum Ausdruck. Als sie im Winter Figuren in die vereisten Fensterscheiben ritzte und diese dabei zu Bruch gingen, schenkten ihre Eltern ihr Farben und Papier. Als Zwanzigjährige und ganz ohne entsprechende Ausbildung zeichnete sie Porträts und malte die Landschaft des Flämings um Wittenberg. Die Techniken der Kaltnadelradierung und des Holzschnitts brachte sie sich autodidaktisch bei.

Nach ihrem Umzug von Wittenberg nach Berlin im Jahr 1909 studierte sie bei dem Secessions-Mitbegründer George Mosson und wurde Mitglied des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Ihre Bilder wurden gemeinsam mit denen von Käthe Kollwitz, Lotte Laserstein, Marc Chagall und dem gleichaltrigen Karl Schmidt-Rottluf, mit dem sie eine Künstlerfreundschaft verband, ausgestellt.
  

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Säuling, Füssen 1922. Foto: Museum der Stadt Füssen
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Elbhafen bei Wittenberg. Foto: Mathias Tietke

Aquarelle und Zeichnungen aus Füssen, Wittenberg und Berlin

Zu den Höhepunkten ihres künstlerischen Schaffens zählen zahlreiche farbintensive Aquarelle. Die meisten dieser Aquarelle entstanden in den 1920er Jahren und zumeist auf Reisen in den Süden, wobei sie die Alpenregion bevorzugte.

Die 1922 in Füssen geschaffenen Aquarelle und jene, die in den Jahren 1923 bis 1928 in den Alpen entstanden sind, werden nun erstmals öffentlich ausgestellt. Hinzu kommen Aquarelle und Zeichnungen mit Motiven aus Berlin und Wittenberg sowie vier Kirchenfensterentwürfe in Farbpastell und Maskenentwürfe für das weltanschauliche Sprechstück „Ewig Verhülltes“, das die Künstlerin 1958 verfasste.

Die Ausstellung im Museum der Stadt Füssen ist ein weiterer wichtiger Schritt im Prozess der Wiederentdeckung dieser herausragenden Künstlerin des 20. Jahrhunderts, die vor fünf Jahren begann. Ergänzt wird diese Werkschau mit Kunstwerken aus sieben Jahrzehnten durch zwei Aquarelle von Gabriele Münter, deren Bilder bereits 1970 gemeinsam mit jenen von Else Hertzer in Berlin ausgestellt worden sind. Die Ausstellung beruht auf der Initiative des Berliner Publizisten Mathias Tietke, der einen Teil der Werke aus seiner Hertzer-Sammlung beisteuert. Öffnungszeiten: www.museum.fuessen.de. Besucher werden gebeten, einen Mund-Nasenschutz zu tragen.