Leben

Das BKH Kempten ist gut aufgestellt

Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik nimmt einen festen Platz in der Versorgungslandschaft der Region ein

Das Bezirkskrankenhaus Kempten bietet auch eine Gedächtnissprechstunde an Bild: Saskia Pavek

Das Bezirkskrankenhaus Kempten bietet auch eine Gedächtnissprechstunde an Bild: Saskia Pavek

(BKH) Kempten. Trotz der Corona-Pandemie und einem Generationenwechsel in einigen wichtigen Bereichen sieht er seine Klinik gut aufgestellt. „Wir sind weiter auf einem guten Weg“, sagt der Ärztliche Direktor zuversichtlich. Das BKH ist aus Kempten nicht mehr wegzudenken; es nimmt in der gesundheitlichen Versorgungslandschaft im Oberallgäu einen festen Platz ein.Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik behandelt pro Jahr knapp 2200 Patientinnen und Patienten voll- und teilstationär sowie fast 7000 ambulant. Das BKH versorgt die Landkreise Oberallgäu und Lindau sowie die Stadt Kempten – insgesamt 270 000 Menschen. Wer an einer psychischen Erkrankung leidet und akut Hilfe benötigt, ist dort gut aufgehoben.Laut Prof. Jäger leiden die allermeisten Patient:innen, die in seine Klinik kommen, unter Depressionen, Suchterkrankungen oder Alkoholabhängigkeit. Viele begeben sich auch wegen schizophrenen Psychosen, Demenzerkrankungen sowie Persönlichkeitsstörungen, insbesondere vom Typus Borderline, in ärztliche Behandlung hierher. Wobei die Klinik die Nähe zu ihren Patienten sucht und nicht nur umgekehrt. „Wir behandeln sehr viele Menschen heimatnah“, betont der Chefarzt.Das BKH Kempten verfügt über 120 stationäre Betten. Dazu kommen 35 Plätze in der Tagesklinik. Im Rahmen der psychiatrischen Institutsambulanz leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlreiche aufsuchende Tätigkeiten, unter anderem in Wohn- und Pflegeheimen. Aktiv sind sie ebenso in sozialpsychiatrischen Zentren in Kempten und im Oberallgäu. Das Netzwerk, bestehend aus niedergelassenen Ärzten, Zuweisern, Gesundheitseinrichtungen, Beratungsstellen und Angehörigenvertretern, sei engmaschig und funktioniere bestens, betont der Ärztliche Direktor.Zum BKH Kempten gehört organisatorisch die Tagesklinik Lindau. Sie hat 20 Plätze und ist sozusagen eine Klinik ohne Betten. Die Patienten kommen während der teilstationären, tagesklinischen Behandlung morgens zum gemeinsamen Frühstück, nehmen tagsüber an einem individuell ausgerichteten Therapieprogramm teil und kehren am Spätnachmittag wieder nach Hause zurück. Die Abende, Nächte, Wochenenden und Feiertage verbringen die Patienten wie gewohnt zuhause. In der Leitung hat es Ende Februar 2021 einen Wechsel gegeben.Nachfolger von Oberarzt Dr. Jörg Sautier, der nach 22 Jahren in den Ruhestand gegangen ist, ist Dr. Vlad-Gheorghe Gabor geworden. Der 38-jährige ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.Personelle Veränderungen hat es zu Jahresbeginn 2022 auch am BKH Kempten gegeben. So gingen sowohl der stellvertretende Pflegedirektor Artur Göttling als auch die langjährige Personalratsvorsitzende Lisa Birke (sie leitete lange Zeit den Sozialdienst innerhalb der Klinik) in den Ruhestand. Die Pflegedirektorin Beatrice Pfirschke wird ihnen Ende Juni folgen. „Das sind alles sehr verdiente und äußerst kompetente Kräfte. Wir sind zuversichtlich, dass wir sie gut ersetzen können und den Generationswechsel damit gut hinbekommen“, sagt der Ärztliche Direktor. Zum Nachfolger von Artur Göttling wurde die 31-jährige Tabea Schmid bestimmt.Zurück zum BKH. Deutlich gestiegen ist die Zahl der Konsiliardienste, die das Personal der psychiatrischen Fachklinik in benachbarten Kliniken leistet. „Hier sind wir inzwischen noch mehr präsent“, so Jäger. Das gilt nun auch für die Krankenhäuser in Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf. Überall, wo Menschen in diesen oder anderen Allgemeinkrankenhäusern im Oberallgäu mit psychischen Erkrankungen auffällig sind, kommen zumeist Fachleute aus dem BKH Kempten hinzu.Sehr intensiv ist die Zusammenarbeit mit dem Klinikverbund Allgäu – und das nicht zuletzt wegen der Nähe zum Klinikum Kempten. Wer ins Klinikum will, benützt denselben Eingang wie Menschen auf dem Weg ins BKH. Beide Einrichtungen sind räumlich und organisatorisch eng miteinander verbunden. Zuvor war das BKH von 1986 bis 2015 im Kemptener Freudental zu finden. Der Neubau an der Robert-Weixler-Straße wurde im April 2015 bezogen.2018 bauten BKH und Klinikverbund ihre Zusammenarbeit aus: Eine Vereinbarung zur Psychoonkologie regelt, dass Patienten mit Krebserkrankungen im neu gegründeten Krebszentrum umfassend behandelt werden. Dazu bieten BKH und Klinikum sowohl eine stationäre, teilstationäre als auch ambulante Therapie an. Um die psychotherapeutische Behandlung sicherzustellen, wurde das BKH-Team personell aufgestockt.Zum BKH gehört auch die Substitutions-/Suchtfachambulanz in der Gerberstraße. Dort werden Suchtkranke im Herzen der Stadt behandelt und substituiert. Die Memory Clinic wiederum befindet sich innerhalb des BKH.Hier befasst sich ein Team aus Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern, Ergotherapeuten und Pflegekräfte mit Themen rund um das Gedächtnis. Es wird eine Gedächtnissprechstunde zur Frühdiagnostik und Behandlung von Gedächtnisstörungen angeboten.291 Frauen und Männer arbeiten im BKH Kempten, darunter 32 Ärzte und 18 (25 inkl. Psychologen in Ausbildung) im psychologischen Dienst. 24 Beschäftigte sind es in der Tagesklinik Lindau. Personell, so Prof. Jäger, sei man gut ausgestattet. „Wir können uns viel Zeit für unsere Patienten nehmen, wenngleich für manche nicht viel genug“, ergänzt der Chefarzt.Auch wenn die psychiatrische Fachklinik in der Regel zu 100 Prozent belegt sei (wie übrigens alle Psychiatrien innerhalb der Bezirkskliniken Schwaben), so komme man dem Versorgungsauftrag jederzeit nach. Jäger: „Wir konnten stets alle Patienten aufnehmen. Wir versuchen viel ambulant und tagesklinisch zu arbeiten.“ So sollen die Menschen gar nicht erst in eine Situation kommen, in der ein Klinikaufenthalt nötig ist. „Die Gesellschaft geht heute offener mit psychischen Erkrankungen um als früher. Sie nimmt gerne unsere Hilfe in Anspruch“, sagt Prof. Jäger. Er ergänzt: „Und wir können gute Hilfe anbieten.“