Leben

Wie es nach dem Infarkt weitergeht

Der Buchloer Kardiologe Dr. Sascha Chmiel erläutert im Interview, was sich ändert und wie gut die Chancen auf ein normales Leben stehen

Buchloes Kardiologie-Chefarzt Dr. Sascha Chmiel (links) – hier mit Leitendem Oberarzt Gastroenterologie Dr. Wolfgang Wistuba – über das Leben nach einem Herzinfarkt Foto: Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren

Buchloes Kardiologie-Chefarzt Dr. Sascha Chmiel (links) – hier mit Leitendem Oberarzt Gastroenterologie Dr. Wolfgang Wistuba – über das Leben nach einem Herzinfarkt Foto: Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren

Viel wird geschrieben und gesprochen über Ursachen, Prävention und Behandlung eines Herzinfarkts. So wichtig diese Informationen sind, vermisst Dr. Sascha Chmiel, Kardiologie-Chefarzt an der Klinik St. Josef in Buchloe, im Diskurs das Thema „Leben nach dem Herzinfarkt“. Im Interview spricht der Facharzt für Innere Medizin, Intensiv- und Notfallmediziner sowie zertifizierte Interventionskardiologe darüber.Wie groß ist die Bandbreite bei der Schwere eines Herzinfarkts und den Nachwirkungen?Dr. Sascha Chmiel: Sehr groß. Sie reicht vom stummen Infarkt, von dem die Menschen oft nichts mitbekommen und der erst bei späteren Untersuchungen auffällt, bis zu starken Schmerzen bei einem lebensbedrohlichen Ereignis. Es kann zum kardiogenen Schock kommen. Dabei ist das Herz nicht mehr in der Lage, genug Blut in den Körper zu pumpen, um die Organe zu versorgen. Von der Schwere dieser Ausgangslage leitet sich das Leben danach ab.Beim Infarkt kommt es ja darauf an, schnell zu handeln. Was bedeutet das für das Leben danach?Chmiel: Umso länger ein Herzinfarkt nicht behandelt wird, desto ungünstiger die Prognose. Von der Zerstörung des Muskelgewebes ist die Herzpumpkraft betroffen. Entscheidend ist, ob diese komplett erhalten bleibt oder eingeschränkt wird. Generell gilt es, bei Verdachtsfällen früh genug zum Arzt zu gehen und auch die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Wer einen Herzinfarkt hatte, muss zudem akzeptieren, dass es nicht nur ein Akutereignis ist, sondern dass man chronischer Herzpatient bleibt.Wie gehen die Patienten damit um?Chmiel: Auch da gibt es eine große Bandbreite. Für viele Jüngere kommt ein Infarkt völlig überraschend. Manche verlieren dadurch das Vertrauen in die eigene Gesundheit und entwickeln Angststörungen, die auch das Umfeld stark belasten. Das andere Extrem sind diejenigen, die am Tag nach dem Infarkt fragen, wann sie wieder heim dürfen und ob sie nächsten Montag wieder arbeiten können.Wie lange dauert die Ausnahmesituation für Betroffene?Chmiel: Die erste akute Phase des Infarkts mit Krankenhausaufenthalt dauert in der Regel fünf bis sieben Tage. In der zweiten Phase der Rehabilitation steht allen eine Kur zu und wir empfehlen, diese unbedingt wahrzunehmen. Sie dauert drei bis fünf Wochen. Phase drei ist die ambulante Phase, hoffentlich in einer Herzsportgruppe. Diese kann bis zu drei Monate dauern. Hinzu kommen hausärztliche Betreuung und Medikamente – zeitlich unlimitiert. Ziel ist, dass Patientinnen und Patienten wieder ganz normal belastbar sind und ohne Einschränkungen leben. Leider erreichen wir das nicht immer. Die neue Realität bedeutet aber bei allen: Sekundärprävention. Das heißt zu vermeiden, dass sie erneut einen Infarkt bekommen.Wie sieht diese aus?Chmiel: Mindestens einmal im Jahr sollten Betroffene zum Check-up beim Kardiologen. Unabhängig davon sollte der Hausarzt immer wieder Blut-, Zucker- und Blutfettwerte messen. Natürlich müssen Herzinfarktpatienten regelmäßig Medikamente nehmen. Zudem ist Rauchen eine tickende Zeitbombe. Das gilt es nicht zu reduzieren, sondern einzustellen.Wie viel Sport ist ratsam oder möglich?Chmiel: Drei- bis fünfmal pro Woche leichte Bewegung ist ideal. Insgesamt sollten mindestens zwei Stunden moderate Belastung zusammenkommen. Das wird auch bei der Rehabilitationskur trainiert. Kurzfristige Spitzenbelastungen, zum Beispiel beim Tennis, sind nicht gut. Auch raten wir von Turnieren ab, etwa beim Kegeln, weil diese Stress mit sich bringen. Am besten ist alles, was in Richtung Ausdauer geht: Spazieren, Walken, Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Auch in die Sauna darf man nach der Reha guten Gewissens. Ein zwiegespaltenes Verhältnis habe ich zu Fitness Apps und Uhren mit Pulsmesser. Diese können sinnvoll sein, doch sich nur darauf zu fixieren, ruft Stress hervor.Wie sollte die Ernährung aussehen?Chmiel: Viele haben ja vorher schon Probleme mit Übergewicht. Wir raten zum moderaten Abnehmen. Die ideale Ernährung wäre abwechslungsreiche, fettreduzierte Mischkost. Bei zusätzlichen Tabletten aus der Apotheke ist nicht belegt, dass sie den Menschen helfen. Normale Ernährung reicht meist aus.Kontakt: 

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Klinik St. Josef Buchloe Kardiologie

Chefarzt
Dr. Sascha Chmiel
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