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„Schrei doch nicht so!“

Warum Schwerhörigen manches zu laut ist – wie Hörakustiker helfen

Foto: Dusko – stock.adobe.com

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Wer von Menschen mit Hörproblemen nicht sofort verstanden wird, spricht häufig einfach lauter. Das kommt allerdings oft nicht gut an. „Schlecht hören ist nicht nur eine Frage der Lautstärke“, erklärt Marianne Frickel, Hörakustik-Meisterin und Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker (biha). Auch der Frequenzbereich der Laute spielt für das Hörverstehen eine wichtige Rolle. Ein Hörverlust verläuft zumeist schleichend und Schwerhörigkeit tritt in diversen Formen auf. Schwerhörige hören verschiedene Töne unterschiedlich gut, je nachdem welche Hörsinneszellen geschädigt sind. Schon bei einer leichten Hörminderung kann der Mensch zunehmend einzelne Sprachlaute in bestimmten Frequenzen nicht mehr hören. Meist gehen die hohen Frequenzen zuerst verloren. Den Rest hört derjenige noch normal gut. Deshalb kann lautes Ansprechen für ihn eben auch zu laut sein.Bei einer sogenannten Hochtonschwerhörigkeit hören Betroffene zunehmend, hochfrequente Laute, Konsonanten oder einzelne Buchstaben wie „S“ oder „F“ nicht mehr oder schlechter. Dadurch werden Wörter von ihnen nur undeutlich oder falsch verstanden und es kommt zu Nachfragen. Will das Kind nun ein „Eis“ oder ein „Ei“? Gerade hohe Kinder- oder Frauenstimmen stellen Betroffene oft vor Verständnisprobleme.

Bei einer Tieftonschwerhörigkeit hören Betroffene häufig einzelne Stimmen im Einzelgespräch noch recht gut, haben jedoch Schwierigkeiten, Gesprächen in Gruppen oder in lauter Umgebung zu folgen. Auch beim Fernsehen oder Musikhören können die Bässe und tiefe Töne nicht mehr oder nicht mehr so gut wahrgenommen werden.

Hörprobleme sind so individuell wie die Menschen, die von ihnen betroffen sind. Als Experten für alle Fragen rund ums Hören können Hörakustiker mit einem in der Regel kostenlosen Hörtest genau feststellen, in welchen Frequenzbereichen das Gehör nachlässt. Sie beraten ausführlich, helfen bei der Auswahl des Hörsystems und passen es an den individuellen Hörverlust sowie die speziellen Wünsche und Bedürfnisse des Kunden an. Hat das Gehör die Fähigkeit verloren, Laute in bestimmten Frequenzen wahrzunehmen, kompensiert der Hörakustiker den Verlust gezielt durch die entsprechende Einstellung des Hörsystems. So wird Schwerhörigen ermöglicht, durch gutes Hören und Sprachverstehen wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.