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Ein Hauch von Nostalgie: Nikolaus wohnt im Esszimmer

               

Fotos von Stephanie Hengeler-Zapp

Fotos von Stephanie Hengeler-Zapp

Wer kennt sie nicht, die Sammel-Leidenschaft? Bestimmt hat sie jeden schon mal erwischt, früher oder später. Den einen vielleicht in jungen Jahren, als er seine Paniniheftchen voll bekommen wollte und fleißig Bildchen auf dem Schulhof tauschte. Den anderen vielleicht erst später mit Briefmarken oder Autogrammkarten. Typische Sammlerobjekte eben. Nicht so bei Erika Schafroth aus Benningen. Ihre Objekte der Begierde verwandeln die eigenen vier Wände wahrlich in eine Weihnachts-Wunder-Welt ...                       

Da stehen, sitzen und liegen sie. Große und kleine, dicke und dünne, freundlich oder gar fürchterlich grimmig dreinblickend: Die Rede ist von Nikoläusen. In Erika Schafroths Esszimmer, einer gemütlichen Bauernstube, tummeln sie sich überall. Auf den Fensterbänken, dem großen Kachelofen, auf Sideboards und Kommoden, und natürlich auf der großen, einladenden Eckbank. Doch weit gefehlt, wer nun denkt, dass sich Erikas Leidenschaft auf diesen einen Raum beschränkt. Auch das Wohnzimmer, die Küche, das Treppenhaus und bereits der Eingangsbereich beherbergen unzählige der vorweihnachtlichen Zeitgenossen. Allerdings sind hier auch scharenweise Engelchen, Rentiere, Bäumchen und Nussknacker zu bestaunen, die ihren zahlreichen langbärtigen Kollegen zur Seite stehen.
                      

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Erika Schafroth sammelt Nikoläuse aus Leidenschaft. Sie besitzt inzwischen rund 1 000 Figuren, darunter auch viele Engelchen und Nussknacker.

Ihre Leidenschaft für alles Weihnachtliche, vor allem aber für „die Klausen“, habe sie schon in ihrer Jugend entdeckt und wohl auch von ihrer Mutter geerbt, erzählt Erika. „Meine Mutter hat schon Figuren und Christbaumkugeln gesammelt. Auch diese nostalgischen Kugeln habe ich natürlich noch.“ Seitdem ist sie unterwegs: auf jeder Menge Floh-, Kunsthandwerker- und Christkindlesmärkte im ganzen Allgäu und darüber hinaus. Und ihre Sammlung wächst und wächst mit jedem Jahr – und das seit gut 50 Jahren. Denn „wenn ich ein schönes Stück sehe, muss ich es einfach mitnehmen, ganz gleich, ob es nun ein günstiges oder teures Teil ist“, schmunzelt Erika.
          

Liebe rund 1 000 weihnachtliche Figürchen zieren die Wohnräume
                

Zu Beginn habe sie ihr Haus nur teilweise umdekoriert, einzelne Teile und Figuren drapiert. Doch über die Jahre brauchte die Benningerin mehr Platz für ihre Lieblinge. Kurzerhand habe sie dann einfach alles komplett abdekoriert. Das antike Service und die Puppen, die den Wohnraum das restliche Jahr über schmücken, müssen weichen. An deren Stelle entstehen nun, farblich und inhaltlich aufeinander abgestimmt, jedes Jahr im gesamten Erdgeschoss des Hauses ganze weihnachtliche Themenlandschaften, wie zum Beispiel ein großes Weihnachtsdorf mit Figürchen von Käthe Wohlfahrt. Oder eben ein Esszimmer voll mit rot gewandeten Nikoläusen. Immer Mitte November geht‘s los, dann schnappt sich Erika stets den ersten der vielen Kartons, in denen die Figuren das restliche Jahr über im Keller sicher aufbewahrt werden. „Bis zum 6. Dezember, zu Nikolaus, ist dann alles fertig“, erklärt die 70-Jährige.
                  

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Wieviele Figuren sie beim Dekorieren eigenhändig Stück für Stück aus der Schachtel nimmt, kann sie selbst nicht so genau sagen. „Gut 1 000 Teile werden es mittlerweile schon sein.“ Davon seien viele Unikate, wie sie stolz erzählt. Denn vieles sei in Handarbeit und in Verwendung der unterschiedlichsten Materialien gefertigt: aus Pappmaché, Porzellan, Glas, Gusseisen, Holz, Ton oder Filz. Ob dieser Vielfalt an Nikoläusen, Engeln & Co., die es mittlerweile durchaus leicht mit einem kleinen Weihnachtsmarkt aufnehmen kann, ist es nicht erstaunlich, dass Erika schon des öfteren vom ein oder anderen Bekannten gefragt wurde, ob man denn „mal zum Anschauen kommen dürfe“. „Das hat sich natürlich rumgesprochen, vor allem durch meine Kaffeedamen“, lacht Erika. Nach Lichtmess, am 2. Februrar, wandern dann alle Figuren wieder fein säuberlich zurück in ihre Kartons.
               

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Hermann, Erikas Ehemann, ist bei den Wohnraumverschönerungen seiner Frau außen vor. „Er hat sich inzwischen damit abgefunden, dass sich das Haus einmal im Jahr komplett verwandelt“, lacht Erika. „Allerdings könnte die Sammlerei schon langsam aufhören“, kontert Hermann mit einem Augenzwinkern. Nichtsdestotrotz erledigt er bereitwillig die Dekoarbeiten, die im Garten vor und hinter dem Haus anfallen: Lichterketten installieren und – wie kann es auch anders sein – einen mannshohen, hölzernen Nikolaus vor dem Eingangsbereich aufstellen.

Text von Stephanie Hengeler-Zapp