Wanderung oberhalb von Pinswang: Zu den vergessenen Bergwerken
So viel gibt es zu entdecken im Frühjahr! Der Schnee ist geschmolzen, Frühlingsblumen spitzen aus der Erde und warme Sonnenstrahlen wärmen die Wanderer. Besonders schön ist es an den Südhängen – wie oberhalb von Pinswang hinauf zum Schwangauer Gitter. Dort versteckt sich Spannendes im Wald: historische Bergwerksstollen!
Schon lange lag die Broschüre bei uns neben auf dem Wohnzimmertisch. Die Wanderung auf dem Geogrenzgänger-Weg stand schon vergangenen Sommer auf der Wunschliste. Doch irgendwie hat es nie gepasst. Schließlich ist die gesamte Runde 17 Kilometer lang, da wird schon etwas Zeit benötigt und auch einiges an Motivation in der gesamten Familie. Im Winter geriet die Idee dann ohnehin in Vergessenheit und tauchte erst wieder mit den Maiglöckchen – oder dem Frühjahrsputz – wieder auf. Beim ersten richtig sonnigen Frühlingstag war sie auf jeden Fall da. Aber der ganze Weg? Schaffen wir das? Liegt denn vielleicht sogar noch teilweise ein bisschen Schnee in den Schattenseiten? Und wie warm wird es heute wirklich?
5 Eichelhäher versteckten im Herbst 200 000 Eicheln als Wintervorrat
„Vielleicht nehmen wir lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, meinte Markus dann beim Frühstück. Gemeint war: Vielleicht ist es besser, noch eine Tasse Kaffee zu trinken, später zu starten und nur ein Teilstück des langen Themenweges anzupacken. Nach dem ausgiebigen Wochenend-Frühstück nehmen wir also das Rad nach Pinswang, parken am Ausflugsgasthof Schluxen und beginnen dort unsere Wanderung. Auf Infotafeln werden wir hier schon eingestimmt. Genau, da wollen wir hin – zu den vergessenen Bergwerken! Bergauf laufen wir auf dem breiten Weg Richtung Schwangauer Gitter. Wie erhofft, scheint die Sonne großzügig in den Südhang, bald schon ist uns warm genug, um sogar die Jacken auszuziehen. „Wie lang ist es noch?“, fragt Maja. Klar, für Sechsjährige wird es eben schnell langweilig, das Spazierengehen, auch in der Sonne.
Doch da raschelt es in den Haselbüschen oberhalb. Am Boden hüpft ein taubengroßer, bunter Vogel mit federnden Sprüngen herum. „Ein Eichelhäher“, sagt Markus und nun sehen auch wir die auffällig blau-weißschwarz gebänderten Flügel. „Bestimmt sucht er nach etwas zu fressen“, meint Maja und will natürlich gleich wissen, was dieser lustige Rabenvogel denn so isst. Und das ist ganz schön viel: Insekten, Würmer, Mäuse, Schlangen, Eier und Jungvögel, aber auch Bucheln und Haselnüsse. Und natürlich die Eicheln, von denen er seinen Namen hat. Eine Studie aus Großbritannien besagt, dass fünf Eichelhäher in einem Herbst 200 000 Eicheln versteckt hatten als Wintervorrat. Jene, die die Vögel nicht mehr finden, können zu Pflänzchen aufwachsen. So sorgen die Vögel für Baumnachwuchs. Jetzt aber fliegt der Eichelhäher laut krächzend auf – und wir wandern weiter.
Am trockenen Südhang finden wir leere Häuser der Weinbergschnecken. Beim Sammeln vergeht die Zeit schnell. Schon sind wir oben und queren nun hinüber, dem Hinweisschild „Erzgrube“ folgend. Dann sehen wir die Infotafel über den „vergessenen Bergbau“ und lesen über dieses interessante Kapitel in der Geschichte: So hatte es im Mittelalter im Füssener Land eine ganze Reihe von Eisenabbaustätten und -verhüttungen gegeben.
Erst in neuester Zeit konnten die Vermutungen darüber mit Hilfe von geologischer Archäologie belegt werden. Überreste des mittelalterlichen Bergbaus wurden unter anderem in Roßhaupten, in Osterreinen, am Frauensee und an der Ulrichsbrücke gefunden. Es wird vermutet, dass es jeweils kleine Produktionen waren, die von Bauern und Waldarbeitern im Nebenerwerb betrieben wurden. In den oberen Schichten des Wettersteinkalks war in Hohlräumen Eisenerz entstanden. Die Bergleute suchten gezielt solche „Eisenerznester“ und gruben im Tagebau in diesen Karsthöhlen, die sie teilweise zu Stollen erweiterten.
„Schaut mal“, jubelt Maja und schon kraxelt sie in einen Stollen hinein. Gut ist die rötliche Färbung des Gesteins darin zu erkennen. Ein bisschen fühlen wir uns selbst wie Bergleute. „Hatten die auch kalte Hände?“, fragt unsere kleinste Mitarbeiterin. Da beschließen wir, die spannende Geschichte hinter uns zu lassen und laufen wieder in die Sonne. Fröhlich wandern wir wieder hinab nach Pinswang – was für eine tolle Entdeckung. Text von Verena Stitzinger
Wanderung zu den vergessenen Bergwerken bei Pinswang auf einen Blick
Ausgangspunkt: Gasthof Schluxen bei Pinswang, ca. 820 m
Einkehrmöglichkeiten: Gasthof Schluxen
Dauer: ca 2 Std
Aufstieg: ca. 100 Hm und ca. 4 km
Charakteristik: Kurze Wanderung auf teilweise schmalen
Wegen zu interessantem Lehrpfad mit historischen Bergwerksstollen. Teilstück des Erlebniswanderweges „Geogrenzgänger“ mit 17 Kilometern Länge.
Route: Parkplatz am Gasthof Schluxen (ca. 820 m) – dem breiten Forstweg Richtung Hohenschwangau und Dreiländereck folgen (Füstenstraße) – kurz vor dessen höchstem Punkt am Schwangauer Gitter rechts abbiegen, Beschilderung „Erzgrube“ – Forstweg folgen, bis Beschilderung und Infotafel nach rechts auf den kleinen Lehrpfad der alten Bergwerksstollen – dieser verläuft in einer Runde wieder hinauf zum Forstweg – diesem folgend wieder zurück Richtung Schwangauer Gitter – den Abstieg auf dem schmalen Fußweg in direkter Linie hinab folgen zum Gasthof Schluxen (beschildert).
Karte: Kompass „Füssen Außerfern“ Blatt 4, Maßstab 1:50.000