Lust auf Bergblick
Strandkorb made im Allgäu
Bei schönstem Alpenpanorama die Füße hochlegen und die Sonne genießen: was viele von ihrem Urlaub an deutschen Küsten kennen, gibt es jetzt auch aus dem Unterallgäu. Die Allgäuer Alpenstrandkörbe von „Mächeler“ Joseph Osterberger sind Hingucker, individuelle Einzelstücke und machen Lust auf Bergblick.Die Geschichte hinter den niedlichen Häuschen begann vor weniger als einem Jahr, als der Geburtstag eines guten Freundes bevorstand. Prompt stellte sich wieder die leidige Frage: Was soll man ihm denn nun schenken? Mit voranschreitendem Alter hat man doch schon alles, was man braucht – und den Rest kann man sich selbst kaufen. Schließlich wurde man sich einig: Eine Auszeit vom hektischen Alltag sei für den gestressten Mann das beste Geschenk. Und Entspannen lässt es sich am Besten im eigenen Garten, während man den Ausblick auf die Berge genießt.
Joseph Osterberger dachte an den Sylter Strandkorb, der bei ihm zuhause steht. Aber der norddeutsche Stil passt so schlecht ins Voralpenland und so hatte er die Idee für den ersten Allgäuer Alpenstrandkorb.
„Es liegt mir am Herzen, dass ich nichts von der Stange produziere, sondern dass jeder Auftraggeber von mir ein individuelles Einzelstück nach seinen Wünschen bekommt“, betont Osterberger. Jeder seiner Strandkörbe ist ein Unikat. Deshalb ist die Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten groß. Ob nun ein eleganter Blumenkasten am Fenster, verspielte Vorhänge oder auch Fensterläden zum Schließen des Strandkorbs – jeder Korb hat seinen ganz eigenen Charme. Ähnlich wie die Strandkörbe an der Nord- und Ostsee, haben Osterbergers Modelle ausklappbare Fußstützen. Wem der Zwei-Sitzer zu klein ist, dem fertigt er größere Modelle. Nur die Anlieferung gestaltet sich dann komplizierter: so muss in manchen Fällen schon mal das Dach abgenommen werden, um den Strandkorb transportieren zu können.
Der Memminger war auch schon vor der Erfindung des Allgäuer Alpenstrandkorbs kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Handwerk. Arbeiten mit Holz waren schon immer ein großes Hobby. Den Tisch und eine Eckbank in seiner kleinen Werkstatt hat er selbst gefertigt. Für seine Tochter hat er einen Hühnerstall gebaut. „Wenn wir uns etwas von ihm wünschen, heißt es oft, das sei unmöglich. Aber am Ende macht er es dann doch möglich“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Seine Frau Irmgard beschreibt ihn als typischen „Mächeler“. Von der technischen Zeichnung und den Bau bis hin zur Innenausstattung und die Anlieferung – alles nimmt er selbst in die Hand. Joseph Osterberger arbeitet noch gelegentlich in seinem Hauptberuf als Architekt und beschreibt seine derzeitige Lebenslage als „Unruhestand“.
Damit sich seine Auftraggeber vorstellen können, wie ihr persönlicher Korb einmal aussehen wird, hat Osterberger auch einen kleinen Strandkorb gebaut. In etwa so groß wie ein Puppenhaus. Dieses Miniaturmodell kann einfach mitgenommen und vor Ort aufgestellt werden. Es zeigt verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel mehrere Dachbedeckungen. Alle Materialien, die Osterberger für den Bau verwendet, kommen übrigens aus dem Allgäu.
Aber zurück zur Geschichte vom allerersten Allgäuer Alpenstrandkorb. Letztlich stellte man ihn direkt vor der Gaststätte auf, in welcher der Geburtstag gefeiert wurde. Das Geschenk gefiel nicht nur dem Beschenkten, sondern auch die rund 50 Gäste waren begeistert. „Jeder wollte sich einmal selbst in den Korb setzen“, erinnert sich Osterberger. „Er war das Highlight des Tages.“ Im Anschluss musste das gute Stück natürlich noch an Ort und Stelle, zum Haus des Freundes, gebracht werden.
Obwohl das Grundstück zwar nicht allzuweit von der Gaststätte entfernt war, musste man für die Überführung dennoch kreativ werden: Mithilfe eines ortsansässigen Landwirtes hat man Strandkorb schließlich durch die Gemeinde transportiert und damit natürlich für einiges an Aufsehen gesorgt. Nun steht das gute Stück in einem Garten in der Nähe des Walchensees mit Blick auf Zugspitze und Karvendelgebirge.
Für Osterberger ist dieser Korb noch immer sein Lieblingsstück. Denn ihn hat er ganz ohne Absprachen gefertigt. Hier konnte er vollkommen kreativ sein. Dank der langjährigen Freundschaft konnte er sich gut in das Geburtstagskind hineinversetzen und gestaltete den Korb mit vielen liebevollen Details.
Mittlerweile stehen bereits zwölf der Allgäuer Alpenstrandkörbe an verschiedenen Orten. Und bestimmt werden noch viele weitere hinzukommen. Bei Joseph Osterberg zuhause in Memmingen steht immer noch der Sylter Strandkorb, der ihn einst inspiriert hatte. „Aber vielleicht werde ich mir ja bei Gelegenheit auch einen eigenen Korb bauen“, meint er lächelnd. Den alten Sylter Strandkorb möchte er dann aber trotzdem nicht wegwerfen, sondern an die Schule spenden, an der seine Tochter als Lehrerin arbeitet. Text von Jana Pfeiffer
Interessierte erreichen Joseph Osterberger unter der Telefonnummer 015152748901.