Leben

17 „Lichthimmel“ gegen gefährliche Verwirrtheit

Die neue Intensivstation der Fachkliniken Wangen setzt Maßstäbe in der Region

Die Fachkliniken Wangen setzen auf ihrer neuen Intensivstation mit 17 „Lichthimmeln“ weltweit die meisten „VitalSky“-Lichttherapielösungen zur Delirprävention ein. Fotos: Waldburg-Zeil Kliniken

Die Fachkliniken Wangen setzen auf ihrer neuen Intensivstation mit 17 „Lichthimmeln“ weltweit die meisten „VitalSky“-Lichttherapielösungen zur Delirprävention ein. Fotos: Waldburg-Zeil Kliniken

Die neue Intensivstation der Waldburg-Zeil Fachkliniken Wangen ist seit kurzem in Betrieb. Nach rund anderthalb Jahren Bauzeit und einer Investition von knapp 6,5 Mio. Euro verfügt das renommierte Fachkrankenhaus am Wangener Stadtrand über die modernste Intensivstation in der Region.„Als einziges zertifiziertes Lungenkrebszentrum der Region und als eines der wenigen zertifizierten Weaningzentren in Württemberg setzen wir auf zeitgemäße Architektur und Ausstattung“, so Dr. Quirin Schlott anlässlich der Eröffnung. Im traditionsreichen Martinbau gelegen, ist die neue Station nicht nur technisch nach dem allerneuesten Standard gestaltet. „Wir haben unsere Arbeitsabläufe grundsätzlich überdacht und gehen auch im Delirmanagement zeitgemäße Wege.“  

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Bei der Neugestaltung der Intensivstation wurden auch die Arbeitsbedingungen für das Personal überdacht und Arbeitsabläufe nach aktuellen Erkenntnissen umgestaltet. So sind z.B. alle Zimmer mit einem Patientenliftsystem ausgestattet. Damit können Intensivpatienten von nur einer Pflegekraft ohne hohe körperliche Belastung mobilisiert oder auf einen Stuhl gesetzt werden.
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Nicht nur die Patientenzimmer, sondern auch die angrenzenden Flure und der Stützpunkt für das medizinische Personal sind mit einem neuen Beleuchtungssystem ausgestattet worden. Damit soll auch das Arbeitsumfeld für die Teams auf der Station angenehmer gestaltet werden.

Patienten anderer Krankenhäuser werden zur Beatmungsentwöhnung in das zertifizierte Weaningzentrum an den Fachkliniken Wangen verlegt. Bei neun von zehn dieser schwer kranken und bereits länger künstlich beatmeten Patienten, die oft mehrere Wochen im Krankenhaus liegen, tritt ein so genanntes Delir auf oder liegt schon vor. Jeder Tag, an dem sich ein Patient in diesem gefährlichen Verwirrtheitszustand befindet, steigert die Wahrscheinlichkeit, dass er stirbt. „Deshalb setzen wir auf ein stringentes Anti-Delirmanagement“, erläutert Bernhard Sorms, Chefarzt und Leiter der Intensivstation. „Daher haben wir unsere 17 Patientenzimmer mit der Lichttherapielösung ‚Vital-Sky‘ ausgestattet.“

Insgesamt wurden auf der neuen Intensivstation 42 Kilometer Kabel verbaut: davon allein acht Kilometer für das ausgeklügelte Lichtsystem und zehn Kilometer für die Datenübertragung.

Die bisherige Intensivstation wird in den nächsten Jahren renoviert, umgebaut und ebenfalls auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Künstlicher Himmel und Ruhe gegen Delir

Häufig ist die Grunderkrankung behandelt, aber bis zu 80 Prozent der Patientinnen und Patienten auf einer Intensivstation sind von Delir betroffen, einer akuten Hirnfunktionsstörung, die mit Kernsymptomen wie Halluzinationen, Verwirrung und Orientierungslosigkeit einhergeht. Dadurch wird der Heilungsverlauf verlängert und die Überlebenschance signifikant reduziert.

Die Möglichkeiten der pharmakologischen Behandlung eines Delir sind begrenzt. In einer Observationsstudie der Berliner Charité konnte aber nachgewiesen werden, dass die 24-Stunden- Lichtrhythmik mit „VitalSky“ zu einer Delir-Reduktion von mehr als 50 Prozent führt.

In den letzten 20 Jahren wurde in keinem anderen Bereich der Intensivmedizin ein derart relevanter Erfolg für den Heilungsverlauf erzielt. An den Fachkliniken Wangen setzt man deshalb jetzt auf das Konzept „VitalMinds“, um mittels Licht- und Geräuschmanagement ein Delir zu vermeiden und den Genesungsprozess positiv zu beeinflussen.

Eine Komponente des multimodalen Ansatzes ist die innovative LED-Lichttherapielösung „VitalSky“, die speziell für die Bedürfnisse von Intensivpatienten entwickelt wurde.

Das über den Patientenbetten angebrachte LED-Lichttherapiesystem schafft eine beruhigende, angenehme Atmosphäre und unterstützt Erkrankte bei der Wiederherstellung des natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus, der Stärkung des Zeitgefühls und der Aktivierung kognitiver Fähigkeiten.

Ein weiterer Teil des Konzeptes „VitalMinds“ ist eine Analyse der Geräuschlast, die auf die Intensivpatienten wirkt. Ruhe und Dunkelheit in der Nacht helfen, ein Delir deutlich zu verkürzen bzw. zu verhindern. Bei Routinekontrollen sind daher nur Teile der Überwachungsmonitore beleuchtet und Alarme werden nur nach außen geleitet, sodass die Patienten nicht gestört werden. Pflegekräfte wecken die Patienten nicht mehr um 2 oder 3 Uhr morgens, um sie zu waschen, da sie so den Nachtschlaf stören würden. Vor Jahren war das noch üblich, weil es so besser in den Arbeitsablauf gepasst hat.