Das Wichtigste ist: Jemand ist da
Hospizarbeit: Warum sich Birgit Prestel für ein Thema entschieden hat, um das viele einen Bogen machen
Sich mit dem Thema Tod zu befassen, fällt uns oft nicht leicht. Wir verbinden damit Trauer, Ungewissheit, Angst, Machtlosigkeit. Viele verdrängen den Gedanken an das Lebensende – sowohl Patienten als auch deren Angehörige. Das Sterben ist die letzte große Herausforderung während unseres Lebens. Der Weg auf dem letzten Lebensabschnitt muss jedoch nicht allein gegangen werden.Im AllgäuHospiz in Kempten werden unheilbar Schwerkranke und Sterbende von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter nach den Prinzipien der Palliativ-Medizin und Pflege auf ihrer letzten Wegstrecke versorgt und begleitet. Brigit Prestel ist seit drei Jahren leitende Koordinatorin des Hospizvereins. Als gelernte Altenpflegerin und durch die Arbeit in vielen weiteren Bereichen der Pflege bringt sie viel Erfahrung und Wissen mit in ihre jetzige Position. Ihr täglicher Aufgabenbereich ist vielfältig und gar nicht genau einzugrenzen. Ambulante Koordination, die Ausbildung der Ehrenamtlichen, Beraten, Leiten und Begleiten sind nur ein paar ihrer Aufgaben. Darunter gehört auch der Erstbesuch bei den Patienten und Angehörigen. „Dort informiere ich, was der Patient alles braucht und erkläre die verschiedenen Möglichkeiten“, sagt Prestel. Bei der ambulanten Sterbebegleitung besteht die Möglichkeit, einen Schwerkranken zuhause, im Pflegeheim oder auch im Krankenhaus zu begleiten. Fällt die Wahl auf das stationäre Hospiz, werden die Gäste, wie die schwerstkranken Menschen genannt werden, in einem der zwölf Gästezimmer untergebracht und stationär liebevoll begleitet.
Zu den Aufgaben von Birgit Prestel zählt nicht nur das Organisieren der ehrenamtlichen Begleitung. Sie ist in vielen Bereichen aktiv und vernetzt. Fragen wie zu den Spezialthemen Vollmacht und Patientenverfügung stehen bei ihr genauso auf der Tagesordnung wie die Ausbildung neuer Ehrenamtlicher. Und nicht nur sterbende Menschen werden unterstützt und begleitet, sondern auch die Angehörigen – auch über den Tod hinaus, in der Zeit der Trauer. Hierfür leitet Prestel beispielsweise letzte Hilfe Kurse. In diesen Kursen wird über die Normalität des Sterbens – auch zuhause – gesprochen. Aber auch, wie man Leiden lindern kann oder wie man mit den schweren Stunden umgeht.
An der Wurzel des Lebens
Doch warum hat sich Prestel für ein Thema, einen Beruf entschieden, um das sich die meisten Menschen ganz weit herumdrücken: das Sterben? Ihr gefällt der Kontakt zu den Familien, die unglaubliche Vielfalt – aber dabei trotzdem an der Wurzel des Lebens zu sein. Und „ich stehe jeden Tag für eine sinnvolle Arbeit auf“, sagt Prestel. Und weiter „Das Leben ist unberechenbar: Morgen bin vielleicht ich darauf angewiesen, dass Menschen sich für mich einsetzen.“
Beim Reden über ihre Aufgaben und ihren Beruf strahlen Birgit Prestels Augen und ihre fröhliche Art ist ansteckend. Doch ist diese Fröhlichkeit, ja Leichtigkeit, nicht fehl an einem Ort wie diesem? „Unsere Zeit in diesem Leben ist begrenzt und das Leben ist nicht planbar.
Deswegen sollten wir versuchen, das Beste aus unserem Leben zu machen und die Zeit sinnvoll für die schönen und wichtigen Dinge nutzen.“ Maricci King