Viele Wege gegen den Schmerz
In der hochspezialisierten multimodalen Schmerztherapie der Fachklinik Ichenhausen bekommen Schmerzpatient:innen ihre Schmerzen wieder in den Griff
Nach 43 Jahren im Verkauf hatte sich Frau M. auf die Rente gefreut. Ein halbes Jahr nach verdientem Ruhestand kam es jedoch völlig anders. Nach einer ungünstigen Bewegung traten stärkste Schmerzen auf, die von der unteren Lendenwirbelsäule ins rechte Bein ausstrahlten. Ein Bandscheibenvorfall wurde diagnostiziert. Es folgten unzählige Behandlungsversuche und schließlich eine operative Entfernung des Bandscheibenvorfalls. Die Schmerzen wurden zwar besser, aber von Schmerzfreiheit war die Patientin weit entfernt. Alle Therapieerfolge waren jeweils nur von kurzer Dauer. Die ehemals begeisterte Bergsteigerin tat sich schwer, beim Spazierengehen mit ihrem Dackel mitzuhalten. Gehstrecken über mehrere 100 Meter waren undenkbar. „Der Schmerz hat mein Leben bestimmt. Alles, was mir früher Spaß gemacht hatte, ging nicht mehr. Ich war verzweifelt.“Chronischer Schmerz als KrankheitBei Patient:innen wie Frau M. sprechen Mediziner:innen von einem chronischen Schmerzsyndrom. Der Schmerz hat seine ursprünglich sinnvolle Warnfunktion verloren und ist von den körperlichen Schädigungen entkoppelt. Hinzu kommen Zukunftsängste, sozialer Rückzug und Bewegungsmangel, die zu einer weiteren Schmerzverstärkung führen. „Hat der Schmerz eine solches Ausmaß erreicht, kann der Teufelskreis nur noch von einer hochspezialisierten Therapie durchbrochen werden. Einzelne Maßnahmen im ambulanten Bereich reichen an dieser Stelle nicht mehr aus“, erklärt Dr. med. Günter Baumgärtner, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie/Schmerztherapie der m&i-Fachklinik Ichenhausen.Multimodal statt eindimensionalIm Rahmen einer 3-wöchigen individuellen multimodalen Schmerztherapie werden in der Fachklinik Ichenhausen verschiedenste Maßnahmen wie Krankengymnastik, Wärmetherapie, Bewegungsbad, Massage, Entspannungstherapie, Biofeedback und Verhaltenstherapie aber auch eine wohl dosierte medikamentöse Therapie eingesetzt, die alle das gleiche Ziel haben: den Schmerz in den Griff zu bekommen. „Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Durchführung verschiedenster gezielter Infiltrationen die Bildwandler- oder CT-gestützt eingesetzt werden“, berichtet Priv.- Doz. Dr. med. Julia Wölfle-Roos, leitende Oberärztin der Orthopädie/Schmerztherapie der Fachklinik Ichenhausen. Auch die sogenannte Thermokoagulation bei Arthrose der kleinen Wirbelgelenke wird hier mit großem Erfolg eingesetzt. Ein Verfahren, das häufig eine Versteifungsoperation überflüssig macht.Den Schmerz im GriffBei Frau M. wurde durch eine gezielte Infiltration in den Spinalkanal der Schmerz von 8 auf 4 (auf einer Skala von 0-10) gesenkt. Dadurch konnte die Patientin an den therapeutischen Maßnahmen aktiv teilnehmen, worunter es zu einem weiteren Rückgang der Schmerzen auf 2-3 kam. Die Patientin konnte viele Strategien mit auf den Weg nehmen, wie sie auch langfristig weiter den Schmerz im Griff hat. „Ich bin ein anderer Mensch“, sagt Frau M. Für den Herbst hat sie bereits eine Wanderung in der Schwäbischen Alb geplant.