Leben

Hand in Hand mit der Schulmedizin

Wickel & Co.: Wie das Wissen der traditionellen Naturheilkunde die Techniken moderner Medizin ergänzt

Produziert wird auf fast 1000 Metern Höhe in einem vollbiologischen umgebauten Bauernhof nahe der Gemeinde Oy-Mittelberg. In dieser Manufaktur stellen Ursula Uhlemayr und Michael Saremba zusammen mit 18 Mitarbeitern ihre biologischen Naturprodukte her.

Produziert wird auf fast 1000 Metern Höhe in einem vollbiologischen umgebauten Bauernhof nahe der Gemeinde Oy-Mittelberg. In dieser Manufaktur stellen Ursula Uhlemayr und Michael Saremba zusammen mit 18 Mitarbeitern ihre biologischen Naturprodukte her.

Oy-Mittelberg. Bei Befindlichkeitsstörungen, chronischen Beschwerden und bei akuten Verletzungen haben sich Wickel und Auflagen als bewährte Methode zur Linderung und Behandlungsbegleitung bewährt – sowohl im häuslichen als auch im therapeutischen Bereich.Vor mehr als 30 Jahren gründete Ursula Uhlemayr ihr Unternehmen Wickel & Co. und begann damit, Wickel und Auflagen zu produzieren und ihre Ideen zu patentieren. „Es wirkt!“, sagt die Allgäuerin, die es sich zur Herzensaufgabe gemacht hat, traditionelles, naturheilkundliches Wissen zu bewahren und mit modernen Erkenntnissen in Einklang zu bringen.Was die Dozentin für Naturheilverfahren so sehr an ihrer Tätigkeit liebt, ist, dass sie Menschen helfen kann. Viele Patienten wollen nach einem medizinischen Eingriff selbst dazu beitragen, dass es ihnen besser geht. Und hier setzt das Wirken von Ursulas Wickeln an. Die Wickel aktivieren die Selbstheilungskräfte, die jeder in sich trägt, auf ganz wunderbare Weise, so sagt sie. Ein sanfter Anstoß zur Immunstärkung und Selbstheilung.„Bevor ich einen Wickel anwende, geht es darum hinzuspüren, was mein Körper oder der meines Kindes braucht“, erzählt Ursula. Das kann Wärme oder Kälte sein, vielleicht ein bestimmter Duft, Ruhe oder einfach das Gefühl, umhüllt und geborgen zu sein. Wickel wirken auf körperlicher, seelischer und emotionaler Ebene. Der Körper wisse genau, was ihm guttut. „Wir müssen nur wieder lernen, ihn anzuhören“, sagt Ursula. Und dann ist da die liebevolle Zuwendung bei der Anwendung, mit der ein jeder persönlich viel beitragen könne. Mit seiner eigenen, heilsamen Energie, die jeder in sich trägt, so ist sie überzeugt.

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Die Wickel und Auflagen werden nach dem Kneippschen Prinzip bevorzugt in drei Lagen verwendet: einem Innentuch aus Leinen, einem Zwischentuch aus 100 Prozent Baumwolle und einem Außentuch aus gewalkter Wolle oder Naturmolton. Fotos: Wickel & Co. GmbH
   

Wirkstoffe und Materialien

„Insbesondere sind es aber auch die Wirkstoffe, die Ursula faszinieren. Wirkstoffe, die über die Haut aufgenommen und im Körper verteilt werden. Zum Beispiel: „Wird ein verdünntes, ätherisches Öl auf die Fußsohle aufgetragen, sind Partikel davon nach etwa zehn Minuten in der Ausatemluft messbar“, erklärt die Naturheilkundlerin. Heute werden neben traditionellen Zusätzen wie Zitrone, Quark, Ingwer oder Heilpflanzen daher auch Öle und Hydrolate aus der Aromatherapie genutzt. „Wir haben in der Natur eine Schatzkiste an Wirkstoffen“, sagt die Allgäuerin.

Richtig angewendet können sie zahlreiche Alltagsbeschwerden lindern oder gar heilen, zur Stärkung des Immunsystems dienen oder als Begleitmaßnahme einer ärztlichen Behandlung, sogar postoperativ. Die Idee ist es, den Wickel als vertrauten Freund in der Nachsorge werden zu lassen. Und: die Anwendung dauert nicht lang. Meist reichen schon 15 Minuten aus, um einen Reiz und eine damit verbundene Wirkung zu erzielen. Beim Wickeln geht es auch nicht primär um die Wickelzeit, sondern um das, was der Körper nach dem Wickeln macht. Welche Reize lösen die Wickel aus? „Das ist vergleichbar mit der Akkupunktur“, erklärt Ursula. Denn bei diesen Beispielen ist auch das, was danach passiert, ausschlaggebend – genauso wie bei den Wickeln. Einen großen Einfluss auf die Wirksamkeit eines Wickels hat auch das Material selbst. Wichtig sei es vor allem, Stoffe ohne Synthetik zu verwenden. Besonders bewährt haben sich Naturmaterialien wie Leinen, Baumwolle oder Wolle. Leinen etwa sei besonders hautfreundlich, Baumwolle strapazierfähig und wärmespeichernd, Wolle temperaturausgleichend und atmungsaktiv. Nach dem Vorbild von Sebastian Kneipp hat Ursula ein dreilagiges System aus einem Innen-, Zwischen- und Außentuch entwickelt, das – je nach Anwendung – meist eine Kombination unterschiedlicher Stoffe ist.
   

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Die strahlende Erfinderin von „Wickel & Co.“: Ursula Uhlemayr

Manufaktur im Naturidyll

Produziert wird auf fast 1 000 Metern Höhe, in einem Naturidyll umgeben von Wiesen und Wäldern, nahe der Gemeinde Oy-Mittelberg. Ein magischer, beinahe unwirklich schöner, unberührter Ort, den Ursula und ihr Lebenspartner Michael vor einigen Jahren entdeckten. Solch einer, von dem man als Besucher eigentlich gar nicht mehr weg will. In einem vollbiologischen, liebevoll ausgebauten ehemaligen Bauernhof stellen Ursula, Michael und ihr Team 200.000 bis 280.000 Produkte im Jahr her. Weil der Qualitätsanspruch hoch ist und das Team alle fertigen Wickel genau kontrolliert, gibt es viele glückliche und Zufriedene Kinden. „Und das ist unser Antrieb“, sagt Ursula. Passend zu den Produkten – für die nur die hochwertigsten Rohstoffe eingesetzt werden – wird Nachhaltigkeit im gesamten Haus gelebt. Sogar das Ziel eines plastikfreien Unternehmens ist nahezu erreicht. Bei Stanz- und Schneidearbeiten lässt sich das Team der Manufaktur von einer Einrichtung für Menschen mit Handicap helfen.

Für ihre besondere Weise zu wirtschaften, werden Ursula und das Team der Wickel & Co. GmbH immer wieder ausgezeichnet. Zuletzt mit dem „Green Brand“-Award, der ökologisch nachhaltigen Marken ein Gütesiegel verleiht. Weil sie nachweislich nachhaltig produzieren und damit einen maßgeblichen Beitrag für Umwelt und Natur leisten.

Visionen

Was sich Ursula für die Zukunft wünscht? Noch mehr Akzeptanz in der Schulmedizin. Schon heute beziehen viele Ärzte ihr Verfahren in die Behandlung ein. Wenn es nach Ursula geht, könnten es aber noch weit mehr sein. Die Wickel sollen die Schulmedizin nicht ersetzen, sondern ergänzen. „Die Behandlung soll mit den Wickeln abgerundet und die Eigenkompetenz erhöht werden“, sagt die Allgäuerin. Und: die Anwendung ist einfach durchführbar, wenn die richtigen Materialien vorhanden sind. Und das auch ohne die Unterstützung eines Therapeuten.

Wissen weitergeben

Ursula Uhlemayr möchte ihr Wissen vermitteln. Schon seit vielen Jahren informiert sie Patienten, Ärzte, Pfleger, Hebammen oder Krankenkassen, gibt Vorträge, hält Seminare, schreibt Bücher. Damit hat sie erreicht, dass sich Therapeuten, Apotheker und Mediziner wieder für das Thema interessieren und umsetzen. „Ein großer Erfolg“, meint die Allgäuerin. Das Buch „Wickel und Auflagen – Beratung, Auswahl und Anwendung“ vom Deutschen Apotheker Verlag soll Medizinern und Apothekern eine Hilfestellung bei der Behandlung und Beratung sein. Der Bestseller „Wickel & Co. – Bärenstarke Hausmittel für Kinder“ aus dem hauseigenen Urs-Verlag richtet sich an Privatpersonen und wurde zu Hunderttausenden verkauft. Eine Zahl, die für sich selbst spricht.

Doch Ursula hat noch mehr Ideen. Sie sprudelt nahezu davon. Weil Sie „ihr Lebenswerk“ liebt und lebt. Mit Hingabe, einem beeindruckenden Wissen und der strahlenden Freude darüber, es teilen zu dürfen. Wir können gespannt sein. Maricci King
   

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Bücher


Wickel und Auflagen – Beratung, Auswahl und Anwendung (Uhlemayr / Wolz)
Deutscher Apotheker Verlag

Wickel & Co. – Bärenstarke Hausmittel für Kinder (Ursula Uhlemayr) Urs-Verlag