Leben

Knorpeltherapie am Kniegelenk

Immer motiviert mit seinem Team das Beste zu geben: Küchenchef René Ploczicki Foto: Melanie Fielenbach

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Der Knorpel ist ein essenzieller Bestandteil unserer Gelenke. Insbesondere am Kniegelenk ist er hohen Belastungen ausgesetzt. Der Knorpel kann entweder durch ein akutes Unfallereignis oder eine Fehlstellung verletzt werden. Aber auch eine genetisch bedingte minderwertige Knorpelqualität führt nicht selten zu einer Oberflächenabnutzung.Mit der Verletzung des Gelenkknorpels setzt ein zunehmender Abrieb bzw. Verschleiß ein, der am Ende in der Arthrose (Gelenkverschleiß) mündet. Schmerzen im Kniegelenk treten aber in der Regel schon vorher auf. Glücklicherweise gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Möglichkeiten, den Knorpel operativ wiederaufzubauen.Die Art und Weise des Knorpelaufbaus richtet sich nach verschiedenen Faktoren:• Größe & Lage des Knorpeldefektes• Alter des Patienten• Umfang bestehender Begleitschäden am GelenkNeben der Rekonstruktion des Knorpels müssen zeitgleich die Ursache und/oder die Risikofaktoren mit beseitigt werden. Hierzu zählen u.a. Bandschäden (z.B. vorderer Kreuzbandriss) oder eine Fehlstellung (z.B. O-Bein-Stellung).Zu den Möglichkeiten des Knorpelaufbaus zählen folgende Verfahren:Anbohrung (Mikrofrakturierung)Bei kleineren Knorpelschäden kann eine Mikrofrakturierung (Anbohrung) des Knochens durchgeführt werden. Diese bewirkt die Bildung eines sog. Blutclots mit Stammzellen aus dem Knochenmark im Defektbereich, der sich im Verlauf in ein Ersatzknorpelgewebe umwandelt. Bei größeren Defekten muss dieser Blutclot zusätzlich stabilisiert werden. Hier kann entweder minimal-invasiv (arthroskopisch) ein Hyaluronsäure-basierter „Schwamm“ oder offen eine Kollagen-Membran (AMIC) in den Defekt eingebracht werden.KnorpelzelltransplantationDas derzeit erfolgreichste Verfahren zur Knorpelrekonstruktion ist die sogenannte Knorpelzelltransplantation. Hierbei werden in einem ersten Eingriff Knorpelzellen aus dem Kniegelenk entnommen. Diese werden „angezüchtet“, so dass nach drei bis sieben Wochen körpereigene Knorpelzellen zur Verfügung stehen. Diese werden dann in einem zweiten Eingriff entweder minimalinvasiv (arthroskopisch) in den Defekt eingefüllt oder vom Hersteller zuvor auf eine Matrix aufgebracht und als komplette Knorpeloberfläche offen in den Defekt eingenäht. Da für dieses Verfahren ein spezielles Zulassungsverfahren nach Arzneimittelgesetz notwendig ist, ist diese Therapie auch speziellen Regularien unterlegen. So werden hier klare Altersgrenzen, Defektgrößen und Defektlokalisationen vom definiert.Minced Cartilage oder auch Autocart-VerfahrenFür Patienten deren Knorpeldefekte nicht den Vorgaben für die zuvor beschriebene Knorpelzelltransplantation entsprechen beziehungsweise auch ein Eingriff in 2 Schritten nicht infrage kommt, hat sich in den letzten Jahren ein neues Verfahren entwickelt: das sogenannte Minced Cartilage oder auch Autocart-Verfahren. Hierbei wird aus den Randbereichen des Defektes oder einem unbelasteten Bereich des Gelenkes gesunder Knorpel entnommen, der mit dem Wachstumsfaktoren-enthaltendem Anteil des eigenen Blutes gemischt wird. Diese „Knorpelmasse“ wird dann entweder minimalinvasiv oder über einen kleinen offenen Schnitt in den Defekt eingebracht und anschließend mit Thrombin (aus dem Blutplasma hergestellter körpereigener Kleber) fixiert.Knorpel-KnochentransferIn manchen Fällen ist nicht nur der Knorpel, sondern auch der darunterliegende Knochen geschädigt. Die alleinige Rekonstruktion des Knorpels führt dann zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Bei kleinen bis mittelgroßen Defekten erfolgt ein sogenannter Knorpel-Knochentransfer (OATS, Mosaikplastik). Aus einem nicht-belasteten Bereich des Kniegelenkes wird ein Knorpel-Knochen-Zylinder entnommen, der in den Defektbereich transferiert wird. Dies kann auch mit mehreren Zylindern erfolgen. Bei größeren Defekten ist dieses Vorgehen aufgrund fehlender Entnahmemöglichkeiten leider nicht mehr möglich. Hier wird der betroffene Bereich des Knochens mit frischem Knochen zum Beispiel aus dem Beckenkamm aufgefüllt, der mit einem Knorpelzelltransplantat fixiert wird.Sofern es sich um einen Knorpelschaden mit umliegend noch intakten Knorpelgewebe handelt, kann unabhängig von der Defektgröße und –lokalisation sowie dem Alter für jeden Patienten die geeignete Behandlung gefunden werden – i.d.R. bereits vor der Operation anhand eines MRTs.  

Knorpeltherapie am Kniegelenk-2

Dr. med. Björn Drews

Leiter der Kniechirurgie & Sportorthopädie Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, spezielle Unfallchirurgie, Sportmedizin

Kontakt:
MVZ Pfronten: 083 63/693-538
Filiale Füssen: 083 62/300-380