Leben

Zwischen Angst und Einsamkeit

Zwei Jahre Ausnahmezustand lässt psychische Krankheiten deutlich ansteigen

Sport-/Bewegungstherapie (z. B. Tai Chi) in der Fachklinik Enzensberg Fotos: Fachklinik Enzenzberg

Sport-/Bewegungstherapie (z. B. Tai Chi) in der Fachklinik Enzensberg Fotos: Fachklinik Enzenzberg

Seit über zwei Jahren leben wir nun schon mit dem Coronavirus. In dieser Zeit mussten wir teilweise gravierende Einschränkungen in unserem Alltag hinnehmen. Für viele Menschen hat diese veränderte Situation die psychische Gesundheit stark beeinträchtigt. Kontaktbeschränkungen führten zu Einsamkeit, Lockdowns zu Existenzängsten. Die Zahl der psychischen Krankheiten hat sich weltweit nahezu verdoppelt – auch in Deutschland hat die Zahl der depressiven Episoden zugenommen.Grund: Das Leben ist für viele Menschen eine erhöhte Stresssituation. So wussten z. B. Eltern nicht, wie sie ihre Kinder betreuen sollen, als die Kitas und Schulen geschlossen hatten. Bestimmte Berufsgruppen wie z. B. Pflegekräfte oder Ärzt:innen arbeiten seit Anfang an am Limit ihrer Leistungsgrenzen. Viel Stress führt immer zu erheblichen psychischen Belastungen mit mangelnder Work-Life-Balance. Auch das fördert und begünstigt psychische Erkrankungen.Daneben trägt die soziale Vereinsamung, die viele über weite Strecken der Pandemie erfahren mussten, ihren Teil zur individuellen psychischen Belastung bei. Vieles war in den letzten Monaten mehr oder weniger verboten oder eingeschränkt. Isolationsmaßnahmen und das Social Distancing waren für viele Menschen eine psychische Zerreißprobe, die an die Substanz geht. Vor allem bei Menschen, die sowieso besonders empfänglich sind für solche Belastungen. 

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Depression als Langzeitfolge von COVID-19

Man muss nicht an COVID-19 erkrankt gewesen sein, um Langzeitfolgen der Pandemie zu spüren. Auch Depressionen, die durch psychosoziale Begleiterscheinungen wie eingeschränkte Kontakte, Einsamkeit, Jobverlust, Ängste vor einer Infektion oder Mehrfachbelastungen entstehen, können Long-COVID-Symptome sein. Dabei können diese schnell auftreten oder sich erst Monate nach der psychischen Belastung einstellen.

Eine Depression entwickelt sich meist schleichend und ist nicht immer leicht erkennbar. Dennoch gibt es Anzeichen, die recht charakteristisch sind. Aus Expertensicht gibt es verschiedene Erscheinungsbilder. Hauptsymptome sind Traurigkeit, gedrückte Stimmung, Interessensverlust und Freudlosigkeit, rasche Ermüdbarkeit und Aktivitätseinschränkung, sozialer Rückzug. Dazu kommen Symptome wie Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit, pessimistische Gedanken an die Zukunft, „Grübelzwang“, Angst, innere Unruhe, Hoffnungslosigkeit und Selbstmordgedanken.

Aber auch körperliche Beschwerden, wie Magendruck, Verstopfung, Durchfall, Kopfschmerz und sonstige Schmerzen, Druckgefühle in Hals und Brust, Herzrasen, Schwindelgefühle, Sehstörungen und Muskelverspannungen, Libidoverlust und Impotenz können Merkmale einer Depression sein. Natürlich hat man nicht gleich eine depressive Phase, wenn man einmal traurig, abgeschlagen und erschöpft ist. Sollte dieser Zustand jedoch länger anhalten, gilt es aufmerksam zu sein. Ein Gespräch mit der:dem Hausarzt:in oder einer:einem Spezialist:in kann Klarheit schaffen und ist auch für die genaue Diagnosestellung notwendig.

Behandlung von Depressionen

Depressionen können heutzutage meist erfolgreich behandelt werden. Wichtig ist zunächst eine ausführliche Aufklärung der Patient:innen und Angehörigen über das Krankheitsbild und die Behandlungsmöglichkeiten.

Leichtere Formen einer Depression können mit etwas Unterstützung (z. B. Beratungsgespräche, Selbsthilfegruppe, körperliches Training, Kreativtherapie, Entspannungstraining) von den Patient:innen selbst bewältigt werden. Reicht dies nicht aus, sind ambulante Gruppenpsychotherapie und Einzelpsychotherapie hilfreich.

Von den vielen Psychotherapieformen, die zur Verfügung stehen, sind nur drei von unserem Gesundheitssystem anerkannt und werden von den gesetzlichen Krankenkassen als ambulante Psychotherapie finanziert. Die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die Psychoanalyse.

Unterstützend können bei depressiven Patient:innen Medikamente (Antidepressiva) eingesetzt werden. Diese tragen dazu bei, dass sich die Stimmung wieder aufhellt, man sich ausgeglichener fühlt und wieder aktiver wird. Antidepressiva machen nicht abhängig und führen auch nicht zu Langzeitschäden.

Behandlungsprogramm der Fachklinik Enzensberg

Gelingt mit den genannten ambulanten Maßnahmen keine nachhaltige psychische Stabilisierung, sollten Patient:innen über einen stationären Aufenthalt in einer Fachklinik nachdenken.

Die Abteilung Psychosomatik der m&i-Fachklinik Enzensberg bietet ein spezielles Behandlungsprogramm für Menschen mit Depressionen an. Alle oben genannten wirksamen Behandlungsbausteine sind neben einer zusätzlichen speziellen „Depressionsbewältigungsgruppe“ in ein vier bis sechswöchiges Gruppenkonzept eingefügt und ein interdisziplinäres, gleichbleibendes Behandlungsteam begleitet und unterstützt die Patient:innen bei der Bewältigung depressiver Erkrankungen. Das feste Programm wird individuell durch zusätzliche Therapie und Beratung ergänzt.

Mehr Informationen finden Sie unter www.fachklinik-enzensberg.de