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Faszination Craft Beer

Über einen fast vergessenen Bierstil und echte Handwerkskunst

©Nathan – stock.adobe.com

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Immer mehr Brauereien setzen auf Craft Beer. Also handwerklich hergestellte Biere, die sich von den Industriemarken in Geschmack und Vermarktung bewusst abheben. Was aber hat es auf sich mit dieser Bewegung? Und was sind die Unterschiede zu den vetrauten Bierprodukten?      

Die Craft Beer-Bewegung kommt aus den USA. Alles begann vor etwa 30 Jahren damit, dass amerikanische Studenten anfingen, ihr eigenes Bier in der Garage zu brauen. Der dortige Markt war zum damaligen Zeitpunkt von gerade einmal drei großen Industrie-Brauereien dominiert. Mehr und mehr Privatleuten gefiel die Idee, ihr eigenes Bier herzustellen und so entwickelten sich die sogenannten Micro-Breweries“ (auf Deutsch, „Mikro-Brauereien“). Davon gibt es inzwischen mehr als 7000 in den USA.

Vor etwa zehn Jahren schwappte der Craft Beer-Trend dann nach Europa. Allerdings waren die Auswirkungen in Deutschland vergleichsweise gering, da die Biervielfalt hierzulande ohnehin seit jeher groß ist. Doch traf und trifft der Trend den Zeitgeist. Regional produzierte Lebensmittel mit Manufaktur-Charakter sprechen den Verbraucher an. Und so gibt es inzwischen auch in Deutschland, besonders im Norden, zahlreiche neue, handwerklich-produzierende Klein-Brauerein. Aber auch einige bekannte Brauerein im Süden setzen verstärkt auf Craft Beer und bieten das Genießer-Getränk zusätzlich zum bestehenden Sortiment an. 

Bier und Craft Beer: Die Unterschiede

„Craft“ bedeutet übersetzt „Handwerk“ oder auch „Kunst“. Es werden also das Handwerk und die Kunstfertigkeit bei der Herstellung betont. Wer Craft Beer braut, nutzt ausschließlich traditionelle Herstellungsprozesse und legt im wahrsten Sinne des Wortes „Hand“ an – ähnlich wie etwa ein handwerklich arbeitender Bäcker.

Obwohl das Reinheitsgebot Grenzen setzt und in der Regel nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser ins Bier dürfen, lässt sich mit diesen vier Zutaten eine Menge kreiieren. Bei Hopfen und Malz ist die Sortenvielfalt groß und es bietet sich an, neue Kreationen auszuprobieren. Manche Brauer lagern ihr Craft Beer außerdem in Holzfässern, was dem Endprodukt zusätzlich eine ganz eigene Note verleiht.

Da ein Craft Beer viel Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt, ist es meist teurer als die gewohnten Biersorten, wie etwa ein klassiches Helles. Dass es schwieriger ist, ein Craft Beer zu brauen als ein Helles, bestreiten Brauereien aber. Zwar erfordere Craft Beer ein besonderes Geschick, ein exzellentes, klassisches Helles zu brauen sei jedoch ebenso eine Herausforderung, da dieser Biertyp keine Fehler verzeihe. Hingegen könnten manche Craft Beer-Sorten mit Hopfen auch einiges überdecken.

Wie schmeckt Craft Beer?

Herzhaft, trifft es wohl es am ehesten. Es schmeckt in eine ganz bestimmte Richtung. Und das ist wohl auch ein wesentliches Merkmal von Craft Beer: dass es sich traut, diese jeweilige Richtung anzunehmen - und zum Beispiel nach Kaffee, Schokolade, malzig, sauer oder bitter zu schmecken. Das muss nicht immer jedem gefallen. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Wer allerdings behauptet, Craft Beer schmecke grundsätzlich nicht, müsste schon jedes Craft Beer der Welt probiert und nicht gemocht haben. Die Unterschiede sind nämlich enorm. Es lohnt sich also offen zu bleiben und immer auch mal etwas Neues zu probieren.
       

Wie trinkt man craft beer?

Craft Beer wird eher verkostet als „heruntergekippt“.

Ähnlich wie beim Wein geht es vor allem darum, die individuellen Aromen zu erkennen und zu schätzen.

Das Bier sollte nicht zu kalt sein. Denn je kälter ein Bier, desto weniger entfalten sich die Aromen.

Der Geschmack entwickelt sich parallel zur Temperatur. Optimal sind zwölf Grad Celsius.

Oft werden Verkostungsgläser zum Trinken verwendet. Ein tulpenförmiges (Wein-)Glas tut es aber auch.