Leben

Neurologischer Rundumversorger

Die Neurologische Klinik Kaufbeuren behandelt Schlaganfälle, Parkinson-Erkrankungen, ALS und vieles mehr

In der Neurologischen Klinik Kaufbeuren begleiten die Mitarbeitenden – hier Dr. Gabriele Escheu – Patientinnen und Patienten mit menschlicher Nähe und hoher fachlicher Kompetenz. Bild: Saskia Pavek

In der Neurologischen Klinik Kaufbeuren begleiten die Mitarbeitenden – hier Dr. Gabriele Escheu – Patientinnen und Patienten mit menschlicher Nähe und hoher fachlicher Kompetenz. Bild: Saskia Pavek

Die Kaufbeurer Neurologie ist die älteste Akutneurologie im bayerischen Allgäu. Das Team behandelt das gesamte Spektrum an neurologischen Erkrankungen. Beim Kampf gegen Schlaganfall, Parkinson oder ALS profitieren die Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten nicht nur von ihrem Wissen und ihren Erfahrungen, sondern auch von einem guten Netzwerk und engen Kooperationen.„Wir sind neurologischer Allroundversorger. Ob vergleichsweise einfache oder schwierige Spezialfälle – wir wissen weiter und können den Menschen helfen. Patient:innen müssen nicht weiter weg, sondern werden hier bei uns im Ostallgäu kompetent betreut und behandelt“, sagt Prof. Dr. Martin Hecht, der Ärztliche Direktor der Klinik.Die Klinik für Neurologie gehört zum Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren. Träger sind die Bezirkskliniken Schwaben. Die Neurologie wird seit 1963 als eigenständige Klinik mit einem eigenständigen Chefarzt geführt. Seit 2009 ist sie räumlich und organisatorisch in das Klinikum Kaufbeuren integriert.

Behandlungsspektrum

In erster Linie behandelt die Neurologische Klinik Schlaganfall- Patienten. Doch das Team kann wesentlich mehr: „Wer einen Schwindel oder starke Kopfschmerzen hat, an Parkinson oder einer Hirnhautentzündung erkrankt ist, der kann sich an uns wenden“, sagt Prof. Hecht. Kompetent behandelt werden auch Menschen, die unter Migräne, Multiple Sklerose oder Demenz leiden, epileptische Anfälle haben oder bei denen ein Hirntumor festgestellt wurde.

Stichwort Parkinson: Es gibt in Bayern nur wenige Einrichtungen, die für Menschen mit diesem Krankheitsbild ein derart breit gefächertes Therapieangebot bereithalten. Dies reicht von der klassischen medikamentösen Therapie über spezielle Pumpentherapien bis hin zur spezialisierten neurologischen Physiotherapie.

Hilfreiche Kooperationen

Die Neurologische Klinik Kaufbeuren ist auch Teil des Neuromuskulären Zentrums München/ Südbayern unter Leitung des Friedrich-Baur-Instituts der LMU München. Neuromuskuläre Zentren sind Zusammenschlüsse von neuromuskulären Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen unter Förderung der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (DGM). Außerdem arbeitet das Team aus dem Ostallgäu bei neuroimmunologischen Erkrankungen eng mit dem Klinikum München- Großhadern zusammen.

Eine enge Kooperation besteht insbesondere auch bei der Schlaganfallversorgung: Die Neurologische Klinik mit ihren 90 Mitarbeiter:innen ist Stufe-2-Klinik im Schlaganfallnetzwerk NEVAS, das den südwestlichen Teil Bayerns betreut. Prof. Hecht: „Das heißt, dass Kaufbeuren einerseits hilfestellende Klinik für umgebende Krankenhäuser ist, andererseits können wir einzelne Patienten effizient an Stufe-3-Kliniken weiterleiten.“ Über NEVAS hat die Klinik direkten Zugang zu den dortigen Hightech-Verfahren wie die mechanische Rekanalisation.

Schlaganfall-Einheit

Die Kaufbeurer Neurologie ist diejenige mit der höchsten Bettenzahl im bayerischen Allgäu: 44 vollstationäre Betten sind es sowie drei teilstationäre Plätze. Dort gibt es eine spezialisierte Schlaganfall- Einheit, die sogenannte „Stroke Unit“. Sie ist nunmehr seit zehn Jahren als regionale Stroke Unit zertifiziert. Das bedeutet, dass die Klinik rund um die Uhr eine durchgehend hohe Schlaganfallversorgung gewährleistet. Sie erfüllt die verbindlichen Standards, die die Deutsche Schlaganfallgesellschaft als unabhängige Institution festgestellt hat. Damit ist sichergestellt, dass Schlaganfall- Patienten hier bestmöglich medizinisch, therapeutisch und pflegerisch versorgt werden und dass die Kaufbeurer Neurologie sämtliche fachlich vorgegebenen Qualitätskriterien erfüllt. Dies wird auch von der Bayerischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung (BAQ) überprüft.

Was die Kaufbeurer Neurologie von Reha-Kliniken und anderen Fachkliniken unterscheidet, ist, dass sie, bezogen auf die Bettenzahl, ein sehr großes therapeutisches Team hat. Daher setzt sie verstärkt auf Einzeltherapien. In der individuellen Behandlung liegt hier das Hauptgewicht. Viel Erfahrung hat das neurologische Team auch in der Schluckdiagnostik. Die flexible endoskopische Evaluation des Schluckens (FEES) sei für die Betroffenen „extrem wichtig und zielführend“, da durch die genauere Diagnostik die Therapie von Schluckstörungen nicht nur bei Schlaganfall-, sondern auch bei Parkinson-Patienten entscheidend verbessert wird.

Die Neurologie ist eine bedeutende medizinische Fachrichtung. Deshalb bin ich froh, dass wir in die hervorragende Struktur des Notfallzentrums des Klinikums Kaufbeuren vollständig integriert sind“, betont Prof. Hecht, der amtierender Vorsitzender der neurologischen Chefarztkonferenz in Bayern ist.

Schnelles Handeln

Das interdisziplinäre Team, zu dem tagsüber durchgehend ein Arzt/eine Ärztin der Neurologie mit einer eigens dafür zuständigen Oberärztin gehört, sichtet hier die ankommenden Patienten. Nachts ist ein neurologischer Dienstarzt ununterbrochen vor Ort, sodass ebenfalls unverzüglich gehandelt werden kann. Schnell wird geklärt, wie ernst die Erkrankung ist und wie dringlich sie behandelt werden muss. „Dazu verfügen die aufnehmenden Pflegekräfte im Notfallzentrum über eine hochspezialisierte Software, die zum einen jedem Patienten direkt die jeweilige Fachrichtung zuordnet und zum anderen die Dringlichkeit mit vorgibt“, erläutert der Ärztliche Direktor der Neurologischen Klinik. So ist gewährleistet, dass die Patienten dem neurologischen Team unverzüglich binnen Minuten vorgestellt werden. Das ist wichtig, denn beim Schlaganfall zählt jede Minute. Je mehr Zeit verstreicht, desto größer werden die Schädigungen. Und je schneller alle handeln, desto mehr Gehirngewebe und Alltagsfunktionen können gerettet werden.

Im Kaufbeurer Notfallzentrum wird schnell gehandelt. Mit Stolz erfüllt es Prof. Hecht, dass seine Klinik seit Jahren beim Einsatz der Lyse-Therapie bei Schlagfällen bayernweit über dem Durchschnitt liegt: Trotz der zum Teil weiteren Anfahrtswege zum Kaufbeurer Klinikum schaffen es die Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten der Neurologie öfter (und auch schneller) als die meisten anderen Kliniken in Bayern, bei Schlaganfall-Patienten Blutgerinnsel in Blutbahnen des Gehirns medikamentös aufzulösen. Bei über 90 Prozent der Patienten dauert der gesamte Vorgang vom Eintreffen bis zum Start der Lyse- Therapie weniger als 60 Minuten, bei vielen auch unter 30 Minuten.

Die örtliche Klinik für Neurologie, die Patient:innen weit über den Landkreis Ostallgäu hinaus versorgt, ist im Verbund mit dem Klinikum Kaufbeuren auch Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians- Universität München (LMU). Außerdem ist sie Ausbildungsstätte der Berufsfachschulen für Krankenpflege in Kaufbeuren und der Physiotherapeutenschule Bad Wörishofen.

Professionell aufgestellt

Die Kaufbeurer Neurologie verfügt über eine eigene Therapieabteilung, in der „den ganzen Tag Neurologie gemacht wird“, wie es der Chefarzt formuliert. Dafür stehen gut ausgebildete Physiotherapeuten und Masseure, Ergotherapeuten sowie Logopäden zur Verfügung. „Wir sind personell gut aufgestellt“, sagt Prof. Hecht. Das Team habe sich mit Mohammad Hujeirat als fünften Oberarzt weiter verstärkt. „Die Hygienemaßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie haben sich längst so etabliert, dass sich jeder guten Gewissens in stationäre Behandlung begeben kann.“ Also nicht warten und Erkrankungen eventuell „aussitzen“, sondern bei entsprechenden Beschwerden ab in die Klinik: Denn nicht nur beim Schlaganfall gilt „Time is Brain“ – „Zeit ist Hirn“. Je schneller ein (Schlaganfall-) Patient behandelt wird, desto weniger bleibende Behinderungen treten auf.