Leben

Wenn die Seele sprechen will

Ein Krankenhausaufenthalt oder eine Krankheit wirft oft viele Fragen auf: Die Klinikseelsorge kann helfen, damit umzugehen

Foto: Khunatorn – stock.adobe.com

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KemptenKrebs, Parkinson, Herzinfarkt. Diagnosen wie diese haben eines gemeinsam: Für den Betroffenen und die Angehörigen ist nichts mehr wie vorher. Krankheiten erfahren wir in unserem Leben als bösartige Einschränkungen, Leid und Schmerz. Wut, Angst, Hilflosigkeit und Verzweiflung stellen das Leben auf den Kopf. Eine Krankheit zu haben, heißt aber auch, dass die Betroffenen Hilfe und Unterstützung brauchen. Von Ärzten, die ihnen mit den körperlichen Symptomen helfen. Aber auch von Menschen, die die Gefühle und Fragen der Betroffenen ernst nehmen.Im Krankenhaus vor Ort sind es die Seelsorger:innen, die den Betroffenen, ihren Angehörigen und Mitarbeiter:innen die Möglichkeit bieten, ausführlich auszusprechen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Die Seelsorge wirkt dabei am Heilungsprozess mit, ist aber anders als die anderen Disziplinen nicht im Diagnoseablauf verplant.Gespräche, die helfenEine wichtige Form der Seelsorge ist das Gespräch. Menschen werden durch die Diagnose einer schweren Krankheit in der eigenen Lebenssicht verunsichert. Sie fühlen sich durch die Krankheit seelisch verletzlich. Viele Menschen haben in Krisen erkannt, wie brüchig das Leben ist, aber auch wie kostbar. Sie haben das Bedürfnis, die Krise einer Krankheit zu verstehen, sie zu ihrem Leben in Beziehung zu setzen und einen Sinnzusammenhang herauszufinden. Eine Aussprache kann dabei helfen.Auch Gefühle wie Hoffnungslosigkeit, Angst oder Zorn können sich in einem Gespräch klären. Neben dem Einzelgespräch gibt es Gruppenangebote, die sich mit den Fragen und Gefühlen von Patient:innen beschäftigen – ob religiöser, seelischer oder sozialer Art. Andere Formen der Seelsorge sind Gottesdienste, Krankensegnungen oder Eucharistien. Hier wird die Möglichkeit gegeben, zur Ruhe zu kommen, sich mit sich selbst und mit Gott auseinander zu setzen.Ganzheitliche FürsorgeAnders als im Krankenhaus, wo der Fokus auf den Körper gelegt wird, kümmert sich die Klinikseelsorge ganzheitlich um den Menschen. Meistens müssen sich die Patient:innen um einiges für den Krankenhausaufenthalt kümmern – und das obwohl sie ohnehin schon krank sind. Die Aufgabe des Seelsorgers ist es daher Zeit mitzubringen. Eine Arbeit, die im stressigen Klinikgeschehen Akzente setzt. Es handelt sich bei der Seelsorge also um einen kommunikativen Vorgang, der zwischen dem Ratsuchenden und dem Helfenden abläuft. Dabei soll der ratsuchende Mensch in Glauben und Leben gestärkt werden. Die Seelsorger:innen sind außerdem der Verschwiegenheit verpflichtet. So können sich Ratsuchende alles von der Seele reden, beten oder einfach nur gemeinsam schweigen. Manchmal tut es schon gut, eine Sorge oder Angst nur ausgesprochen zu haben. Im besten Falle kann ein Gespräch helfen, die Veränderungen zu bewältigen, die eine Erkrankung mit sich bringt, und dabei auch Fragen wie der nach dem Sinn des Leidens nachzugehen.Gelegenheit zum DurchatmenEin offenes Ohr und Zeit für ein Gespräch – Klinikseelsorger:innen sind rund um die Uhr für alle Menschen da, die im Krankenhaus sind: Das sind Patient:innen und Angehörige, ebenso wie Ärzte und Mitarbeitende. Die Seelsorger:innen können helfen, Pflegekräfte, die unter Stress stehen, zu entlasten.Zum einen weil den Mitarbeitenden oft selbst die Zeit fehlt, sich allen Beteiligten und Patient:innen in Krisensituationen zuzuwenden. Zum anderen müssen sie sich auch selbst immer wieder Grenzsituationen des Lebens stellen und stehen häufig unter großer Belastung.Sandra Heitmann

Die Klinikseelsorge


• ist ein Angebot der Kirche

• begegnet allen Menschen gleich – mit und ohne konfesssionelle oder religiöse Bindung

• begleitet den gesamten Weg von Patienten

• wendet sich auch an die Angehörigen und Freunde der Kranken

• tritt auch dafür ein, dass Menschen in Würde sterben können

• ist rund um die Uhr erreichbar (24-Stunden-Rufbereitschaft)

• ist der Verschwiegenheit verpflichtet

• kann im Einzel- oder Gruppengespräch oder in Form von Gottesdiensten, Krankensegnungen und Eucharistien stattfinden

• stärkt Menschen durch Gebete, Segnungen, Gottesdienste, Feiern von Sakramenten