Leben

Luft ablassen

Wenn dem Traktor die Luft ausgeht, muss das nichts Schlechtes bedeuten

Fotos (2): AGCO/Fendt

Fotos (2): AGCO/Fendt

Wenn dem Traktor die Luft ausgeht, muss das nichts Schlechtes bedeuten. Zumindest dann, wenn es nicht um die Motorleistung, sondern um den Reifendruck geht. Was beim Auto überhaupt nicht gewollt ist und mitunter sehr gefährlich sein kann, ist beim Profi-Einsatz in der Landwirtschaft manchmal gewollt: So wenig Druck in den Reifen, dass sich die Flanken nach außen wölben. Durch die geringe Komprimierung der Luft vergrößert sich nämlich die Auflagefläche der Agrar-Pneus. Die Kontaktfläche zwischen Boden und Reifen wird so in der Länge und in der Breite größer. Das hat zwei Vorteile. Erstens verringert sich der Schlupf des Reifens. Das bedeutet, er dreht nicht so schnell durch, wenn er eine schwere Last über ein Feld ziehen muss, wie beispielsweise bei der Bodenbearbeitung auf einem Acker. Das wirkt sich auch positiv auf den Verbrauch des Schleppers aus – bei tendenziell steigenden Dieselkosten ein wichtiges Argument. Schließlich kostet ein Zentimeter mehr Spurtiefe nach einer Faustregel im Acker etwa zehn Prozent mehr Kraftstof. 

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Zweitens verringert sich der Druck auf den Boden, denn das Gewicht der Zugmaschine verteilt sich auf eine größere Fläche. Das klingt erst einmal banal, ist aber ein ganz entscheidender Aspekt. Eine weitere Faustregel besagt nämlich, dass der Bodendruck in zehn Zentimetern Tiefe etwa dem Reifeninnendruck entspricht. Durch weniger bar in den Traktorenreifen wird somit der Oberboden, in dem Millionen von Kleinstlebewesen für die Fruchtbarkeit sorgen, entscheidend entlastet. Landwirte, die bodenschonend arbeiten, erhalten die Ertragsfähigkeit ihrer Flächen, die Wasserspeicherfähigkeit nimmt zu und die Erosion verringert sich. Ein Viertel des Ackerlandes in Deutschland ist stark erosionsgefährdet, bei uns vor allem durch Regen.

Weniger Luftdruck im Feld hat somit nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Vorteile. Das gilt vor allem für den Acker, aber auch für das Grünland. Dabei gibt es aber einen gravierenden Nachteil: Auf der Straße verkehren sich die ganzen Vor- in Nachteile. Mit zu wenig Luft walkt der Reifen mehr, was den Verschleiß erhöht und die Fahrstabilität verringert. Den Reifendruck für die Straße und den Acker mit üblichen Mitteln stetig anzupassen, ist in der Praxis kaum zu realisieren. Traktorenhersteller bieten daher sogenannte Reifendruckregelanlagen an. Bei Fendt ist dieses Produkt beispielsweise unter „Vario Grip“ bekannt. Hier kann der Fahrer in wenigen Augenblicken den optimalen Luftdruck für den Transport auf der Straße oder den schweren Einsatz in der Bodenbearbeitung einstellen, und muss dafür die Kabine nicht verlassen.

Dazu gibt es noch mehr Helferlein, die den Landwirt unterstützen, möglichst pfleglich mit den eigenen Flächen umzugehen. Mit einem variablen Allradantrieb wird der Drehmoment bedarfsgerecht und mit wenig Schlupf auf den Boden gebracht. Der gleiche Effekt wird durch ein elektronisch geregeltes Heckhubwerk erzielt. Ein Spurführsystem sorgt dafür, dass die Arbeitsbreite optimal ausgenutzt und unnötige Überfahrten der landwirtschaftlichen Fläche verhindert werden. Dank GPS wird der Traktor auf der idealen Route über das Feld geführt. Ein Frontkraftheber mit entlastender Regelung verringert den Auflagedruck des Anbaugerätes. Gerade im Grünland sorgt das für ausreichend Grip und für die Schonung des Bodens. Zuletzt ist das Gewicht der Zugmaschine ein wichtiger Aspekt, nicht nur für den Dieselverbrauch. Denn weniger Kilos bedeuten weniger Bodendruck. Ein Aspekt, den der Schlepperhersteller aus dem Allgäu schon lange im Fokus hat. Stefan Georg 
    

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Quelle: PTG Reifendruckregelsysteme GmbH