Wenn eine Schneelawine ins Tal donnert, entfaltet sich eine enorme Energie. Wie viel Zerstörungskraft entsteht, sieht man manchmal erst, wenn der Schnee geschmolzen ist. Dann sind plötzlich Felsen zu finden oder Baumstämme, die wie Streichhölzer umgeknickt wurden. Wenn der Schaden dann noch den Weg und die Weideflächen einer Alpe betrifft, dann kommt Franziska Mitzdorf vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ins Spiel. Die Alpfachberaterin für das Ober- und Ostallgäu steht an einem bewölkten Tag im letzten Oktober bei leichtem Nieselregen an einem Berghang und begutachtet zusammen mit Markus Bertele, dem Senn der Willersalpe bei Hinterstein, die Situation. Im Winter 2019 rauschte in der Nacht eine Schneelawine vom Ponten herunter und den Willersbach entlang ins Tal Richtung Hinterstein. Dabei riss sie eine Brücke mit, zerstörte den Weg mitsamt einer Furth und hinterließ auch auf den Weiden ihre Spuren. Die damalige Zerstörung kann man jetzt nur noch erahnen. Zum Glück gab es keine Personenschäden. Markus Bertele hat einiges hinter sich. Der Älpler musste eigentlich gleich zweimal aufräumen. Das erste Mal nach der Lawine und im Jahr 2020 noch einmal, als starker Regen im Frühjahr viel Holz herschwemmte. Die Brücke auf dem Weg zur Willersalpe hat es beispielsweise an beiden Ereignissen erwischt. Innerhalb von sechs Jahren musste sie nun schon das dritte Mal wieder aufgebaut werden. Aber die Mühen sind notwendig. Würde sich niemand der Aufgabe annehmen, käme das Vieh nicht mehr auf die Weideflächen und diese würden mehr und mehr mit Sträuchern und Unkraut versteppen. Daher muss rasch mit den Aufräumarbeiten begonnen werden. Insgesamt hat Markus Bertele mit vier Mitstreitern zwei bis drei Wochen aufgeräumt und dabei viel Brennholz zusammengetragen. Damit die Profis am Berg auch entlohnt werden können, kann er mit einer finanziellen Unterstützung aus dem Bayerischen Bergbauernprogramm rechnen. Und da tritt Franziska Mitzdorf auf den Plan. Im Rahmen dieses Programms ist es bereits das zweite Mal, dass sie sich auf den Weg ins Hintersteiner Tal machte. Zuerst hatte sie den Schaden begutachtet und dokumentiert. An dem Oktobertag ist sie wieder auf der Willersalpe, um sich zu versichern, dass die Arbeiten wie vorgesehen erledigt wurden und damit die Hilfsgelder fließen können.
2021-08-24